Ramón J. Sender Réquiem por un campesino español (Mosén

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Ramón J. Sender
Réquiem por un campesino español (Mosén Millán) 1953
Ein fesselndes Buch, das die Historie erschließt, indem sie ihr Wirken im
kleinsten Kreis, einem abgelegenen Dorf, aufzeigt. Die Fabel spricht für sich.
Ihr ist nichts hinzuzufügen. Keine stilistischen Fiorituren. Kein Kommentar.
Besitz entscheidet über den Rang in der Gesellschaft, die im Spanien der 1930er
Jahre noch weitgehend ständisch gegliedert und entsprechend undurchlässig
erscheint. Besitz und Rang werden ohne Wenn und Aber verteidigt, das
Eigeninteresse kennt keine moralischen Bedenken, respektiert auch nicht das
Recht auf Leben.
Interessant ist, dass überwiegend vom Standpunkt des Dorfpfarrers erzählt
wird, der zwar innerlich durchaus zwischen den Fronten von Arm und Reich, von
Macht und Ohnmacht unterscheiden kann, sich aber äußerlich dem Unrecht, das
er sehr wohl als solches empfindet, nicht widersetzt. Im Gegenteil, er verrät
das Versteck Pacos, eines Menschen, den er seit seiner Kindheit ein ganzes
Leben lang beobachtet, begleitet und sogar geliebt hat und den die Faschisten
für besonders gefährlich halten.
Dieser Paco, Anhänger der neuen, republikanischen Ideale, hatte als junger
Ministrant ein Schlüsselerlebnis. Als der Pfarrer ihn einmal mitnimmt zum Rand
des Dorfes, wo Menschen so arm sind, dass sie ihn Höhlen leben, fragt er, ob es
nicht möglich sei, diesen Menschen zu einem besseren Leben zu verhelfen. Der
Pfarrer antwortet, Gott wisse schon, was er tue.
Der Pfarrer leistet dem Druck der faschistischen Todesschwadronen keinen
Widerstand und gibt das Versteck Pacos preis. Er verlässt sich auf das
Versprechen, der Gesuchte werde in einem fairen Verfahren vor Gericht
gestellt.
Doch der Junge wird wie viele andere vor ihm ohne Federlesens hingerichtet.
Der Pfarrer besteht dabei lediglich auf Beichte und letzter Ölung für den
Todgeweihten, d.h. er zieht sich auf kirchliche Formalia zurück und beschränkt
sich aufs Beten. Er hat natürlich Angst angesichts der Morde – begangen auch an
politisch völlig unbedarften alten Frauen, die sich nur versammelten, um
Neuigkeiten auszutauschen – deren Zweck darin besteht, nicht nur um politische
Gegner sofort auszuschalten, sondern auch um den Rest des Dorfes zu der
Einsicht zu bringen, es könne jederzeit jeden genauso treffen.
Die Faschisten achten darauf, dass der Pfarrer seine kirchlichen Pflichten
weiter ausführen kann, denn sie profitieren von der Kirche als einer mit ihnen
ideologisch verbündeten Institution. Die bis ins einzelne vorausgeplante
Erschießung Pacos auf dem Friedhof zeigt dies.
Heimlich singen die Dörfler noch ein Jahr nach den Massenerschießungen:
Romance:
Ahí va Paco el del Molino,
que ha sido sentenciado,
y que llora por su vida
camino del camposanto.
Y al llegar frente a las tapias
el centurión echa el alto.
Y los llevan, ya los llevan
atados brazo con brazo.
Las luces iban po’l monte
y las sombras por el saso.
Lo buscaban en los montes,
pero no lo han encontrado;
a su casa iban con perros
pa’ que tomen el olfato;
ya ventean, ya ventean
las ropas viejas de Paco.
En la Pardina del monte
allí enontraron a Paco;
date, date a la justicia,
o aquí mismo te matamos.
Y lo llevan cuesta arriba
camino del camposanto.
Aquel que lo bautizara,
Mosén Millán el nombrado,
en confesión desde el coche
le escuchaba los pecados.
entre cuatro lo llevaban
adentro del camposanto,
madres las que tenéis hijos
Dios os los conserva sanos
y el Santo Ángel de la Guarda.
En las zarzas del camino
el pañuelo se ha dejado,
las aves pasan de prisa,
las nubes pasan despacio.
La cotovías se paran
en la cruz del camposanto.
Y rindió el postrer supiro
al Señor de lo creado.
Amén
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