Subido por gonzalezfelipe44

VIER05

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VIER
ILLUSTRATION Holger Fischer [ Cartoongruppe zum Thema » Nachwuchs « ]
BETREUUNG Prof. Bernd Bexte
Das Magazin der Hochschule für Künste Bremen
Über Nachwuchs
VIER 05
ART
Hotel im Ufo
Über Umwege ans Ziel
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MUSIC
Kapitäne und Kantoren
Telemann in Hamburg
NACHWUCHS
Kreativität und Gehirn
Professor Dr. Dr. Gerhard Roth vom Institut für Hirnforschung der
Uni Bremen versucht, wissenschaftlich zu ergründen, was sich unter
der Schädeldecke abspielt, wenn kreative Prozesse im Kopf ablaufen.
Musik kann viel mehr
Almut Cordes, Musikpädagogin an der Hochschule für Künste
Bremen, über Breiten- und Spitzenförderung und die Bedeutung
von musikalischer Bildung.
Der junge Mann und das Saxophon
Über den gar nicht so alltäglichen Alltag des Jungstudenten
Georg Franz, der in Espelkamp bei Minden wohnt und an der
Hochschule für Künste Bremen studiert.
Ganz normale Hochbegabte
Die Geschwister Julika, Miriam und Jannis Rieke sind Jungstudierende an der HfK. Sie berichten, wie sie ihren
Hobbys nachgehen können trotz des zeitintensiven Lernens.
Musik gegen Sprachlosigkeit
Prof. Thomas Krämer untersucht den pädagogischen und
integrativen Aspekt von Musik. Ein Plädoyer
für den Musikunterricht – je früher, desto besser.
Process – Please
VIER inszenierte Materialien, Skizzen, Fotos etc. aus den
Erstsemesterworkshops des Studiengangs Integriertes
Design. Ein visueller Einblick in die Prozesse der Workshops.
Zu wenig Nachwuchs, mehr Wettbewerb
Interview mit Sebastian Turner, Vorstandsvorsitzender
der Scholz & Friends AG, Mitbegründerin des interdisziplinären Praktikantenprogramms »creative village«.
Eine Prise Gestaltung in die Bildungssuppe
Die Agentur »Fuenfwerken« hat die Initiative »gestaltBildung«
ins Leben gerufen, die der kreativen Mangelernährung im Schulunterricht entgegenwirken will.
Die Kunst gehört zu meinem Leben
Interview mit Bremens Senatorin für Bildung und Wissenschaft
Renate Jürgens-Pieper über den Stellenwert von
musischen und künstlerischen Fächern in ihrer Politik.
Lust am Forschen
Seit drei Jahren veranstaltet die Universität Bremen gemeinsam
mit der Hochschule für Künste Bremen in den
Osterferien eine Kinder-Uni für Schüler von 8 bis 12 Jahren.
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Rotes Licht, Stille
Kulturelle Bildung von Anfang an
Abenteuer Musik
Ein Fest für Blockflöten
The Joy of Toy
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DESIGN
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Willkommen im Leben
Mo Stadt
Richard Wagner und die Raketenabwehr
Räume verbinden
Geschichte der Szenografie
Die Freiheit der anderen
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THEORY
Künstler als Wissenschaftler und Kunsthistoriker
Buxtehude jenseits der Orgel
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INTERDISZIPLINÄR
The Turn of the Screw
Ein Festival aller Künste
Was macht ein Fisch in der Fabrik?
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CAMPUS
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Expand Your World
Nachhaltiger Erfolg
Allrounder mit unterschiedlichen Schwerpunkten
Als Musiker ist man Einzelkämpfer
Constructed Mind in Starcatcher Time
... und in Zukunft
Vom Tutu zum Objektiv
Wie man mit Mode Karriere macht
Mode und Körper in der Fotografie
Connected with Cairo
Design – Ein Privileg der entwickelten Welt
Berge nach Norwegen tragen
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Meldungen
Den Mythos des Design-Stars demaskieren
Gäste an der HfK
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Personalia
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Auszeichnungen
Neu im HfK-Shop
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Leserbriefe
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Index
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Kalender
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Impressum
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EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
wer heute die Zeitung aufschlägt, findet fast nur noch negative Schlagzeilen, wenn es um
das Thema » Nachwuchs « geht. Die vielen positiven Gegenbeispiele und die vielfältigen
Bemühungen, diesem negativen Trend etwas entgegenzusetzen, bleiben dagegen fast unbemerkt. Jugendgewalt, Orientierungs - und Perspektivlosigkeit haben soziale, politische
und kulturelle Ursachen. Aber auf der individuellen Ebene ist immer auch ein mangelndes
Selbstwertgefühl mit im Spiel, wie uns die Fachleute versichern. Damit bekommt jedes
Projekt, welches darauf abzielt, das kreative Potenzial junger Menschen zu entfalten — auf
welcher Ebene und in welcher Altersstufe auch immer —, eine eminente gesellschaftliche
Bedeutung. Denn neben Gefahren und Risiken gibt es auch Ermutigendes, positive Projekte,
gute Beispiele. In der aktuellen VIER richten wir den Fokus auf genau solche Aktivitäten.
Wir werfen einen Blick auf die hochbegabten Schülerinnen und Schüler, die als
» Jungstudierende « an der HfK Bremen ein Musikstudium absolvieren, befragen sie zu ihren
Studienerfahrungen und dazu, wie sie Studium und Schulalltag unter einen Hut bekommen.
Wir schauen den Erstsemestern über die Schulter und beobachten ihre ersten Schritte im
neuen kreativen Milieu einer Kunsthochschule. Außerdem haben wir den Gehirnforscher
Gerhard Roth gebeten, den Leserinnen und Lesern eine Ahnung davon zu vermitteln,
was sich unter der Schädeldecke abspielt, wenn kreative Prozesse im Kopf ablaufen. Ein
hochinteressanter naturwissenschaftlicher Beitrag !
Auch die gesellschaftliche und politische Dimension kommt in den Blick: Im Heft
haben wir ein leidenschaftliches Plädoyer für den Musikunterricht — so früh und so intensiv
wie möglich —, sowie Fragen hierzu an die neue bremische Wissenschaftssenatorin. Auch
einzelne private Agenturen aus dem Designbereich begreifen Nachwuchsförderung als
eine gesellschaftliche Aufgabe. VIER fragte sie nach den Zielen und den Motiven für ihr
Engagement. Die Gestaltercrew der VIER wiederum hat sich mit dem Thema auf ganz eigene
Weise auseinandergesetzt. Mit einem Augenzwinkern werden Assoziationen an die Zeit,
als man noch selbst ziemlich »grün hinter den Ohren« war, in wunderbare, leicht surreale
Spinatbilder umgesetzt.
Neben dem Schwerpunktthema stellen wir wieder die wichtigsten Projekte aus allen
Bereichen der HfK vor, die im letzten halben Jahr realisiert wurden. Von besonderem Interesse
im Kontext dieses Heftes sind sicherlich die Berichte über die Aktivitäten im Schul- und
Vorschulbereich sowie die Projekte zum Stichwort Professionalisierung. Der Blick über
den Tellerrand geht dieses Mal vor allem nach Kairo, wo ein ambitioniertes Studienprojekt
gestartet wurde, um den viel beschworenen Dialog zwischen den Kulturen ganz konkret
aufzunehmen. Natürlich wird auch aus der Lehre berichtet. VIER stellt wie in jedem Heft
zwei Studienrichtungen der HfK vor: dieses Mal sind Schlagzeug sowie Modedesign bzw.
Modefotografie an der Reihe. VIER befragt Ehemalige aus diesen Bereichen nach ihren ersten
Erfahrungen als » Berufsnachwuchs «.
Es ist ein langer Weg von den ersten spielerischen Takten auf einem Kochtopf bis zum
» verheißungsvollen Nachwuchsschlagzeuger « oder von der ersten Kinderzeichnung zum
preisgekrönten Kleiderentwurf. Aber hier schon sehr frühzeitig mitzuhelfen, die vielleicht
entscheidenden Weichenstellungen zu ermöglichen und später das professionelle Rüstzeug
zu vermitteln, das ist eine zentrale, sicherlich wohl die schönste Aufgabe einer Hochschule
für Künste. Dabei geht es jedoch nicht nur um die optimale Förderung und Ausbildung
des Individuums, sondern eben auch um die Wahrnehmung unserer gesellschaftlichen
Verantwortung. Thomas Krämer bringt es in seinem Artikel polemisch auf den Punkt: » Wer
musiziert, wirft keine Brandbomben. «
Prof. Dr. Manfred Cordes,
Rektor der Hochschule für Künste Bremen
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KREATIVITÄT
UND
GEHIRN
Text 0 Gerhard Roth
Fotos 0 Shushi Li, Eike Harder
Professor Dr. Dr. Gerhard Roth vom Institut für Hirnforschung
der Universität Bremen versucht, wissenschaftlich zu ergründen, was sich unter der Schädeldecke abspielt, wenn
kreative Prozesse im Kopf ablaufen. Wie weit reichen unsere heutigen Kenntnisse um diese Vorgänge zu verstehen ?
8– 9
Wer von uns möchte nicht kreativ sein, d. h. etwas Neues, Originelles, Aufsehenerregendes hervorbringen ? Wie aber wird man kreativ ? Kann man das überhaupt lernen — so wird häufig gefragt — oder ist Kreativität angeboren ?
Eine bekannte Definition lautet: » Kreativität ist die Fähigkeit des Menschen,
Denkergebnisse beliebiger Art hervorzubringen, die im wesentlichen neu sind
und demjenigen, der sie hervorgebracht hat, vorher unbekannt waren. « Das
kreative Produkt » kann eine künstlerische, literarische oder wissenschaftliche
Form annehmen oder durchführungstechnischer oder methodologischer
Art sein « ( Drevdahl, 1956, zitiert nach Amelang und Bartussek, 1997 ). Nach
Meinung des seinerzeit einflussreichen Kreativitätsforschers J. P. Guilford ist
Kreativität die Fähigkeit zu divergentem Denken, bei dem der Bereich möglicher
Lösungen eines Problems oder einer Aufgabe nicht von vornherein feststeht
( Guilford, 1950 ). Ist Letzteres aber der Fall, dann ist laut Guilford konvergentes
Denken am Platze.
Man kann bekanntlich auf sehr unterschiedliche Art kreativ sein. Dennoch
sollte man sich das Feld, auf dem man sich betätigen möchte, sorgfältig aussuchen. In umfangreichen Untersuchungen machten sich schon vor längerer
Zeit der amerikanische Psychologe Lewis Terman ( Autor des bekannten
Stanford-Binet-Tests ) und nach ihm andere amerikanische Psychologen daran,
den Intelligenzquotienten ( IQ ) und damit — wie man meinte — die Kreativität
» bedeutender Personen « zu bestimmen. Sie kamen hierbei zu IQ-Werten von
180 oder gar darüber, die sie etwa bei Goethe, dem Naturforscher Francis
Galton und dem Philosophen Blaise Pascal fanden, und einem eher niedrigen
IQ von 125 bei berühmten Militärs. Im Durchschnitt erzielten Philosophen die
höchsten IQs, gefolgt von Dichtern und Staatsmännern, Volks- und Betriebswissenschaftlern, Musikern ( Mozart soll einen IQ von 155 gehabt haben ), und das
Schlusslicht bilden — wie erwähnt — die Militärs. Wie Amelang und Bartussek
lakonisch feststellen, spiegeln diese IQ-Rangfolgen berühmter Männer wohl
vor allem den Stellenwert verbaler Fähigkeiten in der Ausübung der jeweiligen
Disziplin wider, und dieser ist im Gegensatz zur Philosophie und Poesie in der
Kriegskunst wohl nicht sonderlich hoch ( von Ausnahmen wie Napoleon und
Clausewitz abgesehen ).
Neben einer hohen sprachlichen Begabung geht es bei der Kreativität, wie
sie in den Kreativitätstests ( z. B. dem Guilford-Test ) untersucht wird, vor allem
um folgende Aspekte kreativen Denkens: 1. schnelles Erkennen des Problems;
2. rasches Hervorbringen unterschiedlicher Ideen, Symbole und Bilder;
3. Flexibilität des Denkens, Wechsel der Bezugssysteme und Finden von
Alternativen; 4 . Um- und Neuinterpretation gewohnter Dinge und Wege;
5. schnelles Erfassen der Realisierbarkeit allgemeiner Pläne und 6. seltene und
unkonventionelle Gedankenführungen und Denkresultate ( vgl. Asendorpf ).
Aus dem bisher Gesagten wird klar, dass die Begriffe Kreativität und Intelligenz zwar keineswegs dasselbe bedeuten, aber doch systematisch
zusammenhängen ( Amelang und Bartussek, 1997 ). Entsprechende Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Kreativitätsskalen und IQ ergeben einen
Korrelationskoeffizienten zwischen 0,4 und 0,5. Deutlicher ausgeprägt — und
zwar mit einem Koeffizienten von über 0,5 — ist die Korrelation zwischen
Kreativität und dem Verbalteil von IQ-Tests. Die von Fachleuten favorisierte
Interpretation lautet, dass hohe Intelligenz zwar nicht gleichbedeutend mit
hoher Kreativität ist, dass aber hohe Kreativität eine überdurchschnittliche,
insbesondere sprachliche Intelligenz voraussetzt. Vermutungen über den
Zusammenhang zwischen Kreativität und Intelligenz gehen in die Richtung,
dass Intelligenz eher etwas mit basalen Eigenschaften kognitiver Prozesse,
Kreativität dagegen mehr mit komplexeren Eigenschaften dieser Prozesse zu
tun hat.
In einer Einschätzung der Persönlichkeit kreativer Menschen stellte
sich heraus, dass sie autonom sind, selbstgesteuert, emotional stabil und
hoch leistungsmotiviert mit einer Vorliebe für Praxisdenken und kognitive
Beschäftigung, von hoher allgemeiner Intelligenz und mit weit gestreuten
Interessen. Auch dies deutet darauf hin, dass hohe Intelligenz eine wichtige
Grundlage für Kreativität ist. Welche neurobiologischen Grundlagen könnte
Kreativität haben ? Leider sind wir hier überwiegend auf Vermutungen
angewiesen. Zunächst einmal können wir davon ausgehen, dass diejenigen
Hirnprozesse, die bei der Intelligenz eine Rolle spielen, auch für die Kreativität
wichtig sind. Dies stimmt mit der Tatsache überein, dass Kreativität am ehesten
als Funktion des präfrontalen Cortex angesehen werden kann, denn Läsionen
des präfrontalen Cortex führen zu Zuständen, die typisch unkreativ erscheinen.
Zu den Folgen präfrontaler Läsionen gehören der Verlust divergenten Denkens,
d. h. der Fähigkeit, auf neue Lösungen eines Problems zu kommen und sich
Alternativen einfallen zu lassen, und eine Beeinträchtigung der Fähigkeiten zum Entwickeln neuer Strategien ( vgl. Knight und Grabowecky, 2000;
Förstl, 2002 ).
Die Vermutung liegt nahe, dass diese Starrheit bzw. mangelnde Plastizität
des kognitiven und exekutiven Systems eine Folge mangelnder Plastizität der
involvierten neuronalen Netzwerke ist. Die Plastizität neuronaler Netze hängt
im Wesentlichen von der Eigenschaft synaptischer Kontakte ab. Ein Typ von
Synapsen, der zweifellos eng mit neuronaler Plastizität und Lernen zu tun hat,
ist die NMDA-Synapse, wenn auch zu bedenken ist, dass es Lernvorgänge gibt,
die nicht NMDA-vermittelt sind ( vgl. Roth, 2003 ).
Eine weitere wichtige Komponente ist der Effekt von Neuromodulatoren,
d. h. von Dopamin, Serotonin, Acetylcholin und Noradrenalin, auf die synaptische Übertragung. Während nach derzeitiger Meinung Noradrenalin einen
eher unspezifischen erregenden und Serotonin einen eher unspezifischen
dämpfenden Effekt hat, greifen Dopamin und Acetylcholin spezifischer in das
synaptische Geschehen ein. Acetylcholin spielt über das basale Vorderhirn
bei der Steuerung cortikaler Aufmerksamkeit vermutlich eine wichtige Rolle
( Voytko, 1996; Givens und Sarter, 1997 ). Dopamin ist für den vorliegenden
Zusammenhang besonders interessant, weil der präfrontale Cortex der
Hirnrindenanteil ist, der den höchsten Dopaminspiegel aufweist. Dieser stammt
aus den Afferenzen des mesolimbischen Systems zum präfrontalen Cortex
( s. Roth, 2003 ).
Patienten, die unter Schizophrenie leiden, zeigen zwei ganz unterschiedliche
Zustände ihrer Erkrankung, nämlich eine » produktive « Form, die durch
positive Symptome wie Wahn, Halluzinationen, Witzelsucht und » Ideenflucht «
gekennzeichnet ist, und eine zweite Form, die sich durch eine negative Symptomatik wie Gefühls- und Spracharmut und Perseveration auszeichnet ( Falkai
et al., 2000 ). Man könnte die erste Form als übertriebene Kreativität ansehen:
Der Patient springt in seinen Ideen und Assoziationen wahllos hin und her
(kommt vom Hölzchen auf das Stöckchen, wie man in Norddeutschland sagt)
und macht oberflächliche Späße ( manchmal durchaus auch originelle! Mein
Vater, Mediziner, berichtete von einem Patienten, der gefragt wurde: » Wissen
Sie, wer Bismarck war ? « Die Antwort lautete: » Ja, Bismarck-Hering ! « Zweite
Frage: » Und wer war Luther? « Antwort: » Kein Hering. « ).
Seit Längerem wird diskutiert, dass die produktive Symptomatik
vornehmlich auf einer Störung der Dopaminaktivität im präfrontalen Cortex
beruht ( die sogenannte » Dopaminhypothese «; vgl. Byne et al., 1999; Falkai et
al., 2000; ). Antipsychotische Medikamente, sogenannte Neuroleptika, wirken
hemmend auf D2-Dopaminrezeptoren im präfrontalen Cortex ( allerdings
wirken sogenannte atypische Neuroleptika, z. B. Clozapin, nicht auf den D2Rezeptor, sondern auf den D4-Rezeptor ). Umgekehrt verstärken DopaminAgonisten wie Kokain, Amphetamin und L-Dopa psychotische Symptome.
Nimmt ein schizophrener Patient z. B. ein Amphetamin ein, dann werden seine
Krankheitssymptome verstärkt ( Kolb und Wishaw, 1996 ).
