FLOCCÍ FACERE UND FLOCCÍ NON FACERE Wenn eín Wort

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FLOCCÍ FACERE UND FLOCCÍ NON FACERE
Wenn eín Wort haufig mit eíner Negation verbunden wírd, kann
die Negation bísweílen ausgelassen werden, und das ursprungliche
Komplementwort wírd zum alleinígen Trager der negatíven Bedeutung Beispíele sínd etwa frz personne ‘niemand» pas ‘nein’ oder
‘nicht’, span nada ‘níchts> (< [non] nata res), spatlat alías fur nemo
Mehrere Forscher haben diese Erscheínung behandelt, u a O Jespersen, Negation ni Englísh (Kopenhagen 1917) 19 ff, 3 Wackemagel, Vorlesungen uber Syntax 2 (Basel 1928)> 273, E Lofstedt, Coníectanea (Uppsala 1950), 28 ff, Ved, ALMA 29 (1959), 73 ff (ttber
mlat prorsus fur prorsus non, magís fur magís non) Es lassen sích
weítere gleichartíge Belege aus dem Míttellateín hinzufugen Aus den
Vitas sanctorarn patram Emeretensíam (ed 3 N Garvín, Washíngton 1946) notíere ích omníno statt omníno non 5 164, 34 f
hornínes malos Piano mili caasam obucere ínpostrnodam omníno
dubítabo «1 shall have no doubt that » Garvín ríchtíg, aber seine
Erklarung der Stelle 5 369 mt falsch «use of dabítare to express
thought vergíng on the affirmatíve» i Es erhebt sích die Frage, ob
auch altlat Ausdrucke vom Typus ¡loca facere neben ¡loca non
facere ‘fur wertlos halten> ebenso zu erklaren sínd
Im ThLL 6 1, 915> 61 ff werden die Belege fur ¡loca (non) ¡acere
(cestímare usw) verzeíchnet Zweí Gruppen werden unterschíeden
«A í q alícuxus, sed paruí momenti aestimo’>, «B parui aestímo,
Aus Jespersens
Muttersprache
kann eín weíteres
fleispíel
hínzugefugt
werden, und zwar paa langí naer fur zkke paa iangt naer, s Ordbog over dei
danske sprog Bd 12 S 348, ebenso ím Norwegischen, z B beí Hákon Meyer,
Fi anneí syn (1952) 176 Etwas andersartíg, aher in díesem Zusammenhang
doch erwahnenswert íst auch das engí uingangssprachlíche ¡ could care less
statt ¡ could not care tess
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BENGT LOrsTEDT
fere níhílí aestímo, contemno» Die Belege der Gruppe A sínd
samtlích negíert ~, Typus Plaut Rud 782 ego, quae tu loqaere,
¡loccí non ¡acto Die von B sínd nícht negíert, Typus Plaut Epíd
348 dam tíbí ego placeam meurn íergam ¡loccí ¡acio Grammatísch
lasst sích diese Aufteílung des Materíals verteidígen, semantísch
besteht aher keín Unterschíed zwíschen den beiden Typen ¡loccí
íío>í ¡acere und ¡loccí ¡acere bedeuten beide ‘fur níchts imIten’
Interessant íst nun, dass dic Belege fur ¡loccí non ¡acere vid
iahlreicher als die fur ¡loccí ¡acere sínd, die Verhaltnísse sínd etwa
5 1 Díes konnte dic Annahme nahe legen, der letztere Typus habe
sích aus dem ersteren durch Wegfall der Negation ent’wíckelt, ¡loccí
¡acere fur floccí non ¡acere ware demnach cm mit prorsus fur
prorsus non, pas fur ne
pos paralleler Ausdruck Man konnte
auch darauf hínweísen, dass in mehreren gleichartígen Ausdrucken
die Negation regelmassíg íst, so wírd nach dem ThLL hílum nur
ín Verbíndung mit eíner Negation gebraucht (híeraus ni/nl), und
dasselbe gílt nach Forcellínís Worterbuch fur pitas nr Bezeíchnung
eíner Kleínígkeít Dic entsprechenden Ausdrucke in modernen Sprachen werden auch in der Regel nur negíert gebraucht, so dt deut,
engí xvhut, straw, schwed dy¡t, dugg
Diese Erklarung wírd aher dem Tatbestand nícht gerecht Zonachst íst zu beachten, dass sích keín chronologísches Nacheinander
der beiden Typen feststellen lasst beide treten ím Altíatein gleíchzeítíg auf Ferner líegen dic Dínge beí dem gleíchbedeutenden Ausdí-uck naucí (non) ¡acere ahnlích wíe aus den Worterbuchern ersíchtlích, íst naucí in díeser Wendung in der Regel negíert (so ímmer