Schizophrene zeigen charakteristischerweise während der negativen
Phase eine deutlich verringerte Aktivität des präfrontalen Cortex ( eine
sogenannte Hypofrontalität ), die mit einer verringerten Aktivität mesolimbischer dopaminerger Neurone einhergeht, von denen der präfrontale
Cortex innerviert wird. Es gibt jedoch eine wechselseitige Regulation des
Dopaminspiegels im präfrontalen Cortex und im mesolimbischen System. Eine
Injektion von Dopamin in den präfrontalen Cortex führt zu einer Reduktion
des Dopaminspiegels ( wahrscheinlich wird dem mesolimbischen System
dadurch gemeldet: » Es ist im präfrontalen Cortex Dopamin in Hülle und
Fülle vorhanden, also bitte Produktion herunterfahren ! « ). Die produktive
12 – 13
Phase könnte also mit einer erhöhten Aktivität mesolimbischer dopaminerger
Neurone zusammenhängen. Insgesamt ist jedoch die Dopaminhypothese der
Schizophrenie umstritten. Auch der Neuromodulator Serotonin scheint eine
Rolle zu spielen, und zwar aufgrund der Wechselwirkung zwischen Serotonin
und Dopamin. Im mesolimbischen System hemmt Serotonin die Aktivität
dopaminerger Neurone, die zur Substantia nigra projizieren, und es blockiert die
Freisetzung von Dopamin im Striatum und Cortex. Dies könnte die allgemeine
Entspannung und Aktivitätsreduktion erklären, zu der eine Steigerung von
Serotonin führt. Serotoninblocker hemmen entsprechend diesen inhibitorischen
Effekt von Serotonin und verbessern bei schizophrenen Patienten die negative
Symptomatik ( Byne et al., 1999 ).
Nach neuester Anschauung scheinen die Aminosäuren-Transmitter
Glutamat und GABA bei der Erklärung der neurochemischen Grundlagen der
Schizophrenie wichtiger zu sein als Dopamin und Serotonin, denn Zustände,
die einer positiven wie negativen Symptomatik entsprechen, werden am
ehesten hervorgerufen, wenn man Versuchspersonen den Glutamat-RezeptorAntagonisten Phencyclidin verabreicht, der NMDA-Rezeptoren und -kanäle
blockiert. Festgestellt wurde, dass bei Schizophrenen die cortikale GlutamatAusschüttung reduziert ist; ebenso ist die mit Glutamat eng verbundene
GABAerge synaptische Signaltransmission deutlich verringert.
Hieraus ergibt sich die in Fachkreisen diskutierte Hypothese, dass
bei Schizophrenen die von Glutamat und GABA abhängige synaptische
Signalverarbeitung gestört ist ( vgl. Byne et al., 1999 ). Dies soll vor allem im
thalamo-cortikalen System der Fall sein. Wie bereits erwähnt, besteht eine
enge Verbindung zwischen den zahlreichen Kernen des dorsalen Thalamus
und entsprechenden cortikalen Arealen. Diese Kommunikation zwischen den
thalamischen Kernen, die den wichtigsten sensorischen Input für den Isocortex
darstellen, und den Cortexarealen wird durch einen besonderen thalamischen
Kern, den Nucleus reticularis thalami, beeinflusst. Dieser Kern erhält Kollaterale
sowohl von thalamo-cortikalen Bahnen als auch von cortico-thalamischen
Bahnen und steht in rückläufiger Verbindung mit den genannten palliothalamischen und den trunco-thalamischen Kernen des dorsalen Thalamus,
projiziert aber nicht selbst zum Cortex. Über GABAerge Fasern kontrolliert er
die Aktivität der meisten Thalamuskerne.
Ein Fortfall dieser Hemmung würde einen Ausfall der Kontrolle thalamocortikaler Aktivität hervorrufen und damit eine ungerichtete Erregung des
Cortex durch den Thalamus; die Filterfunktion des Nucleus reticularis thalami
würde zusammenbrechen. Es käme dann zu einer starken Beeinträchtigung
der Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, zu einem
verstärkten Auftreten von » Gedankensprüngen « und damit zu einem Übermaß
an Assoziativität; beides wird bei Schizophrenen in der produktiven Phase
beobachtet. Umgekehrt würde eine Verstärkung der GABA-vermittelten,
hemmenden und filternden Funktion des Kerns zu einer kognitiven Verengung und Verarmung führen, da viele wichtige Informationen nicht weitervermittelt werden. Dies stimmt mit der negativen Symptomatik von
Schizophrenen überein.
Kreativität ist eine Gratwanderung zwischen zu viel und zu wenig
Assoziativität. Viele kreative Menschen sprudeln vor Ideen, und der Schritt zum
» Spinner « ist oft klein. Häufig genug fällt es schwer, zwischen Hochkreativen
und » Verrückten « zu unterscheiden. Umgekehrt gibt es einen gleitenden
Übergang zwischen korrektem Vorgehen, Pingeligkeit und Ordnungsfanatismus.
Viele Personen, die heute als sehr kreativ gelten, hatten Ideen oder taten Dinge,
die von ihren Zeitgenossen als verrückt angesehen wurden; umgekehrt wurden
Menschen berühmt, weil sie hartnäckig ( » perseverierend « ) Dinge weiterdachten
oder vorantrieben, bei denen die meisten längst aufgegeben hätten.
Kreativität hat zweifellos mit den assoziativen Eigenschaften cortikaler
Netzwerke, insbesondere solcher im präfrontalen Cortex zu tun, genauer
mit einer Erhöhung oder Erniedrigung synaptischer Plastizität. Diese wird
— wie geschildert — von einer ganzen Reihe von Neurotransmittern und
Neuromodulatoren gesteuert, die sich in ihrer Wirkung teils verstärken, teils
hemmen. Für das Gehirn besteht die Schwierigkeit offensichtlich darin, bei
diesen Vorgängen das jeweils beste Maß an synaptischer Plastizität zu finden,
und zwar besonders dann, wenn sich das Gehirn mit neuartigen Problemen
konfrontiert sieht. Hier ist ein hohes Maß an Flexibilität gefordert, doch darf
diese nicht zu einer » wilden « Assoziation führen, die eine Lösung verhindert.
Es ist zu erwarten, dass kreative Menschen günstigere Eigenschaften der
beteiligten neuronalen Netzwerke aufweisen; wie diese aussehen, ist nicht
bekannt. Zweifellos sind kreative Prozesse keine rein intracortikalen Vorgänge,
sondern sind sehr stark von subcortikalen limbischen Vorgängen beeinflusst, und
zwar mehr als bei einer reinen Intelligenzleistung. Hierfür spricht die Tatsache,
dass das limbische System nicht nur die Ausschüttung von Neuromodulatoren
im Cortex ( und besonders im präfrontalen Cortex ) kontrolliert, sondern auch
die Aktivität des Nucleus reticularis thalami überwacht. Dies könnte erklären,
warum Kreativität mehr als Intelligenz von der Intuition lebt. Das heißt, viele
kreative Lösungen werden ganz offenbar unbewusst vorbereitet. Wie dies im
Gehirn geschieht, bleibt noch zu erforschen.
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ZITIERTE LITERATUR
Amelang, M. und D. Bartussek ( 1997 ): Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung. 4. Auflage.
Kohlhammer, Stuttgart, Berlin, Köln.
Asendorpf, J. ( 2004 ): Psychologie der Persönlichkeit. 3. Auflage. Springer, Berlin u. a. Byne, W., E.
Kemenether, L. Jones, V. Haroutunian, K. L. Davis ( 1999 ): The neurochemistry of schizophrenia.
In: D. S. Charney, E. J. Nestler und B. S. Bunney ( Hrsg. ): Neurobiology of Mental Illness. Oxford University Press, New York, Oxford, S. 236—245.
Falkai, P., K. Vogeley und B. Bogerts ( 2000 ): Schizophrenie. In: H. Förstl (Hrsg.): Klinische
Neuropsychiatrie. Neurologie psychiatrischer Störungen und Psychiatrie neurologischer Erkrankungen.
G. Thieme, Stuttgart, New York, S. 23—34.
Förstl, H. ( 2002 ): Frontalhirn. Funktionen und Erkrankungen. Springer, Berlin u. a.
Guilford, J. P. ( 1950 ): Creativity. In: American Psychologist 5, S. 444—454.
Knight, R. T. und M. Grabowecky ( 2000 ): Prefrontal cortex, time, and consciousness. In: M. S. Gazzaniga
et al. ( Hrsg. ): The New Cognitive Neurosciences. 2. Auflage. MIT Press, Cambridge,
Mass., S. 1319—1339.
Kolb, B. und I. Q. Wishaw ( 1993 ): Neuropsychologie. Spektrum, Heidelberg
Roth, G. ( 2003 ): Fühlen, Denken, Handeln. Wie das Gehirn unser Verhalten steuert. Suhrkamp, Frankfurt.
Anmerkung: Dieser Aufsatz ist eine leicht veränderte Version eines Textes aus Roth ( 2003 ).
MUSIK KANN
VIEL MEHR
Interview 0 Dag Befeld, Angela Neumann
16 – 17
Wie kommen Kinder und Jugendliche zur klassischen Musik ? Wenn die
Aus welcher sozialen Schicht kommen die meisten Ihrer Jungstuden-
Eltern Interesse an Musik haben, überträgt sich das oft auf die Kinder. Manchmal
ten ? Es gibt Schüler aus sozial starken, aber auch aus sozial schwachen Familien.
haben die Eltern den Wunsch, dass das Kind ein Instrument lernt. Oder das
Untersuchungen zeigen, dass bei Jugendmusikwettbewerben die meisten
Kind möchte es selbst. Und dann geraten sie in die klassische Schiene.
Preisträger aus sozial nicht ganz einfachen Schichten kommen. Allerdings kann
Würden Sie zustimmen, dass die Liebe zur klassischen Musik erst dadurch
man nicht leugnen, dass Musikmachen teuer ist. Arbeitslosen sind andere
Dinge erst mal wichtiger, als die Kinder auf die Musikschule zu schicken. In
kommt, dass man selbst ein Instrument spielt ? Nicht unbedingt. Es gibt
Jugendliche, die kennen » Für Elise «, » Die Mondscheinsonate, 1. Satz « oder
Ostblockländern gibt es beispielsweise ein ganz anderes Bildungssystem. Dort
populär-klassische Musik, ohne dass sie es je gespielt haben.
werden Kinder viel mehr an die Hand genommen. Sie verbringen drei, vier
Dennoch hören die wenigsten Jugendlichen klassische Musik, es sei
denn, sie spielen ein Instrument ? Ich glaube, das ergänzt sich. Kaum ein
Tage in der Woche nur an Musikschulen. Hier in Deutschland würden das viele
Kind sagt » Ich möchte Klavier spielen lernen «, weil es klassische Musik mag.
Wie schaffen es Familien mit knappen finanziellen Mitteln, ihre Kinder
Kinder denken nicht so. Im Idealfall hat man einfach eine Affinität zu einem
bestimmten Instrument. Oder das Interesse kommt durch Musikangebote in
setzen ganz großen Wert auf musische Bildung. Die haben dann eben nicht den
der Schule.
dritten Fernseher oder das fünfte Handy.
Das würde heißen, dass Schüler dazu ermutigt werden sollten, ein
Geht die Initiative, sich an der HfK zu bewerben, von den Eltern aus ? Eher
Instrument zu lernen. Bekommen sie in der Schule genug Möglichkeiten
von den Jugendlichen. Die Eltern unterstützen die Schüler natürlich. Aber wenn
dazu ? Das ist ein schwieriges Thema, weil sich durch den Nachmittagsunterricht
der Impuls nicht wirklich von den Jugendlichen ausgeht, dann bringt das nichts.
ganz neue Möglichkeiten eröffnen — auch für Instrumentalunterricht an den
Kinder, die von ihren Eltern gedrängt werden, bringen es meist nicht so weit.
allgemein bildenden Schulen.
Wer seine Liebe zur Musik zum Beruf machen möchte, hat einen steinigen
Haben wir in Deutschland genug Musikunterricht ? Es ist schwer zu sagen,
Weg vor sich. Wie schaffen Ihre Jungstudierenden diesen Weg ? Lob und
ob es genug ist. Gut finde ich aber, dass es ihn überhaupt gibt. Wo er erteilt
Erfolg spielen eine große Rolle. Auch Preise zu gewinnen, bestärkt einen in
der Musik. Außerdem gibt sie eine persönliche Befriedigung. Man lernt, sich
durchzubeißen und Hindernisse zu überwinden. Nicht aufzugeben, spielt in
wird, ist letztendlich egal. Aufgabe der Schulen ist es vor allem, musikalische
Fähigkeiten und das Interesse an klassischer Musik zu wecken. Spitzenund Begabtenförderung wird dagegen eher in den Händen der Musik-
Jugendliche gar nicht mit sich machen lassen.
musikalisch zu fördern ? Das ist eine Frage der Wertigkeit. Manche Familien
sehr vielen Bereichen des Lebens eine große Rolle.
schulen oder Privatmusiklehrer bleiben.
Nehmen wir an, die Jungstudierenden schließen ein Musikstudium ab. Wie
Wäre es nicht schlau, wenn die Hochschule für Künste Grundlagen schaffen
geht es finanziell weiter ? Ist Musik noch eine brotlose Kunst ? Heutzutage
würde, statt nur die Spitzenschüler zu fördern ? Das tut die Hochschule
für Künste. Es gibt Lehrer, die in Schulen und Kindergärten besonderen
Musikunterricht anbieten. Außerdem werden Kinderkonzerte gegeben. Wir
hat kein Absolvent einen leichten Start in den Beruf. Das ist bei den Musikern
machen nicht nur Spitzenförderung, sondern auch Breitenförderung.
sondern an den Leuten selbst. Es ist nicht mehr so, dass ich fertig bin und mir
Wie wichtig ist musikalische Bildung ? Sie hat viele Vorteile in Bezug auf
die ganze Persönlichkeitsentwicklung. Man weiß heute, dass Jugendliche,
die sich mit Musik befassen, weniger süchtig oder kriminell sind. Außerdem
ist ihre Konzentrationsfähigkeit viel höher und ihre allgemeine Auffassungs-
jemand eine Stelle anbietet. Der Einzelne ist gefordert, seinen individuellen
Weg zu finden. Wenn man nicht gerade ins Orchester will, muss man selbst
nicht besser, aber auch nicht schlechter. Manche können sehr gut von der Musik
leben und andere überhaupt nicht. Ich glaube nicht, dass das an der Sache liegt,
etwas auf die Beine stellen.
r
gabe besser.
Es ist also kein Zufall, dass Kinder und Jugendliche, die Musik spielen,
auch nicht die schlechtesten in der Schule sind ? Nein, das ist kein Zufall.
Man sollte nicht die Musik für alles verantwortlich machen, aber einen positiven
Einfluss hat sie bestimmt.
Warum wird musikalische Bildung in unserer Gesellschaft dann
vernachlässigt ? Musik ist in der Schule fast immer ein Fach, das man irgendwie
so am Rande mitnimmt. Die Erkenntnisse, die es schon lange gibt, werden
einfach nicht miteinbezogen. Musik bildet nicht nur auf musikalischer Ebene.
Das wurde in unserem Bildungssystem noch gar nicht erkannt und genutzt. Es
geht viel mehr darum, Fakten auswendig zu lernen, als kreativ zu sein und sich
ausdrücken zu können, sprich etwas für seine Persönlichkeit zu tun.
Sozialisiert Musik? Auf jeden Fall. Allein dadurch, dass man zu zweit oder zu
mehreren Musik macht. Man muss auf den anderen hören, auf ihn eingehen,
sozusagen im gleichen Rhythmus schwingen.
Ein Leben ohne Musik kann sie sich nicht vorstellen. Klavier
spielen zu dürfen, ist ein Geschenk für Almut Cordes, und
dieses Gefühl möchte die Musikpädagogin der Hochschule für
Künste an Musikstudenten weitergeben. Sie unterstützt und
betreut die Jungstudierenden an der HfK. Wir sprachen mit
ihr über Breiten- und Spitzenförderung und die Bedeutung von
musikalischer Bildung.
Was bleibt den Jungstudenten oder Studenten, wenn sie die Musik doch
nicht zu ihrem Beruf machen ? Lebensqualität. Und sie werden sensibler für Musik, die ihnen von außen entgegengebracht wird. Theater- oder
Konzertbesuche werden ganz anders erfahren. Nicht nur die Liebe zur Musik
bleibt, sondern auch das Musizieren selbst.
Ein Leben ohne Musik — was würde Ihnen fehlen ? Viel. Sich über ein Medium
ausdrücken zu können, ist ein unglaubliches Gefühl und ein Geschenk.
Schule, Studium, tägliches Training. Können die Jugendlichen bei der
Belastung noch nebenbei jobben ? Das ist unterschiedlich. Ich habe durchaus
Schüler, die sich intensiv mit einem Jungstudium beschäftigen und trotzdem
nebenbei jobben. Die meisten versuchen aber, erst mal Schule und Studium
KONTAKT:
unter einen Hut zu bringen.
[email protected]
Almut Cordes, Musikpädagogin der Hochschule für Künste Bremen
DER JUNGE MANN
UND DAS SAXOPHON
Interview 0 Angela Neumann
18 – 19
Georg, wie bist du zur HfK gekommen ? Meine Cousine wusste, dass man
Realschulabschluss studieren. Als Jungstudent muss ich später nur noch eine
an verschiedenen Musikhochschulen in Deutschland ein Jungstudium machen
kann. Außerdem hatte meine Mutter von einer Freundin erfahren, dass an der
HfK ein sehr guter Saxophonlehrer unterrichtet. Dann haben wir Herrn Cordes,
meinen jetzigen Saxophonlehrer, kennengelernt. Wir fanden ihn gut, also habe
ich mich für das Jungstudium beworben.
Theorieprüfung machen, um für ein » richtiges « Musikstudium aufgenommen
Und wer kam auf die Idee mit dem Jungstudium ? Du hättest doch auch
weiter Musikunterricht nehmen können. Nee, ich wusste schon, dass ich beruf-
Sie finden cool, dass ich Saxophon spiele. Ich habe ja auch schon früher in der
Schulband gespielt. Meine Kumpels kennen mich nur als » der Saxophonist «.
lich etwas mit Musik machen will. Seit ich angefangen habe mit dem Saxophon-
Was sagen deine Eltern und Geschwister dazu ? Meine Familie ist mit dem
spielen, will ich Saxophonlehrer werden. Meine Mutter ist Klavierlehrerin,
meine Cousine macht Musik, mein Bruder auch. Für mich war klar, dass ich
Jungstudium einverstanden. Die unterstützen mich ganz doll. Meine Mutter hilft
zu werden. Die praktische Prüfung hatte ich ja schon.
Hast du noch Zeit für deine Freunde ? Ja. In der Woche ist das schwierig,
aber am Wochenende geht’s. Dann gehe ich mit meinen Kumpels feiern. Meine
Freunde haben Verständnis, wenn ich mal nicht kann. Das ist kein Problem.
Hast du dich selbst dazu entschieden, das Jungstudium zu machen
mir manchmal beim Saxophonüben, mein Bruder bei der Theorie. Der ist ja
schon weiter als ich. Er findet es total gut, dass ich das Jungstudium mache.
Eigentlich wollte er auch hier in Bremen studieren, ist dann aber doch nach
oder deine Eltern ? Ich habe das selbst entschieden. Ich wusste ja, dass ich
Osnabrück gegangen.
Saxophonlehrer werden will und wollte mich auf den Beruf vorbereiten.
Herzlichen Glückwunsch, dass du zum Jungstudium zugelassen wurdest.
Sagen deine Eltern auch mal: » Hör auf, wenn du keine Lust mehr hast « ?
Nein. Die wollen, dass ich das auf jeden Fall mache.
Wie war denn die Aufnahmeprüfung ? Erstmal musste ich ganz früh aufstehen
Fühlst du dich besonders, wenn du daran denkst, dass nicht jeder die
das auch machen möchte.
und von Espelkamp nach Bremen fahren. Erst habe ich gewartet, bis ich dran
Chance hat, so eine Förderung zu bekommen ? Ich finde das schon cool, dass
kam. Dann musste ich rein und mit Klavierbegleitung einige Stücke vorspielen,
ich hier genommen wurde. Aber besonders fühl ich mich nicht.
die ich vorbereitet hatte. Ich hatte vier Stücke vorbereitet und drei gespielt
Meinst du, es ist eher Fleiß oder Begabung, dass du so weit gekommen
— zwei spanische und ein modernes. Danach haben wir wieder gewartet, bis
bist ? Eher Fleiß. Ich übe sehr viel. Begabung ist sicher auch dabei, aber wie
das Ergebnis kam.
viel kann ich nicht sagen.
Du hast also am gleichen Tag erfahren, dass du weiter bist ? Ja. Der Lehrer
Welche Musikrichtung spielst du am liebsten ? Romantik auf jeden Fall.
hat mir schon gezeigt, dass ich weiter bin. Die offizielle Zusage habe ich aber
Glasunow-Konzerte zum Beispiel.
erst später bekommen.
Gibt es Momente, wo dir das Jungstudium zu viel ist ? Manchmal hänge ich
mit Theorie ein bisschen hinterher, ansonsten ist das schon okay.
Hättest du jemals gedacht, so gut zu werden, als du angefangen hast
zu spielen.
Hast du mal darüber nachgedacht, etwas anderes beruflich zu machen ?
Ehrlich gesagt wüsste ich gar nicht, was ich sonst machen würde.
Musikmachen kostet Zeit. Wie viel übst du ? Ich übe zwei Stunden oder
Möchtest du nach deinem Schulabschluss Musik studieren ? Ja, hundert-
mehr. Jeden Tag. Die meiste Zeit spiele ich Saxophon, aber ich lerne auch jeden
Tag Theorie.
prozentig. Am liebsten möchte ich an der HfK bleiben. Mein Lehrer ist hier und
die Stadt ist auch ganz schön.
Wie ist es, auf der Bühne zu stehen ? Da bin ich immer ein bisschen aufgeregt.
Ist dir das Studium im Laufe der letzten paar Monate wichtiger geworden ?
Aber es macht besonders Spaß, auf der Bühne zu stehen. Wenn die Leute
Ja, auf jeden Fall. Es unterstützt mich in dem, was ich machen möchte. Ich
klatschen, ist das ein tolles Gefühl.
habe weniger Zeit als früher, aber eine Belastung ist das nicht. Auch wenn das
Studium anstrengender wird, wäre das nicht schlimm für mich.
Saxophon zu spielen ? Nee, ich hab nicht dran gedacht, später mal ganz toll
Warum hast du dich für das Saxophon entschieden ? Ich habe angefangen
meiner Mutter, Saxophon zu spielen. Also habe ich es ausprobiert und mir hat
Gibt dir das Saxophonspielen Selbstvertrauen ? Ja. Aber für jeden ist das
anders. Manche denken » Das ist nur ein Instrument «, aber für mich ist es
es so gut gefallen, dass ich weitergemacht habe. Klavier möchte ich aber als
Nebenfach auch wieder lernen. Wir brauchen für den Musikunterricht auch
mehr als das. Mir bedeutet das Spielen viel mehr. Wenn ich nicht mehr spielen
könnte, würde mir wirklich was fehlen. r
mit Klavier. Das war aber damals nicht das Richtige für mich. Es war die Idee
Klavierkenntnisse, vor allem für die Theorie.
Welche Kurse belegst du an der Hochschule für Künste ? Welche sind
Pflicht? Im Moment sind nur Einzelunterricht und Theorie Pflicht bei mir. Ich
habe beides jeweils einmal die Woche.
Wie gefällt dir der Einzelunterricht ? Ich bin total zufrieden damit. Mein
Lehrer ist wirklich nett. Es gibt nichts, was mich stört.
Über den gar nicht so alltäglichen Alltag eines Jungstudierenden. Seine Mutter ist Klavierlehrerin, sein Bruder studiert
Musik — da ist es kein Wunder, dass auch Georg Franz Musik
studiert. Seit Sommer 2007 nimmt der 19- Jährige aus Espelkamp bei Minden am Jungstudium der Hochschule für Künste
in der Dechanatstraße teil. Seit fünf Jahren spielt er Saxophon, früher in der Schulband, heute an der Uni. Ob er den
Studienplatz nur seiner Begabung zu verdanken hat, wie
er Schule und Studium unter einen Hut bringt und was seine
Freunde von dem Studium halten, erzählte er der VIER.
Ist der Unterricht anders als der, den du vor dem Jungstudium hattest ?
Das ist schwer zu sagen. Jeder Lehrer ist anders. Aber man kriegt an der HfK
schon anspruchsvollere Stücke. Wenn ich mal etwas falsch spiele, spricht mich
mein Lehrer darauf an und macht Vorschläge, wie ich meine Fehler verbessern
könnte. Streng ist er aber nicht.
Wie sieht eine typische Woche oder ein typischer Tag mit Schule,
Jungstudium, Freizeit bei dir aus ? Schule ist meist von 8 Uhr bis 13 Uhr. Dann
komme ich nach Hause, esse was und fahre nach Bremen. Von 16 Uhr bis 18.30
Uhr ist dann meistens Theorie, sodass ich um 20 Uhr wieder zuhause sein
kann. Wenn ich keine Uni habe, übe ich stattdessen.
Was ist wichtiger in deinem jetzigen Leben: das Jungstudium oder die
Schule ? Im Moment ist beides wichtig. Nur in die Schule zu gehen und die
Musik zu vernachlässigen, würde nicht gehen. Andersherum geht es wohl
auch nicht.
KONTAKT:
Kannst du an der HfK mit Realschulabschluss studieren, wenn du mit
Georg Franz, Jungstudent der Hochschule für Künste Bremen
der Schule durch bist oder musst du erst Abitur machen ? Ich kann auch mit
[email protected]
GANZ NORMALE
HOCHBEGABTE
Text 0 Dag Neven Befeld
noch offen, aber Bremen wird es in keinem Fall. » Seit fünf Jahren bin ich jetzt
MUSIK GEGEN
SPRACHLOSIGKEIT
schon in der HfK, ich will auch mal raus, weg von Zuhause, eine neue Stadt
Text 0 Thomas Krämer
Ein unscheinbares Haus am Rande von Bremen. Kaum einer würde es beim
Vorbeigehen beachten, aber unter diesem Dach wohnen drei hochbegabte
Musiker: die Geschwister Julika, Miriam und Jannis Rieke. Doch Begabung hin
oder her, für sie steht der Spaß an der Musik im Vordergrund.
Julika ist mit 18 Jahren die älteste der drei Geschwister und weiß schon
ziemlich genau, wo es beruflich hingehen soll: Sie möchte ein künstlerisches
Studium absolvieren, eine Auswahl von Musikhochschulen hat sie bereits im
Kopf: Frankfurt, Dresden, Würzburg, Wien — welche Stadt es werden soll, ist
20 – 21
» Wer musiziert, wirft keine Brandbomben. « Mit diesen Worten überschrieb der
Spiegel eine Titelgeschichte im Frühjahr 1995. Das Magazin berichtete über
eine Studie des Musikpädagogen Hans Günter Bastian. In einer sechsjährigen
Untersuchung an Berliner Schulen hatte er festgestellt, dass Schüler in
Klassen mit einem höheren Anteil an Musikunterricht ihr Sozialverhalten
verbessern. Ihre Leistungen in Kernfächern wie Rechnen, Schreiben und Lesen
waren eindeutig gestiegen. Wer hätte das gedacht: Musik als Katalysator
für Bildung ? Der nächste Politiker, der seinen Wahlkampf mit der Parole
» Bildung, Bildung, Bildung ! « bestreitet, sollte eine Variante ausprobieren:
» Musik, Musik, Musik!«
kennenlernen. « Wann sie das erste Mal ein Instrument in der Hand hatte,
Das Land Nordrhein-Westfalen hat kürzlich das Projekt » Jedem Kind ein
kann Julika nicht mehr sagen. » Man ist da irgendwie so rein gewachsen. « Mit
sie zum Violoncello. Als eine der ersten Jungstudenten wurde sie damals für
Instrument « gestartet, unterstützt von der Kulturstiftung des Bundes. Alle
Grundschüler im Ruhrgebiet sollen ein Instrument erlernen. Dafür werden
zehn Millionen Euro bereitgestellt. Etwa 10 000 Kinder an über 200 Schulen
das Förderprojekt der Hochschule für Künste ausgewählt. Damals beschränkte
profitieren davon. Zwar ist das Projekt auf vier Jahre begrenzt, aber es ist ein
sich das Angebot auf den Einzelunterricht bei einem der qualifizierten
Anfang. Nach jüngsten Erhebungen liegen die deutschen Universitäten weltweit
Hochschuldozenten. Normalerweise kostet eine Stunde Privatunterricht um
noch immer im Mittelfeld. Der Anteil der öffentlichen Bildungsausgaben in
Deutschland — einem der reichsten Länder der Welt — bewegt sich etwa auf
vier Jahren bekam sie von ihrem Vater Klavierunterricht, mit fünf wechselte
die 50 Euro. An der Hochschule muss nur der ganz normale Semesterbeitrag
gezahlt werden. In diesem Jahr kamen zusätzlich Theorieunterricht und
Literaturkunde hinzu. Die Fächer sind nicht nur wichtig, um sich auf die
schweren Aufnahmeprüfungen an den Musikhochschulen vorzubereiten,
sondern können auch teilweise auf das spätere Hauptstudium angerechnet
werden. Außerdem kommen die Jungstudenten durch den gemeinsamen
demselben Niveau wie in Mexiko. Und welcher Hochschullehrer kann nicht in
das Klagelied über studieruntaugliche Abiturienten einstimmen ?
Unterricht besser in Kontakt miteinander. Eine gute Sache für die Neulinge,
desto besser ! Dabei nutzt Musikförderung vor allem den sozial Schwachen. Gibt
für Julika aber leider zu spät. Eine Einrichtung, von der auch die Schülerin
noch profitiert hat, ist die Konzertreihe » HfK-Podium für junge Talente «.
es eine schönere Integrationserfahrung, als mit anderen Kindern in einem Chor
» Wettbewerbe sind ein zentraler Bestandteil der musischen Ausbildung. Es ist
dem türkischen Schlagzeuger, die Fabrikarbeitertochter mit der Flöte neben
ein gutes Gefühl, dem Publikum endlich präsentieren zu können, woran man
so lang gearbeitet hat. « Es war nicht immer so, dass Julika so enthusiastisch
dem Zahnarztsohn mit der Trompete: Gemeinsam spielen sie Bach, Mozart oder
Gewiss lässt sich mit Musik nicht alles beheben, was durch Geldmangel
und ein verkorkstes Bildungssystem verursacht wird. Und doch kann der Rat
nur lauten: Gebt jedem Schulkind ein Musikinstrument in die Hand — je früher,
zu singen und in einem Orchester zu spielen? Die afghanische Geigerin neben
Beethoven und lernen dabei mehr als nur Musik. Wer singt und ein Instrument
spielt, wird Kultur und Sprache unseres Landes kennen und lieben lernen.
von der Musik sprach. Mit zehn Jahren wurde ihr das Lernen zu viel: Jeden Tag
mindestens eine Stunde üben ist nichts Ungewöhnliches. Außerdem wurde ihr
Der amerikanische Psychologe Howard Gardner hat herausgefunden, dass
ein anderer Berufswunsch zunehmend wichtiger — Tiermedizin sollte es sein.
Doch nach einem Jahr wurde die Sehnsucht nach dem Instrument zu groß.
Kinder, die sich mit Musik beschäftigen, ihre Umgebung leichter verstehen und
Ihre Schwester Miriam ist sich sicher, dass sie ihre Berufung nicht zum
Gitarren in die Hand gibt, der hilft ihnen, ihre Sprachlosigkeit zu überwinden.
Beruf machen will. Die 17-Jährige verfügt über das absolute Gehör. Sie hat,
genau wie ihre Schwester, bereits zahlreiche Auszeichnungen gewonnen
und an Bundeswettbewerben teilgenommen. Die Musik ist ein zentraler
Bestandteil ihres Lebens, aber studieren will sie eher eine mathematische
Richtung. Trotzdem übt sie nicht weniger. Zusätzlich zum Fagott spielt sie
Die Musikschulen in Deutschland sind dafür bestens qualifiziert. Doch viele
stehen wegen der Finanzprobleme der öffentlichen Haushalte am Rande
ihrer Existenz. Das ist nicht nur traurig, sondern gefährlich. So hat auch der
sich anderen besser mitteilen können. Wer also Schülern Posaunen, Oboen oder
frühere Bundesinnenminister Otto Schily erkannt: » Wer Musikschulen schließt,
gefährdet die innere Sicherheit. «
r
regelmäßig Klavier. Selbst ein gebrochener Arm konnte sie von ihrem letzten
Die 14- bis 18-jährigen Geschwister Julika, Miriam und Jannis
Rieke sind Jungstudierende an der
Hochschule für Künste Bremen.
In einer Gesprächsrunde berichten die drei Ausnahmetalente,
wie sie ihren Hobbys nachgehen
können trotz des zeitintensiven
Lernens für Schule und Studium.
Auftritt nicht abhalten. » Das Erste, was ich mache, wenn ich nach Hause
komme, ist, mich hinzusetzen und ein wenig zu spielen, nur um den Kopf
wieder frei zu bekommen. « Auch Jannis, der jüngste der drei, weiß noch
nicht, ob seine Zukunft im Orchestersaal oder auf dem Fußballfeld liegt.
Neben klassischer Musik hört er gerne auch mal Punk. Dass da der eine
oder andere Ton nicht richtig getroffen wird, ignoriert der 14-Jährige mit dem
absoluten Gehör gern. Er spielt Geige und ist seit diesem Jahr, genau wie
seine beiden Schwestern, Jungstudent an der HfK. Die Theoriekurse kann er
nicht besuchen. Dafür fehlt ihm neben Fußball und Schule einfach die Zeit.
» Kaum komme ich vom Unterricht, wartet auch schon der nächste Termin
auf mich. Die Schulaufgaben verschieben sich da meistens auf den Abend. «
Trotz oder gerade wegen der zusätzlichen Arbeit, die das Musizieren mit sich
bringt, wirken alle drei gelassen und glücklich. Hochbegabung und absolutes
Gehör sind große Worte, aber letztlich zählt neben viel Fleiß etwas viel
Einfacheres. Julika bringt es auf den Punkt: » Beim Musizieren muss immer
der Spaß im Vordergrund stehen und die Freude daran, ihn mit dem Publikum
zu teilen. «
r
Prof. Thomas Krämer untersucht
den pädagogischen und integrativen Aspekt von Musik. Ein
Plädoyer für den Musikunterricht — je früher desto besser
KONTAKT:
Prof. Thomas Krämer, Musiktheorie, ehem. Rektor der Musikhochschule des Saarlandes
[email protected]
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von Forschung und Lehre
PROCESS –
PLEASE
Material 0 Erstsemester Collage 0 VIER
In den Erstsemesterworkshops sollen die angehenden
Gestalter die verschiedenen Bereiche der Hochschule
für Künste erkunden. Das geschieht über konkrete Aufgabenstellungen. Diesmal lautete das Motto der
Workshops: » So viel mit so wenig «. Zehn Erstsemester
wurden gebeten, Materialien, Skizzen, Fotos etc. zur
Verfügung zu stellen, um einen visuellen Einblick in die
Prozesse der Workshops zu geben. VIER hat diese auf
den folgenden Seiten illustrativ inszeniert.
24 – 25
26 – 27
28 – 29
Jeferson Andrade, Eva Baramsky, Harm Coordes, Irina Gilgen, Irene Joa, Annika Nagel, Julia Preckel, Catharina Prinke, Marieke-Sophie Schmidt, Johanna Werner, Gerrit Wolters
ZU WENIG
NACHWUCHS,
MEHR
WETTBEWERB
Interview 0 Christina Loock
30 – 31
Wo sieht Scholz & Friends seine individuelle Position und wo liegen die
bildung bieten, sondern nur an die eigenen Umsätze denken. Wir denken
zukunftsorientierten Initiativen ? S& F ist darauf angewiesen, exzellente Köpfe
auch nur an unsere Umsätze — aber deswegen bilden wir aus. Wir haben in
zu finden und zu halten. Im Bereich der Ausbildung heißt das, dass wir fast
alles machen, was es gibt, und uns auch Neues überlegt haben. Wir haben
beispielsweise ein weltweit einmaliges Praktikum. Es ist firmenübergreifend
und nennt sich » creative village «. Wir machen das gemeinsam mit der
UFA und der taz. Inzwischen läuft es seit zehn Jahren und ist in seiner Art
einzigartig, weil sich Leute ganzheitlich an den Angeboten orientieren können, die es im medialen und kommunikativen Bereich gibt. Wir haben Ab-
Deutschland – das ist nun alles andere als Geheimwissen — eine Entwicklung,
solventen der Berufsakademie, genauer gesagt machen wir gemeinsam mit der
Was muss passieren, um den Nachwuchs entsprechend zu fördern?