2 Als cinzíge Ausnahme wírd ím ThLL verzeíchnet Ter Lun 302 f Vi illuní
di deaeque perdant
meque adeo
quí íllum floccí fecerím Híer wírd aber
das floccí facere beklagt, uná der Zusammenhang íst also negatír, gemeínt íst
ja ‘ích hatte mích gar nícht um ilin kummern sollen, wenií man den letzten
Salí ms Englísche ubersetzt, íst es nattíriích, das sonst nur in negieríen Ausdrtícken auftretende at alt su verwenden
who cared for hím at alt, und auf
Schwedísdm wurde man das sonst nur negíerte dugg oder dyft (genaud semantísche Gegensíucke von floccí) gebrauchen
som brydde míg ett dyft om
honom’ — Donatus bemerkt mr Stelle nota <1loccí ¡acere, ut> flaccí pendere
ci contemnere et ‘non contenínere significare, ut nunc Dic tlbersetzung von
¡¡ccci ¡acere durch ‘non conteinnere íst híer wegen des negatíven Kontextes
nícht ungerezmt, dic Glossatoren beben sic aber falscblícherweíse verzíflgeuíieínert,
vgl a B CCL 4, 77, 37 ¡¡ccci feceríní non coniempsetínz es weitcr Fhesau,its
g¡ossarí¿nz e,nendatarum 1 S 457)
«FLOCCI FACERE» UNO «FLOCCí NON FACERE»
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beí Plautus), aber bereíts beí Naevius trítt es ohne Negation auf
eíus noctem naaco dacere (beí Festus 5 166 M ) t
Die Ausdrucke nauco dacere beí Naevius und ¡loccí ¡acere bei
Plautus und anderwo sínd ‘fur nur ausserst weníg wert halten’ zu
ubersetzen, was in der Tat einem ‘fur wertlos halten’ gleíchkommt
Das Lateínísche verwendet in derartígen Ausdrucken keín Gegenstuck
zu unserem nur> <vgl Menges Repet¡toríum § 497) tlnsere Ausdí-ucke
wurden durch haufige Genítíví pretíí vom Typus paraí ¡acere, mívumí
¡acere gestutzt Parallel íst auch z B eín Ausdruck wíe amas aestímemas assís beí Catulí 5, 2 f rumores qae senam seueriorum omnes
unías ~ aestímemas assís, naturlích íst nícht an Wegfall eíner Negation zu denken, obgleích der negíerte Ausdruck haufiger sein durfte
(vgl etwa Catuil 33, 7 f natís pilosas, fílí, non potes asse uenclítare)
Durch Hinzufugung cíner Negation werden derartíge Ausdrucke nur
5
noch uberboten, der Sínn wírd naturlích nícht geandert
Statt non ¡loccí, non naucí usw hatte man víelleícht Konstruktionen mit nc
quídem erwartet Sie sínd aber sehr selten, ích
notíere etwa Cic. ad Q ¡r 2, 16, 5 ego nc píio quídem minas me
amabo, ahnlích Att 5, 20, 6 Ebenso heísst es auf Deutsch ímmer
(¡cli schere mích) keínen Deut (am íhn), nícht nícht eínrnal cínen
Deut, und dasselbe gílt mutatís mutandís fur die entsprechenden
Ausdrucke ín anderen Spracherí
Konstruktíonen mit ne
qaídem,
nícht cinmal usw waren zu lang und schleppend in diesen kraftígen
Ausdrucken
BENGT LOFSTEDT
3 Ursprungiiche Bedeutung und Etymologíe von naucus (~um~) sind unsícher,
da das Wort nur in unserem Ausdruck vorkommt Híer bat es sích wohl z T
wegen der Aliítteratíon erhalten Zu beachíen íst aber, dass in derartígen
negatíven Ausdrueken uberhaupt oft Worter uberleben, dic sonst ausgestorben
sínd, vgl noch lat hítuní, engí whít (nach dem Oxford English Díctíonary
nur xioch ini Ausdruck not a whít), dt deut, schwed dyfí, dugg
4 Híer spíeit allerdíngs auch die Gegenuberstellung omnes unius cine Rolle,
s Kroli z St
5 Nach L Muller, Phílologus 37 (1877), 359 bedeutet allerdíngs non naucí
‘graues>, ‘non spernendi an der folgenden Stelle Plaut Paras III ambo magna
laude, lautí> postrenio ambo sumas non naucí Da wír den Kontext mcht haben,
iasst sích aher nícht mit Sícherheít entscheíden, ob batí und non naucí
Synonyine mier Antonyme sinO Muflers Aufsatz enthalt ini ubngen niebrere
wertvolle Bemerkungen zu unserem Problem
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