Berufsakademie eine Ausbildung. Bei uns werden Lehrstellen angeboten, wir
Die Unternehmen müssen versuchen, die Potenziale ihrer Mitarbeiter optimal
übernehmen Hochschulabsolventen und haben alle nur erdenklichen Arten von
zu entwickeln. Das fängt mit dem ersten Tag als Praktikant an und hört nie
Einstiegsmöglichkeiten.
wieder auf …
Warum engagiert sich Scholz & Friends so stark in Richtung Nach-
… am besten direkt an die Schulen gehen? Die Qualität der Schulen und der
wuchsförderung? Weil wir die besten Leute brauchen, und wir müssen ver-
Hochschulen ist ein riesiges Thema. Deutschland gibt so viel Geld für Bildung
suchen, denen auch die beste Ausbildung zu bieten.
aus wie kaum ein anderes Land und bekommt eine so lausige Qualität dafür
Nach welchen Kriterien werden Bewerber ausgewählt? Ein nicht un-
zurück wie wohl auch kaum ein anderes. Es ist zutiefst mittelmäßig, aber
wesentlicher Punkt ist, ob die Bewerberin oder der Bewerber in unsere Familie
passt. Bei uns wird stark im Team gearbeitet, es geht vor allem um Ergebnisse.
wahnsinnig teuer. Immer, wenn an einer Stelle geschrien wird, man brauche
Wir wollen Exzellenz hervorzubringen, und wenn jemand da hineinpasst, dann
Bei Bewerbungen schauen Sie nicht nur auf die Zeugnisse. Im Lebenslauf
Man braucht allerhöchstens mehr Energie, um verkrustete Strukturen und
ineffizientes »Verplempern« abzustellen. Die Länder, die in den Pisa-Studien
besser abschneiden als Deutschland, geben teilweise viel weniger Geld für
finden sich zum Beispiel oft Hinweise auf die Qualifikationen eines Bewerbers.
Bildung aus.
sind die Chancen gut, ein solches Praktikum bei uns zu absolvieren.
dass uns die jungen Leute ausgehen. Die Geburten gehen stark zurück in
Deutschland. Das heißt, die Anzahl an Köpfen, die man für sein Unternehmen
gewinnen kann, wird zurückgehen. Entsprechend wird der Wettbewerb um
die Besten zunehmen. Gleichzeitig wächst die Notwendigkeit, die Köpfe, die
man hat, weiter zu entwickeln und zu fördern. Das sollte im Interesse jedes
Unternehmens sein, damit es erfolgreich ist.
mehr Geld, könnte man sagen: Nein, man braucht überhaupt nicht mehr Geld!
Wir achten neben den Schulnoten auch auf das soziale Engagement. Wer einen
Das klingt, als wüssten Sie, was Sie als Erstes ändern würden. Ich würde
Chor geleitet hat, der kann auch ein Team führen. Das geht gar nicht anders.
an allen Stellen versuchen, den Wettbewerb zu steigern. Ein Beispiel: Studenten
Wer als Übungsleiter eine Fußballmannschaft geleitet hat, der kann ein Team
benoten auch Professoren. Die Professoren, die die besten Beurteilungen
bekommen, sollen am meisten Geld verdienen. Im Gegenzug bekommen die
führen. Genauso wie diejenigen, die sich als Klassensprecher engagiert haben,
eine Schulzeitung gemacht haben oder ein Jahr im Ausland waren.
Professoren mit den schlechteren Ergebnissen weniger Geld. Es sollte einfach in
Das geht ja schon in den hochbegabten Bereich. Wie würden Sie Hoch-
alles ein Wettbewerbsmechanismus eingeführt werden. Ein anderes Beispiel:
begabung definieren? Irgendeine Begabung sollte es schon sein, zum
Beispiel ein sehr gutes Verständnis davon, wie Menschen denken. Gesunder
Menschenverstand in einer besonders klaren Form zählt bei uns besonders.
Wir haben einen Kollegen, der hat in seinem Jahrgang in Berlin das beste
In Kunsthochschulen sind Noten oft eine Farce! Ich bin seit einigen Jahren an
Abitur geschrieben. Die meisten davon dürften aber eher durchschnittlich
Ende haben sich die Studenten daran gewöhnt und mehr angestrengt. Überall,
gewesen sein. Es gibt sicher auch Leute bei S&F, die haben ihr Studium exzellent
wo solche Dinge eingerissen sind, muss man meiner Meinung nach sehr
abgeschlossen. Die Art von Hochbegabung aber, die wir suchen, ist, Inhalte gut
entschlossen die gegenteilige Richtung einschlagen.
der Universität der Künste Berlin und mir fiel als Erstes auf, dass für schieres
Erscheinen schon Einsen vergeben wurden. Ich hab das in meinem Bereich
abgelehnt und habe die Noten mehr gespreizt. Das gab viel Unruhe, aber am
r
kommunikativ vermitteln zu können.
Also verstehen Sie sich durch Ihr Praktikumsangebot auch ein wenig als
» Bildungsagentur «. Der Begriff » Bildungsagentur « ist da eher irreführend.
Man bleibt aber nur gut oder wird überhaupt erst gut, wenn man ständig
dazulernt. Insofern muss eine Einrichtung wie eine Kommunikationsagentur
immer dringend dazulernen. Das gilt allerdings ebenso für jede Bäckerei und
jeden anderen Bereich. Wenn man sich behaupten und Kunden zufriedenstellen
will, muss man sich ständig weiterentwickeln.
Was halten Sie von den staatlichen Förderinitiativen, insbesondere der
Studienstiftung des Deutschen Volkes ? Jede Form von Talentförderung ist
großartig. Die Studienstiftung ist ein gutes Beispiel. Sie gehört in diese Gruppe
Scholz & Friends ist Mitbegründer des interdisziplinären
Praktikantenprogramms » creative village «, durch das junge
Talente in sechs Monaten drei der innovativsten Medienunternehmen Deutschlands kennenlernen. Das Programm
gibt es seit 1997 und hat schon eine große Gruppe erfolgreicher Ehemaliger hervorgebracht. VIER hat mit Sebastian
Turner gesprochen, dem Vorstandsvorsitzenden der
Scholz & Friends AG.
der Stipendienwerke, bei denen man sich bewerben kann beziehungsweise
von der Schule vorgeschlagen wird, wenn man ein besonders gutes Abitur
gemacht hat. Die anderen Werke nehmen auch Studenten auf, die nicht in allen
Fächern gute Noten bekommen haben, aber ein spezielles Profil aufweisen.
Ich weiß allerdings von zwei Leuten, die in diesem Bereich tätig sind, dass
sich erstaunlich wenig Schüler und Studenten bewerben. Entweder machen
Zur Philosophie der Scholz & Friends AG
die Förderwerke ein schlechtes Marketing oder die Studenten sind zu träge, um
es herauszufinden. Das wäre auf beiden Seiten ein deutlicher Anreiz, sich mal
in Bewegung zu setzen.
Scholz & Friends versucht nach eigenen Angaben, exzellente Kommunikation ganzheitlich für Marken
Ein kleiner Blick in die Zukunft. Sollte es mehr Agenturen geben, die sich
um Nachwuchs bemühen ? Jede Einrichtung, die darauf angewiesen ist, gute
Mitarbeiter zu haben, muss sich im Nachwuchsbereich engagieren. Da kann es
nicht zu viele oder genug geben.
dern auch Lust auf mehr machen. Das Unternehmen ist laut Sebastian Turner daran interessiert, die
sein Unternehmen deshalb auch » The Orchestra of Ideas « — kreative Exzellenz auf der einen, Ganz-
Es gibt genügend Firmen, die nicht jedem Talent eine hervorragende Aus-
heitlichkeit auf der anderen Seite.
zu gestalten. Exzellente Kommunikation heißt: kreativ herausragend und von der Vermittlung der
Inhalte herausragend. Es soll nicht nur Spaß machen, sich die Arbeiten von S & F anzuschauen, son-
unüberschaubar gewordene Fülle an Kommunikationskanälen, wie Fernsehspots, Plakate und das
Internet, möglichst ganzheitlich zu gestalten — ähnlich wie bei einer Orchesteraufstellung. Turner nennt
EINE PRISE
GESTALTUNG
IN DIE
BILDUNGSSUPPE
Text 0 Michael Neser
Corporate Social Responsibility, kurz CSR, ist ein Konzept, nach dem Unternehmen freiwillig Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt
übernehmen und sich beispielsweise sozial engagieren. In der Praxis ist
der Grundgedanke zwar oft unter dem PR-Bonmot » Tu Gutes und sprich
darüber ! « zur preiswerten Image-Politur degeneriert. Da werden dann Werbemittelrestbestände mit medienstrategisch aufgepeppter Öffentlichkeitswirksamkeit in rumänischen Kinderhospizen entsorgt. Es geht aber auch anders.
Die Initiative » gestaltBildung « ist ein CSR-Projekt von Fuenfwerken Design, einer Designagentur mit Sitz in Wiesbaden und Berlin. Ziel dieser Initiative
ist es, die Themen Gestaltung und Bildung fruchtbar zusammenzuführen.
Das geschieht zum einen, indem Bildungseinrichtungen wie beispielsweise
UNIAKTIV, das Zentrum für gesellschaftliches Lernen und soziale Verantwortung
DIE KUNST
GEHÖRT
ZU MEINEM
LEBEN
Interview 0 Klaus Schloesser
gern. Kunst gehört zu meinem Leben. Ich lasse mir keine wichtige Ausstellung
entgehen. Von einem Besuch in der Hochschule für Künste im Speicher XI
war ich sehr angetan. Ich habe mir dort die Arbeiten von Studierenden und
Lehrenden angesehen. Des Weiteren liebe ich das Musiktheater.
Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen einer guten und frühen musischen Förderung junger Menschen und ihren Chancen der eigenen
Persönlichkeitsentwicklung ? Ja. Die Hirnforschung und die Entwicklungspsychologie haben dies mittlerweile belegt. Sowohl die aktive als auch die
passive Beschäftigung mit Musik beeinflusst die kognitiven, motorischen,
kreativen und sozialen Fähigkeiten aller Kinder deutlich positiv. Ein Instrument
zu spielen, ist eine der komplexesten menschlichen Tätigkeiten. Gefordert werden
an der Uni Duisburg-Essen, mit kostengünstigem Corporate Design unterstützt
gleichzeitig Intellekt, Grob- und Feinmechanik und präzise Koordination von
werden. Vor allem aber geht es bei gestaltBildung um praktische Projekte mit
gezielt »bespielten« Emotionen. Wissenschaftler und Experten betonen daher
Schülern und Studierenden. Das erste dieser Projekte ist die Aktion » unliniert «:
die Bedeutung einer frühen musikalischen Erziehung für die Entwicklung von
dabei werden Skizzenbücher vom Fuenfwerken-Team in Info-Workshops
Kindern. Die jüngste PISA-Studie hat gezeigt, dass sensorische Fähigkeiten und
an Schulen verteilt. In den Büchern finden sich Tipps und Anregungen zur
soziale Kompetenz für eine moderne, zukunftsorientierte Bildung unverzichtbar
kreativen Betätigung, die auch diejenigen ansprechen sollen, die über kein
sind. Durch das gemeinsame Musizieren wird der Gruppenzusammenhalt der
besonderes gestalterisches Talent verfügen. Die ersten Früchte der Aktion
Schülerinnen und Schüler gestärkt. Die musische Förderung ist auch für die
wurden im vergangenen Jahr von einer Jury aus Designprofis und Pädagogen
Leistungen in anderen Schulfächern von Bedeutung.
begutachtet und anschließend in einer kleinen Ausstellung im Wiesbadener
Heute ist die Sorge verbreitet und sicher nicht unbegründet: Geraten die
Kurhaus präsentiert.
musischen Fächer an unseren Schulen immer weiter ins Hintertreffen, weil
Mit » unliniert « soll die in Lehrplänen stiefmütterlich behandelte und
sich unter dem Schock von PISA Bildungspolitiker und Schulen vor allem
in der aktuellen Bildungsdebatte völlig vernachlässigte Kreativität gefördert
auf die Kernkompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen und vielleicht noch
werden. Denn während die Wirtschaft diese längst als zentrale Produktiv-
Fremdsprachen konzentrieren und Musik und Kunst als Verfügungsmasse
kraft identifiziert hat, rangiert das Thema in den Kultusministerien unter
oder » Nice-to-have-Luxus « behandeln ? Ich denke, jeder der eine wirklich
gute Schule machen will, weiß um den Stellenwert von Kunst, Musik und
» ferner liefen «.
Ein weiteres Ziel der Initiative gestaltBildung ist die Vermittlung von
Theater in der Schule. Ästhetische Erziehung leistet einen wesentlichen Beitrag
zur Lern- und Schulqualität. Das wird auch im fächerübergreifenden Unterricht
gestalterischem Know-how für Schüler und Studierende. Fast jeder sieht sich
irgendwann mit gestalterischen Fragen konfrontiert — durch den Computer heute
mehr denn je. Sei es die Gestaltung von Bewerbungsunterlagen, Briefen etc.
wirksam. Der Stellenwert der musisch-ästhetischen Erziehung ist nach PISA
keineswegs gesunken. Wenn wir neue Ganztagsschulen genehmigen, dann
oder beispielsweise eine Tätigkeit in der Unternehmenskommunikation, bei
spielt das künstlerische Profil eine besondere Rolle. Zum Beispiel will die Schule
der ständig Entscheidungen getroffen werden müssen, die eigentlich gewisse
am Leibnizplatz, die jetzt Ganztagsschule wird, ein Theaterprofil entwickeln.
Grundkenntnisse im Grafikdesign voraussetzen. Und wie viele ästhetische und
Die Gesamtschule Ost ist ganz groß im Musizieren. Im Schulgebäude hat die
informative Powerpoint-Massaker blieben uns allen durch ein Minimum an
allgemeiner Gestaltungskompetenz erspart ?
Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ihr Domizil gefunden. Es ergeben sich
Synergieeffekte, die die Schule geschickt zu nutzen weiß.
Die enorme Resonanz, die gestaltBildung bereits hervorgerufen hat,
Auch an Bremer Schulen werden Musik- und Kunstunterricht häufig
scheint den Initiatoren jedenfalls Recht zu geben. Deshalb ist das Fuenfwerken-
von Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet, die dafür eigentlich nicht
Team nun auf der Suche nach Kooperationspartnern. Damit gestaltBildung beim
ausgebildet sind. Sind Musik und Kunst für Sie Nebenfächer nach dem
Motto: Ein bisschen Singen und Malen kann schließlich jeder ? Dem
Kampf gegen die kreative Mangelernährung im Bildungssektor kein Tropfen auf
den heißen Stein bleibt.
Die Designagentur » Fuenfwerken «
mit Sitz in Wiesbaden und Berlin
hat die Initiative » gestaltBildung «
ins Leben gerufen, die der
kreativen Mangelernährung im
Schulunterricht entgegenwirken
will. Denn während die Wirtschaft
Kreativität längst als zentrale
Produktivkraft identifiziert hat,
benötigt der Bildungssektor auf
diesem Gebiet Nachhilfe.
32 – 33
Spielen Sie persönlich ein Instrument oder malen Sie ? Ich male und zeichne
r
KONTAKT: Michael Neser, Pressesprecher Fuenfwerken
[email protected]
Bedarf an Kunst- und Musiklehrerinnen und -lehrern kann leider nicht immer
Seit dem Sommer 2007 ist Frau
Renate Jürgens-Pieper im
Amt. Als Senatorin für Bildung
und Wissenschaft ist sie für das
gesamte Feld des Nachwuchses
im Land Bremen zuständig, vom
Vorschulkindergarten bis zur
Hochschule. VIER wollte erfahren, welchen Stellenwert die
musischen und künstlerischen
Fächer in der Politik der neuen
Senatorin einnehmen.
in ausreichender Weise entsprochen werden. An dieser Stelle sorge ich
durch qualifizierte Weiterbildungsangebote dafür, dass so viel Begegnung
mit Kunst und Musik an Schulen stattfindet wie möglich. Ich bin gerade der
Hochschule für Künste sehr dankbar, dass sie mit großer Kompetenz solche
Weiterbildungsangebote für unsere Lehrerinnen und Lehrer organisiert. Als
ausgesprochen förderlich für die Praxis und die Freude am Lernen hat sich auch
die Kooperation mit Künstlerinnen und Künstlern erwiesen, die im Rahmen von
anspruchsvollen Projekten an die Bremer Schulen kommen.
Welchen Stellenwert wollen Sie den Fächern Kunst und Musik an den
Bremer Schulen einräumen ? Wo sehen Sie Handlungsbedarf ? Wie stehen
die Chancen und Ressourcen ? Wir räumen den Fächern der ästhetischen
Bildung, also nicht nur Kunst und Musik, sondern auch dem darstellenden
Spiel, einen sehr hohen Stellenwert ein. Die Arbeit unserer Musikprofilschulen
setzt Zeichen, ebenso die vielfältigen Kooperationen mit Orchestern. Daneben
nutzen wir Wettbewerbe, die unsere Schülerinnen und Schüler mit sehr
unterschiedlichen Formen musikalischer und künstlerischer Arbeit in Kontakt
bringen. Hier sehe ich noch mehr Entwicklungspotenzial. Mitarbeiter meiner
Behörde wollen mit Bremer Künstlerinnen und Künstlern kooperieren und
bauen entsprechende Kontakte auf.
r
LUST AM
FORSCHEN
Interview 0 Bianka Hofmann
Kinder können nur selbst lernen, wir können sie nicht »belehren«. Wer in
Kindern und Jugendlichen die Motivation zum Lernen wecken will, muss Anteil
nehmen, sie ermuntern und Beziehungen zu ihnen aufbauen. Heranwachsende brauchen ein Umfeld, in dem sie auch Ideen entwickeln können, was
sie selbst einmal werden wollen. Wichtig ist zu erleben, dass man nicht
nur arbeitet, um Geld zu verdienen, sondern dass Arbeit etwas ist, das sie
befriedigen kann und womit sie einen Beitrag leisten können. Genau das
erleben sie in Kontakt mit engagierten Künstlern und Wissenschaftlern, mit
Goddess of Creative Overkill.
Vor dem Ruhm kommt die Bewerbung. Bewirb dich als Art- oder Text-Praktikant/in.
denen sie vor Ort gestalten, experimentieren und forschen.
Seit drei Jahren veranstaltet die Universität Bremen gemeinsam mit der
Hochschule für Künste in den Osterferien eine Kinder - Uni für Schüler von
8 bis 12 Jahren. Neben Vorlesungen, die die Kinder gemeinsam mit ihren
Eltern besuchen können, werden Labore und Workshops angeboten, in
denen sie gestalten und experimentieren können. Für die Eltern gibt es ein
Elternprogramm. »Mit den Angeboten der Kinder-Uni wollen wir die Lust
am Forschen und die Begeisterung für neue Erfahrungen fördern und den
Bürgern die wissenschaftlichen Einrichtungen näherbringen«, sagt Gisela
Gründl, die Kooperationsbeauftragte Universität — Schule und Verantwortliche
für die Kinder-Uni. »Wir wollen mit diesen außerschulischen Lernorten das
schulische Angebot ergänzen und die Schulen unterstützen.« Mit dem Projekt
»Modedesign — Rund ums Entwerfen! Von der Zeichnung zum Kleidungsstück«
bot die Hochschule für Künste im vergangenen Jahr Schülern ab 10 Jahren die
Möglichkeit, die Hochschule kennenzulernen, zu scribbeln, zu nähen und frei
zu gestalten.
Auch für ältere Schüler bieten die wissenschaftlichen Einrichtungen in
Bremen Projekte an: In der Sommerakademie können begabte Schüler der
gymnasialen Oberstufen in der ersten Woche der Sommerferien gemeinsam mit
Künstlern und Forschern den wissenschaftlichen Alltag erleben, selbstständig
und im Team arbeiten. Die Hochschule für Künste bot bisher die zwei Kurse
»Elektronische Komposition« und »Physik der Musikinstrumente« an. Zum
Abschluss präsentieren die Schüler aus allen Kursen den Teilnehmern und
Gästen ihre Ergebnisse. »Diese Abschlusspräsentationen sind immer ein
ganz besonderes Highlight«, so Gisela Gründl. »Nicht nur, weil die Schüler
Beeindruckendes leisten, sondern weil es ihnen sichtlich Spaß macht, ihre
Ergebnisse zu präsentieren und Anerkennung zu erfahren.«
r
Maike G.
Art-Praktikantin
»Wissen heißt nicht, über etwas viel
reden, sondern etwas tun können.«
Donata Elschenbroich
NEUMARK T
Jannis Tsalikis
Human Resources Manager
Kontakt:
Bianka Hofmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Bremen
[email protected]
tel +49 (0) 40/3 02 12-272
fax +49 (0) 40/3 02 12-104
[email protected]
ART
projekte 00 art 0 38 – 39
Hotel
im Ufo
Kunstpreis des Förderkreises der HfK
für das dilettantin produktionsbüro
Text 0 Klaus Schloesser
Fotos 0 Projektgruppe
Es hat gute Tage gesehen. Bessere. Man hatte es mit Achtung
vielleicht notgelandet sind: Kanzel, Antriebsaggregate, Steuer-
behandelt. Man hatte sich selbst mit einem kleinen Ruck innerlich
ruder — alles da für eine Abenteuerreise durch die Galaxien. Es
Haltung annehmen lassen, und auch wer nichts ausgefressen
folgen Ortstermine, Bekanntschaft mit dem Inneren, nächtliche
hatte, fragte sich bei seinem Anblick kurz, ob es nicht vielleicht
Lichtspiele, Inspektion des Unterirdischen, gekappte Technik.
doch Anlass zu schlechtem Gewissen gäbe. Eine gute Adresse
Welches Leben hat hier Platz ? Welche Bilder drängen herein
war das: Hansator, Zollhaus, Heimat der Hüter über die Grenze
und füllen den Raum ? Edward Hopper. Menschen, letzte Gäste,
zwischen den regulierenden Gesetzen des freien Warenverkehrs
die an langen Tresen nach Mitternacht ihre Melancholie in den
und den Versuchungen ihres Missbrauchs: Schmuggeln, den Staat
Whiskey-Soda rühren. Oder eine abgelegene Tankstelle am Rande
prellen, um das, was des Staates ist. Böses im Schilde führen,
eines verlassenen Kaffs im mittleren Westen, an der der Postmann
verbotene Rauschmittel in den Verkehr bringen. Kurz: Es war
zweimal klingelt und jede Gefälligkeit sich rächen kann … Ein
eine Adresse des Guten, der Ordnung und Ehrfurcht einflößender
einsames Motel, in das sich nur noch selten Gäste verirren, seit
Obrigkeit. Fast vierzig Jahre lang.
der Highway verlegt wurde, und in dem das Duschwasser sich rot
Und jetzt — geradewegs auf dem Sprung in ein neues
treuen Diensten vom Hof gejagt wie Esel, Hahn, Hund und
färbt — nur aus verdammter Mutterliebe.
Auch das Zollabfertigungshaus am Hansator ist vom Schuss
geraten. Vielleicht freut es sich über eine Milchbar ? Nein, besser
Katze im Bremer Märchen der Brüder Grimm. Wie ergeht es
noch — ein Hotel ! Obdach gewähren. Sein müdes Haupt betten.
einem Flachdach, wenn es niemand mehr vor Schnee und Regen
Mit Fremden an einer Bar sitzen. Auf der Durchreise sein. Hunger
schützt ? Wie einer Rampe, die niemand mehr auf Augenhöhe
stillen. Einschlafen. Weiter müssen. Bedient werden. Träume
mit Führerhaus oder Ladefläche von Lastkraftwagen hebt, um
haben. Albträume haben.
verdächtige von unverdächtigen Fahrten zu scheiden ? Was bleibt
Zusammen mit ihrer Freundin Anneli Käsmayr steckt Jenny
von einem rundum verglasten Oval, wenn es niemandem mehr
Kropp hinter dem dilettantin produktionsbüro. Beide haben
bestmöglichen Überblick über erlaubtes und verbotenes Treiben
an der HfK Bremen studiert, beide sind Meisterschülerinnen.
gewährt ? Ein Zweckbau, dem über Nacht der Zweck abhanden
Der Name des 2003 gemeinsam gegründeten Kunstprojekts ist
gekommen ist! Kann ein Haus sich lächerlich machen ?
Programm: » Ein Dilettant ist einer, der etwas aus Liebhaberei tut.
Oder: liegt in seiner bemitleidenswerten Lage auch eine
Chance ? Was, wenn nach den Zollbeamten die Künstler kommen
Der Antrieb fürs Handeln kommt aus der Leidenschaft, nicht aus
dem Können/Handwerk. «
und in vorsichtiger Annäherung Freundschaft mit ihm schließen ?
Gleichwohl: Um eine verwaiste Zollkontrollstation für drei,
Was, wenn sie ihm zuflüstern » Wovon träumst du ? « und dabei
nur drei Tage in ein Hotel zu verwandeln, braucht es neben
die schmerzhafte plötzliche Leere als Platz für Fantasie und
Liebhaberei auch Können und Genauigkeit. Eröffnung am
Freiheit für neuen Sinn deuten ?
9. September 2006. Schließung am 11. September 2006. Dazwi-
Jenny Kropp musste bei ihren ersten Begegnungen an
schen Präzisionsarbeit: Rezeption und telefonische Reservierungs-
Science-Fiction-Filme denken, an ein Ufo, mit dem Außerirdische
möglichkeit, Roomservice, Zimmereinrichtung ( in Nummer 117
in einer eher unwirtlichen Ecke des Planeten Erde gelandet,
sind Zwillinge grundsätzlich bevorzugt zu behandeln ), passende
Jahrtausend ? Nutzlos. Aus der Zeit gefallen. Verwaist. Nach
www.dilettantin.de/hotel
Dienstkleidung für Pagen und Portiers, blütenweiße und gestärkte
nach Schuhgröße gefragt … In allen Räumen verwischen sich
Spitzenschürzen fürs Hauspersonal, Bar, Restaurant, Salon,
Sublimes und Triviales. «
Honeymoonsuite. Und natürlich: die Hausordnung. » Betreten des
Kellers ist nur mit dem passenden Schlüssel gestattet. « Vielleicht
Für die Arbeit Hotel erhalten das dilettantin produktionsbüro
die wichtigste Regel: » Geheimnisse des Hauses sind streng
Anna Jandt, Alberta Niemann und Claudio Heidorn den mit ins-
vertraulich zu behandeln. «
gesamt 15 000 Euro dotierten Kunstpreis des Freundeskreises der
Anneli Käsmayr und Jenny Kropp interessiert die Grenze zwi-
HfK 2007. Der Preis wird im Rahmen des Festes des Freundes-
schen Kunst und Alltag — nicht erst seit ihrem Hotel-Projekt. Was
passiert auf dieser Gratwanderung ? Was, wenn man die Grenzen
kreises der HfK am 8. Februar 2008 überreicht.
bewusst verflüssigt, verschiebt, durchlässig macht, Blickwinkel
( Anneli Käsmayr, Jenny Kropp ) sowie die ebenfalls beteilgten
In der Begründung der Jury unter Vorsitz des ehemaligen
Rektors der HfK, Professor Dr. Peter Rautmann, heißt es: » Die
verändert und künstlerische Kreativität sich scheinbar banale
Alltagsrituale vorknöpft ? Ein Gast ihres Hotels, das ein Zollab-
Irritationen, die dabei entstehen, ob es sich bei dem Hotel wirk-
fertigungshaus war und durch den bereits beschlossenen und
beziehen den Betrachter produktiv derart ein, dass er seine eigene
bevorstehenden Abriss ein Haufen Schutt werden soll, schreibt
auf: » Entrée. Stilbrüche überall — der jugendliche Hotelportier
Position zwischen Voyeur, Hotelgast, reflektierendem Beobachter
schlurft durch sein Areal; ihm hängt das Hemd aus der Hose.
lustvolles Spiel wechselnder Formen der Wahrnehmung, die letzt-
Seine edle, goldbetresste Uniform ist eher einem Grand-Hotel-
lich um die Frage des Zusammenhangs, ja der Vereinigung von
Pagen angemessen — schon hier gerät alles in ein schräges Licht.
Kunst und Leben kreisen. «
lich um ein Hotel und/oder eine künstlerische Installation handelt,
laufend neu bestimmen muss; es entsteht ein komplexes, auch
r
Beim › Check-in ‹ wird nicht etwa nach der Kreditkarte, sondern
PS : Das Zollhaus am Hansator steht heute noch. Bevor es befristet im September 2006 in ein Hotel verzaubert wurde, war der Abriss eigentlich beschlossene Sache. Ob zwischen
beidem ein Zusammenhang besteht … ?
PPS : Jenny Kropp und Anneli Käsmayr arbeiten gegenwärtig an neuen Projekten an der Grenze zwischen Kunst und Leben. Eines : Im Bremer Ostertorviertel haben sie ein Restaurant
eröffnet. Gegenüber ihrem Hotel-Projekt haben sie die Zeitperspektive leicht modifiziert. Ihr Hotel hatte drei Tage. Ihr Restaurant heißt dreijahre. An einer Säule zählt eine Uhr
unerbittlich rückwärts und erinnert ständig daran, dass es auch diesmal um ein Experiment zwischen Kunst und Alltag, Anfang und Übergang geht.
Über Umwege
ans Ziel
Kunst studieren ohne Abitur
Text 0 Erik Rossel, Julian Thiel
Gregor Gaida (32), geboren in Polen, aufge-
Fotos 0 Gregor Gaida
» Voraussetzung für das Studium an der HfK Bremen ist in der
wachsen in Dortmund, verließ die Schule
Regel das Abitur sowie eine bestandene Aufnahmeprüfung. « So
rein, um deutlich zu machen, dass ich nicht ein weiteres Jahr
warten würde. « Noch ein Jahr in Zwickau wäre für ihn reine
Zeitverschwendung gewesen, begründet Gaida. » Seine Beharr-
nach der zwölften Klasse und ließ sich
stehen die Aufnahmekriterien auf der Homepage der Hochschule
zunächst im Ruhrgebiet zum Zahntechniker
für Künste. Dass Ausnahmen jedoch Regeln bestätigen, beweist
ausbilden. Ein Beruf, in dem er nach
Gregor Gaida. Seit 2003 studiert er an der HfK. » Bei besonderer
seiner Ausbildung aber nicht weitearbeiten
künstlerischer Befähigung genügt auch eine Aufnahmeprüfung,
in diesem Fall werden jedoch erhöhte Anforderungen gestellt «,
Seine Arbeiten waren überzeugend. Erstaunlich und überzeu-
wollte. Gaida absolvierte den Zivildienst
und ging für drei Jahre auf eine Holzbild-
heißt es in den Voraussetzungen weiter. Gregor Gaida brauchte
nicht nur Plastiken, sondern auch Bilder mitbrachte «, so Altenstein.
hauerschule nach Flensburg. Dort
also kein Abitur für sein Studium. Er überwand die Hürde der
Ein gutes Gefühl hatte Gaida nach den Gesprächen mit den Profes­
merkte er bereits, dass es für ihn in die
Anforderungen mit Entschlossenheit und Talent.
Richtung der freien Kunst gehen sollte.
Ein Kunststudium war kein Neuland für Gaida. In Zwickau
Nach seiner zweiten Ausbildung reiste
hatte er bereits ein Semester Holzbildhauerei studiert, doch » der
er für ein Jahr durch Europa, bevor er für
ein Semester in Zwickau studierte.
Studiengang war sehr eng strukturiert, ich habe schnell gemerkt,
dass er nichts für mich war «, erinnert sich der 32-Jährige. Wie er
soren jedoch nicht, aber zwei Wochen später kam die Zusage.
Tatsächlich ist Gregor nicht der einzige Studierende ohne
Allgemeine Hochschulreife an der HfK. » Besonders in der
Musik hat fast die Hälfte unserer Bewerber kein Abitur «, so
Seit 2003 studiert Gregor Gaida nun Bild-
auf die HfK gekommen ist, weiß Gregor noch genau. Als er nach
hauerei an der HfK Bremen.
Bremen ging, wusste er sofort, dass die Hansestadt der richtige
Erich Weigner, Verwaltungsangestellter für Fachbereich Musik.
» Immerhin 20 Prozent von ihnen dürfen ihr Studium dann
auch antreten. « Im Fachbereich Kunst und Design, zu dem
Ort für ihn ist. » Ich fand es gut, dass die HfK viel publiziert. Für
auch die Bildhauerei gehört, liegt die Zulassungsquote dagegen
mich waren hier optimale Bedingungen. Allein schon deshalb,
bei deutlich unter zehn Prozent. Bewerber ohne Abitur müssen
weil hier jede Werkstatt einen eigenen Leiter hat. «
Doch erst einmal musste Gaida den Studienplatz, den er so
nicht nur eine besondere künstlerische Begabung mitbringen,
gerne haben wollte, bekommen. Beim Aufnahmetest muss jeder
muss man 60 von 100 Punkten erreichen, ohne benötigt man
Bewerber grundsätzlich eine Mappe mit rund 20 » selbstgefertigten
mindestens 80 Punkte.
künstlerischen Arbeiten « einreichen, die einen Einblick in seine
Fragt man Gregor nach seinen Talenten in der Kunst, weiß
bisherigen Arbeiten und seine Kunstauffassung geben soll,
er schnell eine Antwort: » Ich kann sehr gut malen und zeichnen.
schreibt die HfK vor. » Ich habe damals Zeichnungen, Bilder und
Außerdem bringe ich handwerklich alles mit, was ich für meine
Figuren mitgebracht «, erinnert sich Gaida. Seine Werke musste
Arbeiten brauche. Bei einer Idee weiß ich sehr schnell, wie ich
er vor einer Prüfungskommission vorstellen und interpretieren.
sie gut umsetzen kann. « Seine handwerkliche Ausbildung kommt
Doch worauf kommt es der Kommission an ? » Wichtig ist, dass ein
ihm im Studium zweifelsfrei zugute. In seiner Werkstatt sieht es
überzeugendes künstlerisches Vorleben zum Ausdruck kommt «,
auf den ersten Blick aus wie in einem Sägewerk. Kettensägen,
so Professor Bernd Altenstein vom Fachbereich Kunst und Design.
Feilen und Hämmer liegen herum. Er weiß mit dem Werkzeug
» Bei Gregor Gaida merkte ich schnell, dass er in seinem Leben
umzugehen. Seine Arbeiten verkaufen sich gut. Alleine in den
bereits zu einigen künstlerischen Ergebnissen gekommen war. «
letzten Monaten brachte er mehrere seiner Werke an den Mann.
Trotzdem erhielt Gregor Gaida nach seiner Präsentation
Der Künstler hat gute Gründe, optimistisch in die Zukunft schauen:
zunächst eine Absage für den begehrten Studienplatz. » Es hieß,
» Ich sehe Potenzial und einen Markt für meine Arbeit. «
ich solle mich im nächsten Jahr noch mal bewerben «, erinnert
sich Gaida. » Als ich dann schon wieder draußen vor der Tür
Gregor Gaida ist ein gutes Beispiel dafür, dass es nicht immer
war, drehte ich mich um und ging noch mal zu der Kommission
lernte er vieles, was ihm seine Arbeit heute erleichtert.
lichkeit und sein Wille waren beeindruckend. « Doch nicht nur das
Auftreten sprach für Gaida. » Ich habe ja auch was von ihm gesehen.
gend zugleich fand ich, dass er zu einer Bewerbung als Bildhauer
sondern auch bei der Zulassungsprüfung besser sein: Mit Abitur
der direkte Weg zur freien Kunst sein muss. Auf seinen Umwegen
r
MUSIC
projekte 00 music 0 46 – 47
KAPITÄNE UND
KANTOREN
herrlichen Renaissance-Rathauses, wo Kirchen wie der Dom, Unser Lieben Frauen oder St. Martini allemal schöner anzusehen
muss bei einigen Kostproben bleiben. Zweimal geistlich — zweimal weltlich : Das erschien mir als ein Gebot der Fairness und
sind als die kalten und kahlen Hallen von St. Jacobi oder St. Petri
Ausgewogenheit. Dank einer Anfrage der Zeit-Stiftung an mein
in Hamburg. Während Hamburg sich im Laufe des 16. Jahrhun-
Ensemble Weser-Renaissance bezüglich der Dokumentation Ham-
derts mit einem Befestigungswall umgeben hatte, der die Stadt
burgischer Kirchenmusik bestückten sich zwei Programme quasi
in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges uneinnehmbar und
von selbst. Ich konnte die Wünsche der Stiftung mühelos in meine Reihe aufnehmen: ein Programm mit sogenannter » Organis-
zu einem begehrten Zufluchtsort vermögender Bürger machte,
hatte hier in Bremen zunächst schleichend, doch dann mit im-
tenmusik « ( nicht » Orgelmusik « ! ), vokal-instrumentalen Werken
mer festerem Griff der Calvinismus Einzug gehalten, jene kultur-
also, die der Organist komponierte, von der Empore aus leitete
und sinnenfeindliche Religionsrichtung und Geisteshaltung also,
und begleitete. Hier fiel die Wahl auf Hieronymus Praetorius, der
die jeglichen lieblichen Gesang, jedes farbenfrohe Gemälde als
über 100 hervorragende Motetten im venezianischen Stil hinterließ. Das andere geistliche Programm wird der » Kantorenmusik «
Teufelswerk betrachtete und alle Lust am Schönen und Heiteren
verstummen ließ.
Hamburg dagegen konnte aus dem Vollen schöpfen; allein
und hier speziell dem Werk Thomas Selles gewidmet sein, der
die Namen der Komponisten klingen wie Musik in den Ohren
strenger und kluger Führung das Amt des Stadtkantors innehat-
des einschlägig bewanderten Profis: Organisten wie Hieronymus
te. Als solcher musste er im sonntäglichen Wechsel mit seinen
Praetorius, Heinrich Scheidemann, Johann Adam Reincken oder
Sängern alle vier Hauptkirchen — 1661 kam als fünfte der Michel
Vincent Lübeck, Kantoren wie Thomas Selle, Christoph Bernhard
dazu — mit Musik versorgen, die er im Normalfall auch selbst
und Georg Philipp Telemann, Violinisten und Ratsmusiker wie
komponierte.
Wenn man gleichzeitig einen Überblick über die stilistische
Johann Schop oder Dietrich Becker, Matthias Weckmann mit seinem Collegium musicum, Opernkomponisten wie Johann Theile,
Reinhard Keiser, Johann Mattheson, Georg Friedrich Händel und
wiederum Telemann : Sie alle hinterließen ein grandioses Œuvre
ausgezeichneter Kompositionen, mit denen man — um noch einmal den Vergleich mit Bremen heranzuziehen — nicht mit Müh
Erstes Opernhaus nordöstlich vom Gänsemarkt (1677), Ausschnitt einer Zeichnung von P. Heinecken, 1726
und Not ein einziges Konzert bestücken kann, sondern über viele
Jahre täglich neue faszinierende Werke zu Gehör bringen könnte.
Telemann z.B. hat in seiner Hamburger Zeit unter anderem 46
große Passionsoratorien geschrieben ( wir kennen fast nur die
alljährlich wieder aufgelegten beiden Passionen von J. S. Bach ),
Zur Entstehung einer Konzertreihe
Text 0 Manfred Cordes
Collage 0 VIER
Warum denn ausgerechnet Hamburg ? Warum muss der » große
Bruder « im Nordosten, zu dem wir neidisch mit verstohlenen
Blicken hinüberschielen, der uns in puncto Bruttosozialprodukt,
Containerumschlag, Nerzmantelaufkommen, Musicalstandort,
dazu zahlreiche Opern und vieles mehr. Überhaupt: die Hamburger Oper am Gänsemarkt, erste » stehende « Bühne Deutschlands,
( für die Musik ist das die Zeit etwa zwischen 1600 und 1750 ) zusammenzustellen, weiß, wovon ich rede: Mediokrität, so weit das
Auge reicht ! Vielleicht sind ja die besten Kompositionen verloren
gegründet 1678, mit allen Schwierigkeiten privater Trägerschaft,
chronischem Finanzmangel ( Einnahmen gab es nur aus dem
Verkauf von Programmheften und den Logenmieten ), Kompe-
gegangen und zufällig nur diejenigen erhalten, die die Archive
besser nie verlassen hätten ? Gewiss: Mit ein bisschen gutem
tenzgerangel, Eifersüchteleien, die 1738 wieder zur Schließung
Oberklassenlimousinendichte etc. längst und unaufholbar den
Rang abgelaufen hat — warum muss Hamburg nun auch noch mit
Willen lässt sich auch aus den Werken eines Johann Sommer,
60 Jahren werden Musiker und Forscher noch sehr viele Jahre
einer Konzertreihe bedacht werden? Hat Bremen denn nichts ad-
eines Lüder Knoep oder eines Julius Johann Weiland manches
präsentieren. Wie, Sie haben diese Namen nie gehört ? Und dabei
beschäftigen.
Aus der beschriebenen Fülle der Gattungen, Stile und Kom-
sind das noch die besten, und die wenigsten von ihnen hielten
ponisten eine auch nur halbwegs repräsentative Reihe mit vier
es hier länger als ein paar Jahre aus. Hier, in Nachbarschaft des
Konzerten zusammenzustellen, ist schlichtweg unmöglich; es
äquates Eigenes zu bieten?
Die Antwort lautet ( leider ): Nein ! Wer einmal versucht hat,
ein Konzertprogramm mit Bremer Komponisten der Barockzeit
des Hauses führten. Aber allein die erhaltenen Werke aus diesen
um die Mitte des 17. Jahrhunderts über mehrere Jahrzehnte mit
Entwicklung innerhalb von 150 Jahren geben möchte, waren damit die beiden frühen Stationen ( 1600 H. Praetorius, 1650 T. Selle )
schon besetzt. Es fehlten zwei hochbarocke weltliche Programme.
Dass eines davon der Hamburger Oper gewidmet sein musste,
war klar. Die Wahl fiel dabei auf Reinhard Keisers » Adonis « von
1697, der allerdings von ursprünglich dreieinhalb Stunden Spieldauer auf heutige » Konzertlänge «, also etwa die Hälfte gekürzt
wird. Da für eine » richtige « Opernaufführung die Mittel fehlen,
werde ich auf die Kooperation mit einem Marionettentheater zurückgreifen; ähnlich wie im Frühjahr das » Theatrium Bremen «
unseren » Orfeo « begleitete, werden wir für die Keiser-Oper mit
dem » Theater Laboratorium Oldenburg « kooperieren.
Als spätestes weltliches Werk der Konzertreihe lag die Aufführung einer Bürgerkapitänsmusik nahe, da man an Telemann,
der immerhin 46 Jahre ( 1721–1767 ) das Hamburger Musikleben
prägte, natürlich nicht vorbeikommt. Für die Convivien der Bürgerkapitäne ( es handelte sich nicht um Seefahrer, sondern um
Vorsteher oder » Häuptlinge « einer Art Bürgerwache ) musste
Telemann alljährlich ein neues Werk abliefern und zur Aufführung bringen. Von den nachweislich 36 Werken sind uns immerhin neun erhalten. Das Werk » Vereint euch, ihr Bürger « von 1744
wurde für die Bremer » Wiedererstaufführung « ausgewählt. r
projekte 00 music 0 48 – 49
TELEMANN
IN HAMBURG
Die Bürger-Captains-Musik von 1744
Text 0 Veronika Greuel
Georg Philipp Telemann wurde — lässt man seine Arbeitsverhält-
Fortifikation im frühen 17. Jahrhundert hielt den anstürmenden
Uniform. Selbstverständlich hatte eine städtische Institution die-
Bränden, Seuchen oder Reichsinterna, sodass die Feier ausfallen
nisse Revue passieren — im Laufe seines Lebens sehr stark durch
Dänen und Russen stand, oder das Freikaufen von den Belage-
ser Art auch festgelegte Zeremonien, die einmal im Jahr feudal
musste. Widmet man sich der Quellensituation, zeigt sich sehr
städtische Anstellungen herausgefordert. Hier legte er Einfalls-
rern löste immer wieder vorübergehend die ärgsten Bedrängnisse,
präsentiert wurden. Einer Parade gleich stellte man seine Stärke
schnell, dass zusätzlich zu diesen Unregelmäßigkeiten auch der
reichtum an den Tag und war für die damalige Zeit außerordent-
bis endlich 1768 mit dem sogenannten Gottorfer Vergleich Ruhe
zur Schau, nahm eine Inventur der Wallanlagen vor und fand sich
Verlust vieler Materialien zu bedauern ist. Häufiger kennen wir
lich fantasievoll im Ausschöpfen zusätzlicher Betätigungsfelder.
einkehrte. Trotz der vielen innen- und außenpolitischen Rück-
nur die gedruckten Libretti, und die Musik ist verloren oder nur
Nie scheint er mit seiner eigentlichen Stellung ausgefüllt gewesen
schläge war die Stadt in emsiger Bewegung. Durch Trockenlegen
zum mehrtägigen Feiern zusammen, das im Großen Convivium
( am Donnerstag nach dem 24. August, Bartholomäustag ) gipfelte.
zu sein, sondern wuchs über sich hinaus und wusste die merkan-
und Aufschütten gewann man neues Bauland, und es entstanden
Hier tafelten die Bürgerkapitäne, prosteten sich mit Segenssprü-
Telemanns dieser Art, die sowohl Oratorio als auch Serenata um-
tilen Chancen für sich zu nutzen. Was in Leipzig erprobt wurde,
chen zu und manifestierten feierlich im großen Kettenschluss ihre
fassen. Die handschriftlichen Noten, häufig nur Stimmen, finden
konnte in Frankfurt angewendet und erweitert werden. Die 46
ganz neue Stadtteile. Es wurde organisiert und strukturiert im
18. Jahrhundert : Zur geregelten Straßenbeleuchtung kamen mit
Jahre, die er ab 1721 in Hamburg verbrachte, zeigten ihn dann nicht
neuen Trinkwasserbrunnen verbesserte Hygienemaßnahmen;
nur auf dem Höhepunkt seiner Karriere, sondern eben gerade
das ausgebaute Schulsystem sowie die Armen- und Siechenver-
auch im flächendeckenden Ausschöpfen der künstlerischen Mög-
sorgung trugen zur Stabilisierung der Bevölkerung bei. Zu einem
lichkeiten einer prosperierenden Weltstadt. Durch eigene kluge
funktionierenden Gemeinwesen gehörten auch damals schon
Planung und Fürsprache langjähriger, einflussreicher Freunde
( sicherlich Brockes und Neumeister ) bekam Telemann den Posten
kulturelle Angebote. Hamburg verfügte bereits seit gut 150 Jahren
des städtischen Musikdirektors über die fünf Hauptkirchen nach
die Hauptkirchen mit ihren bedeutenden Orgeln und Musikern
dem Tod des Vorgängers Gerstenbüttel ohne förmliche Bewerbung
gebunden war. Telemann war nun hauptamtlich für die überge-
oder Probespiel zugesprochen. Eine Anstellung dieser Art konnte sich in der damaligen Zeit sehen lassen ! Hamburg nahm als
ordnete Versorgung der Hauptkirchen St. Petri, Jacobi, Nicolai,
über eine eingespielte musikalische Tradition, die besonders an
Michaelis und Katharinen zuständig. Das heißt, er hatte regelmäßig Kantaten und Passionsmusiken zu liefern. Des Weiteren ge-
Nie scheint er mit seiner
eigentlichen Stellung ausgefüllt
gewesen zu sein.
zum Teil erhalten. Gesichtet sind heute neun vollständige Werke
sich in Berlin oder Schwerin. Für die Feier am 3. September 1744
konnte Nikolaus Dietrich Giseke ( 1724–1765 ) als Dichter gewon-
Jedes Jahr sollte
die Bürgerwache durch eine
Zeremonie geehrt
werden, aber immer wieder kam
es zu Komplikationen.
nen werden. Er zeigte schon früh eine Begabung für das Abfassen geeigneter Texte wie » Vereint euch, ihr Bürger und singet mit
Freuden « ( Beginn des Oratorio ) und » Freiheit ! Göttin, die Segen
und Friede begleitet « ( Anfang der Serenata ). Er findet sich deshalb häufiger als Autor. Diesem Libretto von 1744 zum jährlichen
» Ehren- und Freuden-Mahl « — lange Zeit war keine Rede von Bürgerkapitänsmusiken oder verkürzt Kapitänsmusiken — können
wir entnehmen, dass in selbstverständlicher Doppelbesetzung
bekannte Sänger der Hamburger Oper wie die herausragende Sopranistin Margaretha Susanna Kayser auch hier in der » Music «
hörten kirchliche Gelegenheitsmusiken zu Weihen und Prediger-
beschäftigt waren. Ein Sänger namens Schieferlein ist nicht nur in
einführungen dazu. Daneben, quasi als Kür, baute er sich wieder
dieser Funktion an der Oper nachweisbar, sondern wurde von Te-
ein Collegium musicum auf, mit dem er öffentlich konzertierte,
lemann auch als Kopist eingesetzt. Die zunftmäßig organisierten
war künstlerischer Leiter der Oper am Gänsemarkt und druckte
und verlegte eigene Werke.
Natürlich verfasste er auch weltliche Gelegenheitsmusiken,
Zusammengehörigkeit. Seitdem Telemann in Hamburg war, wur-
Ratsmusiker waren für die instrumentale Ausführung zuständig.
Nach Telemanns Tod führte sein Enkel Georg Michael in Riga
noch einige der Telemann’schen Kapitänsmusiken auf. Der Paten-
im Jahre 1619 formiert wurde. Diese städtische Einrichtung, die
de dieses Fest auch musikalisch größer gestaltet. Er komponierte
eine zweiteilige Form, die sich aus Oratorio ( vor dem Essen ) und
Serenata ( während des Essens oder danach ) zusammensetzte. In-
Männer zwischen 18 und 60 Jahren beschäftigte, war für Wachen
haltlich waren beide Teile mit unterschiedlichen Schwerpunkten
Werke für die Gelegenheit bei. Es ist Telemanns Verdienst und
auf den Wällen und zum Teil für die Instandhaltung derselben
versehen. Im Oratorio fand keine eigentliche Handlung statt, son-
Vermarktung zu verdanken, dass die Kapitänsmusiken wie ande-
zuständig sowie immer wieder für die Bekämpfung auftretender
dern das friedliche Zusammenleben der Bevölkerung in Hamburg
re weltliche Gelegenheitsmusiken oder Konzerte nicht nur einma-
Feuersbrünste, Schlichtung von Tumulten und Ruhestörungen. Es
wurde betrachtet und geistig untermauert. Die Serenata bot dann
lig zu Gehör gebracht, sondern bis zu dreimal gegeben wurden.
handelte sich um eine Art bürgerliche Schutzpolizei. Diese war
stramm nach den fünf Kirchspielen aufgestellt : fünf Regimenter
eine weltliche Schau auf die innerstädtische Situation. In beiden
innerhalb des Reiches eine Sonderstellung ein. Die florierende
Handelsstadt — um 1700 zählte sie ca. 70 000 Einwohner — konnte
mit Unterteilungen in Kompanien und Rotten. Den Kompanien
sich dank Diplomatie, kluger Planung und von Kaufmannschaft
Stadt waren. Deren Anzahl spielte sich auf 57 ein. Insgesamt geht
und wohlhabenden Bürgern erarbeiteter Finanzkraft häufig durch
man mit den zusätzlichen Vorgesetzten und Chargen von einer
Gesamtzahl von ca. 10 000 Personen aus, bewaffnet, aber ohne
konnten, tauchten wie typisch für die Zeit als Protagonisten Allegorien wie » die Freude «, » die Dankbarkeit «, » das Vertrauen «,
» die Erkenntnis « oder sogar der » Hamburger Schutzgeist « auf.
Jedes Jahr sollte die Bürgerwache durch diese Zeremonie ge-
Telemann bespielte so die ganze Stadt: Seine Werke erklangen
im Drillhaus ( ursprünglich als Quartier- und Aufbewahrungsort
für militärische Zwecke gebaut ), im sogenannten Baumhaus, im
freie Reichsstadt und ehemalige Hansestadt, bedingt durch die
Lage am Fluss unweit der Mündung mit freiem Zugang zum Meer,
die Unbilden verschiedener Kriege lavieren. Eine umfangreiche
so unter anderem für die Hamburger Bürgerwache, die schon
standen Kapitäne vor, die sehr wichtig und angesehen in der
Teilen, die von ihrer Dauer her unterschiedlich lang ausfallen
ehrt werden, aber immer wieder kam es zu Komplikationen wie
sohn und neue Stelleninhaber Carl Philipp Emanuel Bach steuerte in Hamburg, wie dessen Nachfolger Schwenke, noch wenige
Eimbeck’schen Haus und später sogar im neuen Konzerthaus
am Valentinskamp. Dank seiner musikalischen und organisatorischen Begabungen gehörte Georg Philipp Telemann zu den bestverdienenden Bürgern der Handelsstadt.
r
projekte 00 music 0 50 – 51
ROTES
LICHT, STILLE
CD-Produktion in der Alten Musik
Text 0 Luise Manske
Collage 0 VIER
Die Hochschulzeit geht zu Ende. Niemand kennt mich. Und
Tonmeisterin von Radio Bremen, wird mit ihrem Team aus dem
jetzt ? Wie kann ich mich behaupten auf dem internationalen
mobilen Tonstudio vor der Kirche die Aufnahme leiten. Durch
Musikmarkt ? Wie kann ich mich professionalisieren, von der
einen Lautsprecher kommuniziert sie mit uns. Aufbau, Stimmen,
Tätigkeit des Musizierens hin zum Beruf ? Die Idee hatte Manfred
Soundcheck, Anspielprobe. Rotes Licht: Stille. Konzentration. Die
Cordes. Im Dezember 2006 geben wir als » Bremer Barock Consort «
Kompositionen werden strophenweise aufgenommen, erstmal,
unter seiner Leitung ein Weihnachtskonzert im Dom mit Liedern
wie es kommt. Grünes Licht : Anweisungen, meist von der
wie » Vom Himmel hoch « und » Nun komm der Heiden Heiland «
Tonmeisterin, manchmal von Manfred Cordes, selten auf Wunsch
und ihren verschiedenen Bearbeitungen von Michael Praetorius
einer einzelnen Dame. Nochmal. So lange bis das Set im Kasten
( um 1572–1621 ). Unter seinen Zeitgenossen ist der hoch zu achtende
ist. Pause ist nicht Pause. Spielt oder singt man nicht, muss man
Komponist und Theoretiker angesehen als » der weitberühmte,
jederzeit bereit sein, alles zu geben. Konzentration. Will man
kunstreiche, vortreffliche und von Gott hochbegnadete Musicus «.
auf die Toilette im Gemeindehaus, muss man Grün abwarten.
Das Konzert ist ein voller Erfolg. Publikum, Sänger, Spieler und
Erscheint auf dem Weg das rote Licht, erstarrt man in seiner
Manfred Cordes sind begeistert. Seine Idee, das Programm mit
Position. Auch wenn man wieder in die Kirche will, friert man
ausschließlich Studenten der Hochschule auf CD zu verewigen
schon mal fünf Minuten in der Kälte, bis man sicher ist, dass
und beim internationalen Plattenlabel cpo herauszubringen, wird
das rote Licht nicht gerade brennt, wenn man die Tür öffnet. Der
Wirklichkeit.
Zeitplan muss eingehalten werden, vier Tage für alles müssen
Am 23. Januar 2007 ist es so weit: Treffen an der Hochschule;
reichen.
Flöten, Notenständer ins Auto und nach Bassum. In der alten
26. Januar, der erste Schnee des Winters. Ein letztes Mal
Stifterkirche erwartet uns eine tolle Akustik. Kein Zufall, wir
laufen wir mit Instrumenten auf dem Rücken von der Kirche
sind nicht die ersten, die diese für CD-Produktionen nutzen.
zum Bassumer Bahnhof. Die Aufnahmen sind geschafft. Die
Drinnen ist es kalt. Nach und nach kommen die Zugfahrenden.
CD erschien im Oktober 2007. Der erste Schritt auf den großen
Die Sänger machen Aufwärmübungen. Renate Wolter-Seevers, die
Musikmarkt ist getan — und der mit Erfolg, wie ich finde.
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herrschmidt.de
KULTURELLE
BILDUNG VON
ANFANG AN
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Ein Auftrag zur Nachwuchsförderung
Text 0 Barbara Stiller
Dass eine frühe Beschäftigung mit Musik eine wichtige Rolle
sierung in Berührung gekommen sind. Anders als beispielsweise
spielt, ist im erweiterten Umfeld einer Hochschule für Künste hin-
in skandinavischen Ländern existieren hierzulande nach wie vor
länglich bekannt. Menschen brauchen Musik, sie brauchen Musik
viel zu wenige Maßnahmen, die frühkindliche Bildung, Betreu-
zum Leben und Kultur zu ihrer Orientierung, denn der Umgang
ung und Erziehung als einen dringend notwendigen Dreischritt
mit Musik ist eine — mittlerweile vielfach belegte — Urerfahrung
betrachten und im kulturellen Bereich die dafür erforderlichen
in Bereichen der sinnlichen und emotionalen Wahrnehmung,
des Spracherwerbs, der Förderung der Motorik und des Körper-
musisch-künstlerischen Förderangebote bereitstellen.
Diese gravierenden Mängel wurden für die Ausbildungssitu-
bewusstseins. Die menschliche Empfindungs- und Ausdrucks-
ation an Musikhochschulen auf dem Gebiet der frühkindlichen,
fähigkeit wird durch Musik ebenso geschult wie ein ausgeprägtes
musikbezogen-kulturellen Bildung vor nunmehr schon fast 30 Jah-
Sozial- und Toleranzverhalten sowie eine allgemein menschliche
ren erkannt. 1978 begann in Wuppertal die erste deutsche Hoch-
Widerstandskraft. In Studien der Hirn- und Lernforschung wird
schule, angehende Lehrkräfte in musikalischer Früherziehung
die Bedeutung einer frühen Beschäftigung mit Musik auch für
akademisch auszubilden. Seitdem steigt die Zahl der Musikhochschulen, die die Studienrichtung Elementare Musikpädagogik
( EMP ) im Rahmen ihrer künstlerisch-pädagogischen Musikerziehungsstudiengänge grundständig anbieten. In den oben genann-
Menschen brauchen Musik,
sie brauchen Musik zum Leben und
Kultur zu ihrer Orientierung.
ten Zusammenhängen versteht die HfK Bremen ihren gesellschaftlichen Auftrag darin, auf vorhandene Mängel aktiv zu reagieren
und mit zukunftsweisenden Angeboten für eine frühe Vermittlung
von Kunst und Kultur einzutreten. Dementsprechend gehören an
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5MC¿V@R¿FDROHDKS¿VHQC
Die mehrfach ausgezeichnete Sportredaktion lässt sich nicht vom Flutlicht blenden und
hinterfragt, was hinter den Kulissen noch gespielt wird. Wie FAZ.NET, die F.A.Z. im Netz.
der HfK im Bereich der Elementaren Musikpädagogik spezielle
Unterrichtsangebote für Eltern mit Babys und Kleinkindern sowie
für Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter seit einigen Jahren
zum Kerncurriculum der studentischen Ausbildung. Wöchentlich
die individuellen Möglichkeiten und gesellschaftlichen Grund-
erhalten alle EMP-Studierenden die Möglichkeit, Lehrversuche
tugenden eines Menschen für sein gesamtes weiteres Leben zu-
durchzuführen bzw. andere beim Unterrichten kritisch zu beob-
nehmend belegt. Insbesondere die kindlich-natürliche Freude am
achten. Auch kleine Forschungsprojekte in Kooperation von Leh-
gemeinschaftlichen Musikerleben und Musizieren fördert die Fähigkeit zu » gesunder «, sozialverträglicher Achtsamkeit und bildet
renden und Studierenden beginnen sich für diesen Bereich der
auf diesem Wege wiederum die Grundlage für ein lebenslanges
frühen musikalischen Bildung langsam zu entwickeln.
Mag es anfangs noch den einen oder anderen skeptischen
Lernen mit vielfältigen Interessen an Musik, Kunst und Kultur.
Trotz all dieser Erkenntnisse zeigen aktuelle Beobachtungen
Blick bezüglich des wöchentlichen Aufgebots an Kinderwagen
und Studien, dass die ersten fünf bis sechs Lebensjahre vieler
weile reagieren alle außerordentlich wohlwollend darauf, wenn
Kinder oftmals rasant vergehen, ohne dass sie bis zum Schulbe-
fröhliches Kreischen, ungestümes Trommeln und lautstarkes Sin-
ginn jemals mit zentralen Erfahrungen durch eine frühe Musikali-
gen durch das Gebäude der Dechanatstraße schallen.
oder der Berge an kleinen Gummistiefeln gegeben haben, mittler-
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projekte 00 music 0 54 – 55
ABENTEUER
MUSIK
EIN FEST FÜR
BLOCKFLÖTEN
Das Schulprojekt » ambi « in Bremerhaven
Der dritte große Bremer Blockflötentag
Text 0 Erwin Koch-Raphael
Text 0 Dörte Nienstedt
Alle reden davon, wie wichtig die Förderung der sozialen Kompetenz mit Musik ist — » ambi « macht es vor. » ambi « ( = » Abenteuer
Musik – Bremerhavener Initiative « ) ist ein Gemeinschaftsprojekt
Die Idee, ein Fest für Flöte spielende Kinder und Jugendliche in
der Hochschule für Künste Bremen und des Bremerhavener Kul-
ner Vernetzung unserer Arbeit an der HfK mit der musikalischen
turamts. Das Ziel: Jugendliche an die Neue Musik heranzuführen
» Basis « in Bremen. In der Mobilisierung und Motivierung des
und ihnen einen praktischen und kreativen Zugang zu ihren eige-
Nachwuchses wollten wir nebenbei auch etwas für unser Instru-
nen musikalischen Mitteln und Erfahrungen zu bieten.
Ausgangspunkt für das Projekt » ambi «, das seit 2005 im
ment und das Berufsbild des Blockflötenpädagogen tun. Und: Die
Jahresturnus stattfindet, war der Wunsch des Fachbereichs Musik
der Hochschule für Künste Bremen und des Kulturamts der Stadt
den Studierenden übernommen werden.
Aus einer Idee wurde ein Konzept mit durchschlagendem
Bremerhaven, in Kenntnis der Ergebnisse von PISA eine Koope-
Erfolg : Der Bremer Blockflötentag im Jahr 2003 führte rund 80
ration mit Schulen in Bremen und Bremerhaven zu entwickeln
Teilnehmer an die Bremer Hochschule für Künste, zwei Jahre
und diese dann weiterzuführen. Bei der pädagogischen Arbeit
später waren es dann schon 120. Im Jahr 2006 reisten Han Tol,
geht es vor allem um das soziale Lernen: Komponieren und Mu-
die Studenten und ich nach Celle — wir waren eingeladen, dort
sizieren in Gruppen, Präsentation im öffentlichen Konzert. Die
im Rahmen des Moeck-Seminarprogramms einen Blockflötentag
Schülerinnen und Schüler erarbeiten unter der Anleitung profes-
auszurichten. Am 24. Mai 2008 findet unser Blockflötentag nun in
sioneller Musikerinnen und Musiker im Laufe eines Jahres in den
gewohnter Weise wieder an der Hochschule statt. Einen ganzen
regulären Unterrichtsstunden eigene Kompositionen, die sie im
Tag musizieren und proben Kinder, Jugendliche und Erwachse-
Abschlusskonzert der interessierten Öffentlichkeit vorstellen: bis-
ne gemeinsam mit Studenten und Dozenten. Alle kommen, um
Kinderspielzeug mit dreieinhalb Oktaven
her mit überzeugendem Erfolg bei Presse und Publikum. Ferner
ihr Instrument auf eine neue Art zu erleben, in einem für sie
Text 0 Klaus Schloesser
ermöglicht die durch Prof. Koch-Raphael initiierte Kooperation
der HfK Bremen mit Bremerhavener Schulen sowie mit der Mu-
ungewohnten Rahmen und gemeinsam mit vielen anderen begeisterten Spielern. Im Zentrum des Tages steht das Musizieren
Schroeder aus der Comic-Serie » Peanuts « liebt es. John Cage hat
sen — insbesondere wenn auch seine Freunde, die Fahrradklingel,
sikschule Beck eine weitreichende, überregionale Öffnung von
im Blockflötenorchester und in kleineren Ensembles. Auf dem
ihm eigens eine Suite gewidmet. Claudia Birkholz spielt es mit-
die Hupe und Elektronik, mitmusizieren, bewies Claudia Birkholz
Schule und Hochschule in Bremerhaven und Bremen.
Die Team-Leitung des Projekts hat der Komponist Erwin
Programm steht die Erarbeitung einer Geschichte mit Musik und
reißend, mit Temperament, aber auch mit sehr viel Charme und
bei ihrem Konzertabend » The Joy of Toy — Werke für Piano und
Blockflöten: » Oskar und die coolen Koalas «. Ein Rahmenpro-
Toy-Piano « in der Hochschule für Künste Bremen. Drei Urauffüh-
Koch-Raphael, tatkräftig unterstützt von Lehrern an Bremerha-
gramm öffnet die Sinne für Begegnungen mit einer Flötenbauerin,
Humor — das Toy-Piano.
Als habe ihr großer Flügel gerade ein Junges bekommen,
vener Schulzentren sowie von Musikerinnen und Musikern des
die von ihrer Arbeit aus der Werkstatt berichtet. Barbara Stiller
steht das Toy-Piano der in Bremen geborenen Pianistin in ihrem
Live-Elektronik von Matt Malsky ( USA ), ein Werk der japanischen
Stadttheaters Bremerhaven, der Komponistin Kazuyo Nozawa und
und ihre Studenten setzen einen besonderen Akzent mit einer
Haus in Bremen-Lesum. Sie liebt den schrägen, gamelanartigen
Komponistin Noriko Nakamura und eines für Toy-Piano, Klavier
Eva Schimmelpfennig, die für die Bühnenpräsenz wertvolle An-
Inszenierung aus dem Bereich der Elementaren Musikpädagogik.
Klang des ursprünglich als Kinderspielzeug entwickelten Toy-
und Elektronik von Claudia Birkholz. Außerdem Werke von K. H.
regungen gibt. Sie alle besuchen regelmäßig die teilnehmenden
Abschließender Höhepunkt des Tages ist ein Minikonzert mit al-
Pianos, das seit John Cages » suite for toy-piano « ( 1948 ), aber
Essl ( A ), J. Wolfe ( USA ), Gerald Resch ( A ) und Manfred Stahnke —
Kurse in den Schulen und arbeiten auf ihre ganz eigene Art mit
auch dank vieler zeitgenössischer Kompositionen längst die
für Toy-Piano mit Stimme und diverse Zusatzinstrumente, eine
den Schülern. Da die Schülerinnen und Schüler sich nicht nur mit
len Teilnehmern und Studenten im Konzertsaal der Hochschule.
Für die Studierenden hat der Tag auch eine pädagogische
Konzertsäle, Festivals und Aufnahmestudios erobert hat. Im
Performance von Louis Andriessen ( NL ) sowie Bearbeitungen für
reinen Musikstücken, sondern auch mit Performance beschäfti-
Zielsetzung. Planung, Durchführung und Nachbereitung der Ver-
Gegensatz zu Schroeders diatonischem Exemplar, bei dem die
Toy-Piano und Klavier von Eric Satie und Chick Corea. Wie wun-
gen, gibt es in den Abschlusspräsentationen auch manch Über-
anstaltung sind wie eine Generalprobe für die spätere Berufs-
schwarzen Tasten lediglich aufgemalt sind ( was Lucy bekanntlich
derbar künstlerische Ernsthaftigkeit und augenzwinkernde Hei-
raschendes für die Augen.
Die Aufführungsorte wechseln von Jahr zu Jahr : Waren es
tätigkeit: Sie kümmern sich um die Gestaltung eines Flyers und
zu der Frage veranlasste, wie man auf einem solchen Instrument
terkeit, Freude am Experiment und eine ordentliche Prise Selbst-
die Bewerbung, erstellen das Notenmaterial, sind für die Ausstat-
denn Beethoven spielen könne, und Schroeder zu der feinsinnig-
ironie sich an einem Konzertabend zusammenfügen können — das
anfangs Räume in den Schulen selbst, so war im letzten Jahr das
tung der Räume und für die Bereitstellung eines Buffets verant-
kryptischen Antwort » Üben, üben, üben « provozierte ), verfügt
bewies Claudia Birkholz überzeugend mit ihrer Darbietung. Char-
Stadttheater Bremerhaven der Schauplatz aufregender Präsentationen und 2008 wird das neu eingerichtete Kulturzentrum » Die
Theo « in Lehe Austragungsort neuer musikalischer Abenteuer in
wortlich. Zeitplan, Probenarbeit, Konzertmoderation, Videodo-
Claudia Birkholz’ Instrument immerhin über dreieinhalb Oktaven
lie Brown — das dürfen wir sicher annehmen — hätte bei diesem
kumentation liegen ebenfalls in den Händen der Studenten. Die
einschließlich aller Halbtöne.
Welche klanglichen Erlebnisse sich mit hohem Können, viel
Konzert für ein paar Stunden das Baseballspiel vergessen, Linus
Spaß und Experimentierfreude aus einem Toy-Piano zaubern las-
jetzt überzeugt : Üben, üben üben bringt’s wirklich.
Bremerhaven sein.
r
THE JOY OF TOY
den Räumlichkeiten der Hochschule auszurichten, entstand vor
etwas mehr als fünf Jahren. Im Kern stand der Wunsch nach ei-
Organisation und Durchführung des Tages sollte weitgehend von
Vorbereitungsphase für das große Fest ist jetzt angelaufen, wir
sehen ihm wieder mit viel Spannung und Neugier entgegen. r
Claudia Birkholz spielt Werke für Klavier und Toy-Piano
Collage 0 VIER
rungen gab es an diesem Abend — ein Werk für Toy-Piano und
die Schmusedecke liegen gelassen, und Lucy wäre spätestens
r
DESIGN
projekte 00 design 0 58 – 59
WILLKOMMEN
IM LEBEN
links 0 Die Aufnahmen für das Musikvideo entstanden im Blue-Screen-Studio der HfK
unten 0 Innerhalb eines Tages wurden 59 verschiedene Einstellungen des dreiminütigen Clips gedreht
Wie es sich wirklich anfühlt, ein Diplomand zu sein
Text 0 Thorsten Konrad
Fotos 0 Thorsten Konrad
Pickel, notorisch schlechte Laune und eine schleichende Kommunikationsmüdigkeit : Das sind die sichtbaren Merkmale nach der
Abgabe einer Diplomarbeit. » Willkommen im Leben ! «, schallt es
sofort von der untersten Sprosse der Karriereleiter. Stümmelnde
Laute der Erschöpfung werfe ich zurück. Freunde und Familie,
die einem nach der Diplomarbeitsabgabe freundschaftlich einen
Arm um die Schulter legen und mit der Hand feierlich auf ein
Stück Holz klopfen und nebenbei noch mit einem stolzen Grinsen
und Sätzen wie » jetzt hast du es endlich rum « frohlocken, kommen einem selbst irgendwie fremd vor.
» Aber man wollte doch gar nicht aufhören «, hört man
sich murmeln. Denn ohne es wirklich selbst zu merken, ist die
Diplomarbeit beinahe der wichtigste Teil des eigenen Daseins
geworden. Und so klammert man sich an den Werten, für die
man fast ein Jahr gekämpft hat, fest — Werte, die man sich selbst
aufgebaut hat. Die Hackordnung seiner selbst. Und das soll es
jetzt gewesen sein ? Man gibt nicht 120 Seiten gebundenes Papier
in Größe DIN A4 ( andere Größen müssen mit der Studiengangsleitung abgesprochen werden ) mit schwarzem Hardcover-Umschlag und einer im Rückumschlag eingepinnten DVD mit dreiminütigem Video ab. Nein. Man gibt einen Teil von sich selbst
zum Abflug frei. Und das ist, zugegebenermaßen, nicht mal nur
metaphorisch ein komischer Gedanke. Ich blicke auf fast ein Jahr
Arbeit zurück, in dem ich bis zu 20 Stunden täglich gearbeitet,
diskutiert und gekämpft habe. Ein Jahr, in dem ein wunderbares
Team entstand, auf das man sich zu jeder Zeit verlassen konnte.
Ich erinnere mich aber auch an Zeiten, die von einer Art Hilflosigkeit geprägt waren. Als ehemaliger Erasmus-Student, dem ohne
Erasmus im Rücken keinerlei Rechte mehr zustanden, hat man
es nicht leicht. Denn die bürokratischen Hürden sind beinahe so
hoch wie der geografische Abstand der beiden Städte Bremen
und Salzburg weit. » Du darfst nichts ausleihen ! «, » Du darfst
nichts besuchen ! «, » Du hast keine Versicherung ! «, » Du darfst in
der Mensa nicht das vergünstigte Menü essen ! «. Die Frage, was
einen hierbei am wenigsten trifft, ist eine rhetorische.
Hornbachs aktueller Werbeslogan » Mach es fertig, bevor
es dich fertigmacht « beschreibt die krisengeplagte Stimmungslage während der Diplomarbeitsphase wohl ganz gut. Denn die
Blöße, versagt zu haben, möchte man sich nicht einmal selbst
zugestehen. Zudem stellt sich denn auch die Frage, wann etwas
überhaupt » fertig « ist, heute bei Weitem nicht mehr inhaltlich,
sondern ausschließlich kalendarisch. Denn dort steht in großen
roten Lettern am Tage des 31.10.2007 um 12.00 Uhr mittags ( Filmfreunde spüren bereits die Dramatik ) das Wort » Deadline « geschrieben. Wobei der Name jetzt hoffentlich nicht zum Programm
wird. » Willkommen im Tod ? « Na toll … Man besucht in diesem
besagten einen Jahr kaum Partys, geht weder zum Fußball, noch
hat man soziales Leben, und all das macht trotz allem irgendwie
unglaublichen Spaß. Denn: Man kann gar nicht anders. Eine Halbherzigkeit würde einen spätestens ab der mysteriösen Erscheinung des schlechten Diplomarbeitsgewissens einholen. Und das
gibt’s ! Dieses Gefühl verfolgt einen nicht wie der eigene Schatten.
Es ist viel schlimmer. Es schleicht förmlich und zieht sich wie ein
Wackelpudding ständig hinter einem her. Dauernd wirft es einem
außerdem vor, » selles und jenes « vergessen zu haben. Bereits früh
morgens um halb sieben hat man das Gefühl, zu spät aufgestan-
den zu sein. Lohnt sich denn der Tag dann überhaupt noch ? Also,
nichts wie los — hopp hopp — nicht lange nachdenken – nicht noch
mehr Zeit verlieren ! Das Wackelpuddinggewissen lacht sich derweil ins Fäustchen. Denn es hat uns genau da, wo es uns sehen
möchte: Wir hängen in den Speichen des Hamsterrads des Lebens
und verlieren selbst dabei noch Zeit. Und so erkennt man auf Dauer den Prozess, was es denn heißt, ein Diplomand zu sein. Man
läuft permanent wie bekifft durch die Straßen mit einem grinsenden Kreativitätsloch im Hinterkopf, in das man alles, was einem
zum Greifen nahe steht, in sich hineinwirft, im nächsten Atemzug
verarbeitet und wieder beinahe unbemerkt der Umwelt zurückgibt.Alles steht plötzlich im Bezug miteinander, abstruse Objekte
könn( t )en umgebaut eine Verwendung finden, theoretische Bezüge, die einem noch nie so nahestanden, erscheinen einem auf
einmal so selbstverständlich wie die permanent schlechte Laune
des Wachpersonals. Und spätestens an diesem Punkt fragt man
sich, ob diese vielleicht auch einfach nur gerade ihre Diplomarbeit abgegeben haben … r
Das Werk der Diplomarbeit, das Musikvideo mit dem Titel » Take this dance and forget my name « der Punk-Rock-Band » All Joines «, gilt als ein neuartiger Versuch, das Medium
Musikvideo mit dem Internet zu verbinden. Über den Namen der Stadt, in der sich der Rezipient gerade befindet, werden über eine Identifizierung der IP-Adresse verschiedene
Elemente aus der Region des Rezipienten in das Video geladen, wie z. B. Bilder und Nachrichten aus freien Datenbanken ( Flickr, GoogleNews, Wefeelfine etc. ), und in die grafische
Welt des Videos als Hintergrundelemente integriert. Dabei werden Techniken des Internets verwendet, die weit über das reine Abspielen eines Videos, wie man es beispielsweise
auf YouTube sehen kann, hinausreichen.
www.thorstenkonrad.de
www.takethisdance.com
projekte 00 design 0 60 – 61
MO
STADT
Peking im Wandel. Phantasmagorie der
chinesischen Tusche und fotografische Realität
Text 0 Feipeng Jiang
Foto 0 Feipeng Jiang
» Mo « ist die phonetische Transkription für den chinesischen Begriff für schwarze Tinte. Während der Entwicklung der tausendjährigen chinesischen Kultur war » Mo « immer eines der wichtigsten Materialien, das sich auf umfangreiche Bereiche anwenden
ließ. Mit » Mo « wurden die Facetten der eigenen Gefühle und
Emotionen, Lust und Ärger, Freud und Leid protokolliert und ausgedrückt.
Im Laufe der Zeit hat sich » Mo « aufgrund seiner Vielseitigkeit ( durch die bloße Zugabe von Wasser verändert sich die
Konsistenz von rußig dunkel und dickflüssig bis fließend hell und
prächtig leuchtend ) vom reinen Mal- und Schreibutensil gelöst.
» Mo « erweiterte sich zur Quelle der Inspiration literarischen und
künstlerischen Schaffens bei Dichtern, Künstlern und Kalligrafen. Moderne Naturwissenschaft und Technik entwickeln sich
blitzschnell. Während dieser Entwicklung haben sich die Mittel,
mit denen man protokolliert, Kunstwerke schafft und Gefühle
ausdrückt, enorm erweitert und bereichert. Heute benutzen wir
Computer, Tintenstrahldrucker und Digitalfotografie, um uns mitzuteilen. Doch sind diese neuen Gegenstände auch Ausdruck der
Geschwindigkeit der Moderne. Sie lassen uns Menschen wenig
Zeit und lehren uns nicht, Geduld zu haben, um uns in das alte
Material » Mo «, das uns seit tausend Jahren inspiriert, hineinzudenken und es in aller Ruhe zu betrachten.
Vor diesem Hintergrund wollte ich mit » Mo «, einer Substanz, die mir als Chinese sehr vertraut und gleichzeitig ganz
fremd ist, mithilfe moderner Methoden Experimente durchführen
und die Ergebnisse von verschiedenen Standpunkten betrachten.
Diese Experimente inspirierten mich dazu, » Mo « und die Stadt
Peking miteinander in Beziehung zu setzen. Denn auch Peking ist
mir einerseits sehr vertraut, andererseits durch meinen fünfjährigen Aufenthalt in Deutschland und wegen ihrer raschen Veränderungen durch den Prozess der Modernisierung ebenfalls fremd
geworden. Hier werden also zwei Veränderungen dokumentiert
und miteinander verbunden: die Veränderung der Stadt Peking
und meine Wahrnehmung der veränderten Stadt, beeinflusst
auch durch meine eigene Veränderung, die Aneignung einer
» europäisch-westlichen Perspektive «.
In diesem Buch dokumentieren die Fotos, die ich 2006 in
Peking aufgenommen habe, meine Betrachtungen und Eindrücke
der Stadt. Gleichzeitig kann ich mit den verschiedenen abstrakten » Mo «-Formen meine Gefühle und Gedanken für diese Stadt
ausdrücken. Dadurch haben sich in diesem Buch Schein und Sein
einer Stadt und darüber hinaus Yin und Yang miteinander verschmolzen. » Mo « wird so meine Quelle der Inspiration und die
moderne Stadt die beste Werbung für das abstrakte und uralte
Material » Mo «. In diesem Buch gibt es Sehenswertes, wie man
es wohl in keinem chinesischen Reiseführer findet. Dazu fehlen
statistische Berichte zum wirtschaftlichen Boom. Mittelpunkt
der Darstellung sollte stattdessen eine sich schnell entwickelnde
chinesische Stadt sein, und es sollte dokumentiert werden, wie
viel Widersprüchliches und gleichzeitig Harmonisches sie in sich
birgt. Meine Dokumentation soll das » richtige « China unter der
Oberfläche zeigen. Für mich ist Design dabei das Werkzeug als
Vermittler zwischen Kunst und Realität. r
projekte 00 design 0 62 – 63
RICHARD WAGNER
UND DIE
RAKETENABWEHR
Räume
VERBINDEN
oben 0 Das Interface in der Mitte des Barometers sammelt und sortiert alle Meinungen
links 0 Das Meinungsbarometer schafft einen neuen Ort der Kommunikation
Zwei Abschlussarbeiten zur Kommunikation im Raum
Entwicklung einer medienübergreifenden Kommunikationsplattform
Text 0 Roland Lambrette
Text 0 Marius Bell
Wo immer sich Menschen begegnen, findet » Kommunikation im
Raum « statt. Die Architektur bildet dabei den Rahmen für in ihr
stattfindende kommunikative Prozesse und geht mit ihnen eine
oft symbiotische Verbindung ein. Gleichzeitig gibt es kein Gebäude ohne Botschaft nach außen — ob Pyramide, Dom, Bankenturm, Reichstag oder BMW-Welt. Alle Institutionen der Gesellschaft ( Religionen, Parteien, Staaten, Unternehmen, Marken ... )
nutzen pragmatisch und oft skrupellos diese Möglichkeiten der
» Kommunikation im Raum « und stehen oft als treibende Kraft
hinter den interdisziplinären Verknüpfungen der bildenden und
darstellenden Künste.
Im Lehrgebiet Temporäre Architektur und Ausstellungsgestaltung haben Dirk Ostkamp und Marius Bell auf ganz unterschiedliche Weise zwei ebenso historisch wie politisch relevante
Aspekte dieses Komplexes untersucht. Dirk Ostkamp zeigt in
einer Medieninstallation, auf welche Tradition » Kommunikation
im Raum « und ihre gestalterische Disziplin, die Szenografie,
zurückgehen. Marius Bell sucht nach einer Möglichkeit, den
öffentlichen Raum, der historisch gesehen die Plattform für demokratische Meinungsbildung und -austausch ist, wieder seinem
ursprünglichen Zweck zuzuführen, anstatt ihn privaten Unternehmen als Marketing-Schlachtfeld zu überlassen.
Auffällig häufig nutzen stattdessen Unternehmen den historisch gewachsenen demokratischen Anspruch öffentlicher Plätze.
Vom » Forum « bis zur » Agora « ist kein Begriff zu schade, um die
Romantik einer partizipatorischen Gemeinschaft zu suggerieren
und damit die zumeist eindirektionale Vermittlung von Unternehmens- und anderen Glaubensbotschaften zu kaschieren. r
Fotos 0 Marius Bell
Räume verbinden wendet die multidirektionale Kommunikation,
wie wir sie aus Foren und Chat-Räumen des Internets kennen,
auf den öffentlichen Raum an.
Wesentliches Motiv für die Arbeit ist die Beobachtung, dass
Städte ihren demokratischen, meinungsbildenden Charakter verlieren, je mehr sie der privaten Wirtschaft zur Gestaltung und als
Kommunikationsplattform überlassen werden. Vor diesem Hintergrund ist das » Meinungsbarometer « entstanden.
Es soll den gesellschaftlichen Diskurs auf öffentlichen Plätzen
wiederbeleben und Menschen mit ihren Meinungen in Austausch
bringen. Es entstehen Ort und Raum, in dem gesellschaftliche
Themen angesprochen und diskutiert werden können. Das mobile » Meinungsbarometer « verbindet Menschen, Meinungen und
Orte und soll dort aufgestellt werden, wo politische Themen akut
und relevant sind. Die aktuelle Beispielfrage » Braucht Europa ein
Raketenabwehrsystem « könnte auf öffentlichen Plätzen etwa in
Prag, Moskau, Washington, Warschau oder Berlin genutzt wer-
den, um das Thema demonstrativ räumlich zu exponieren. Durch
die Vernetzung der Kuben entsteht zugleich die Möglichkeit, den
Dialog mit den Menschen in den anderen Städten zu aktivieren.
Mithilfe eines Interfaces in der Mitte des Kubus können alle eingegebenen Meinungen abgerufen und nach verschiedenen Kriterien sortiert werden. Mit einem digitalen Stift kann jeder Besucher sein Statement anonym an die Innenwände des Barometers
schreiben, das dann automatisch eingelesen und im Pool der
Aussagen dargestellt wird. Durch eine dynamische Anordnung
auf dem Interface bekommt der Besucher einen guten Überblick
über die Vielfalt der Meinungen, die parallel auch im Internet
abrufbar sind. Das » Meinungsbarometer « soll in den alltäglichen
Lebensrhythmus integriert werden, um gesellschaftliche Statements in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Themen, die uns
alle betreffen, können so gemeinschaftlich und öffentlich diskutiert werden. r
www.marius-bell.com
Auszeichnungen:
Art Directors Club ( ADC ) 2007
Kategorie Abschlussarbeiten
Zukunftspreis Kommunikation
VO.IP Germany 2007
projekte 00 design 0 64 – 65
Die Geschichte
der Szenografie
oben 0 Richard Wagner, Das Kunstwerk der Zukunft
links 0 Gegenüberstellung der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 1936 und 1972
Eine Reise durch die Epochen der Szenografie
Text 0 Dirk Ostkamp
www.dirkostkamp.de
Fotos 0 Dörte Haupt
» So viel Inszenierung war noch nie, möchte man meinen. « So leitet Josef Früchtl sein Buch Ästhetik der Inszenierung ein. Wohin
wir uns drehen und wenden: In den Künsten, Wissenschaften,
Religionen oder der Politik, überall wird die Inszenierung zum
entscheidenden Faktor. Leben wir also in einer überinszenierten
Umwelt, in der es immer neuerer, lauterer und bunterer Elemente
bedarf, um unsere Aufmerksamkeit zu wecken ? Was sind das
für Mechanismen, die zu dieser inszenierten Öffentlichkeit führen
und wie funktionieren sie ? » Die Geschichte der Szenografie « ist
eine Sammlung der relevanten Einflüsse: Von der Trennung der
Künste in der Antike über die alle Sinne ansprechende christ-
liche Liturgie des Mittelalters zum Kunstwerk der Zukunft, von
Richard Wagner bis hin zu begehbaren Inszenierungen in Markenwelten und Erlebnisparks, von der mittelalterlichen Festkultur bis
zur Inszenierung der Olympischen Spiele 1936 und 1972 werden
wichtige Entwicklungsstufen der Szenografie auf ihre Mechanismen und Gemeinsamkeiten untersucht, wobei sich offensichtlich
die Methoden der Szenografie durch die Zeiten ähnlich bleiben,
allein die medialen Möglichkeiten ändern sich.
Architektur, Bühnenbild, Lichtgestaltung, Musik, haptische
und olfaktorische Faktoren und nicht zuletzt die wechselnden
Perspektiven des Besuchers lassen inszenierte Räume als orches-
triertes Gesamterlebnis wirken. Wie kann man den inszenierten
Raum so reproduzieren, dass möglichst viele dieser Elemente nachvollziehbar werden ? Das Präsentationskonzept basiert
auf der Tradition der Illusionsräume und Panoramabilder. Als
Darstellungsform unterschiedlichster szenografischer Arbeiten
wurde ein temporärer 360–Grad–Projektionsraum entwickelt.
In ihm wird dem Besucher eine 30-minütige, moderierte Reise
durch Epochen und Räume angeboten, auf der die untersuchten
Aspekte der Entwicklung der Szenografie analysiert, zusammengefasst und erlebbar werden. r
Die FREIHEIT
der ANDEREN
Das neue Erscheinungsbild der Landeszentrale
für politische Bildung Bremen
Text 0 Bianca Holtschke
Foto 0 Bianca Holtschke
Europapolitik, politischer Extremismus, interkulturelle Begegnungen, Erinnerungsarbeit — das sind die Schwerpunktthemen
der Landeszentrale für politische Bildung. Über Bildungsangebote
und Aktionen der verschiedensten Art sollen möglichst viele
Bürgerinnen und Bürger an die politischen Prozesse herangeführt
und aktiv beteiligt werden. So wird zusammen mit dem Verein
» Erinnern für die Zukunft « das » Projekt Stolpersteine « realisiert,
mit dem die Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft wachgehalten werden soll. Die Stolpersteine
werden vor den Häusern, in denen die Menschen vor ihrer Deportation lebten, im Bürgersteig verlegt. Die kleinen Messingtafeln mit den eingravierten Namen heben jedes einzelne Opfer
aus der Anonymität und vermitteln Wissen über die geschehenen
Verbrechen.
Um die öffentliche Wahrnehmung ihrer Arbeit noch zu verbessern, schrieb die Landeszentrale nun einen Wettbewerb für
ein neues Erscheinungsbild aus, in dem sich mein Entwurf durchsetzte. Zu Beginn der Recherchephase stellte sich unser Kurs die
Frage: Was macht eigentlich die Landeszentrale ? Grob lassen sich
die Antworten etwa so zusammenfassen: Die Landeszentrale versucht aufzuklären, was zu unmenschlichen Gesellschaften führen
kann. Folglich war unsere nächste Frage: Wie funktioniert das
Zusammenleben in einer Gesellschaft ? Und wie funktioniert es
im Fall der Demokratie ? Ein Zitat von Alphonse Karr hat mich
bei der Entwurfsarbeit angeregt: » Die Freiheit eines jeden hat als
logische Grenze die Freiheit der anderen. « Unterschiedliche Menschen haben selbstverständlich unterschiedliche Interessen. Daraus können Konflikte entstehen. Eckhard Jung, der betreuende
Professor des Projektes: » Konflikt ist kein Betriebsunfall in der
Demokratie, sondern ein Wesensmerkmal. An der Art und Weise,
wie eine Gesellschaft Konflikte löst, zeigt sich ihre Qualität: Kopf
ab oder den Konflikt austragen. «
Ich wollte die Idee des Widerständigen und Gegensätzlichen
in einer pluralistischen Gesellschaft darstellen. Mein Zeichen
visualisiert die Spielregeln der Demokratie. Aus diesem Grund
sind die neun Elemente des Zeichens so angelegt, dass es zu Kollisionen kommt, wenn sie sich um ihre eigene Achse drehen. Es
entstehen Reibungen, dialektische Spannungen. Diese Störungen
können nur behoben werden, wenn sich auch die Nachbarelemente bewegen. Die Drehachsen bilden wieder ein Quadrat. Somit besteht Ordnung im Chaos.
Es entstand ein flexibles Zeichensystem: Jedes einzelne der
neun Elemente kann auf der Basis des beschriebenen Funktionsprinzips frei bewegt werden, ohne dass die Eindeutigkeit des
visuellen Eindrucks und die Wiedererkennbarkeit geschmälert
werden. Es macht Spaß mit ihm zu arbeiten. r
THEORY
projekte 00 theory 0 70 – 71
KÜNSTLER ALS
WISSENSCHAFTLER
UND
KUNSTHISTORIKER
Ein Symposium
Text 0 Michael Glasmeier
Am 18. und 19. Oktober 2007 fand in der Weserburg – Museum
für moderne Kunst das vom Forschungsverbund für Künstlerpublikationen, dem Studienzentrum für Künstlerpublikationen /ASPC und der Hochschule für Künste Bremen veranstaltete und von Michael Glasmeier konzipierte Symposium
» Künstler als Wissenschaftler und Kunsthistoriker « statt.
Das zweitägige Symposium sollte der gut besuchte und
konzentrierte Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe sein, die
sich in Zukunft jährlich mit verschiedenen künstlerischen
Strategien im Kontext ihrer Künstlerpublikationen auseinandersetzen wird. Grundlage ist das großartige und einmalige
Archiv des Studienzentrums für Künstlerpublikationen /ASPC
in der Weserburg. Das Studienzentrum umfasst mehrere
Sammlungen mit insgesamt über 60 000 publizierten Kunstwerken aus der ganzen Welt. Es ist der größte und bedeutendste Bestand an Künstlerpublikationen seit den 1960er
Jahren in Europa. » Künstlerpublikation « wird hier als Oberbegriff für alle Formen publizierter Kunstwerke verstanden:
vom Künstlerbuch über die Schallplatte, den Videofilm bis
zur Netzkunst. Ziel der Symposiumsreihe ist es, in diesem
Umfeld gerade auch den Künstlertexten wissenschaftlich größere Aufmerksamkeit zu schenken, sie einerseits in Anlehnung an die Konzeptkunst als autonome Werke und andererseits im Rekurs auf die Künstlerschriften seit der Renaissance
als kunstwissenschaftliche Reflexionen über Wahrnehmung,
Kunsthistorie, Kunsttechniken, Medien etc. zu begreifen.
Ausgangspunkt der Vorträge von renommierten Spezialisten waren also weniger museale Werke, sondern die Texte
und Schriften einzelner Künstler, um so eine differenzierte
und eindringliche Sichtweise zeitgenössischer Kunstproduktion zu ermöglichen. Mit der Symposiumsreihe soll einem Forschungsdesiderat entgegengearbeitet und der Kunstwissenschaft
ein weiteres Themenfeld eröffnet werden.
Beide Tage wurden von Michael Glasmeier mit » Einführungen « in das jeweilige Schwerpunktthema eingeleitet, die wir hier
in einer stark gekürzten Fassung zur Diskussion stellen.
1. Künstler als Wissenschaftler
Es ist schon etwas eigenartig, dass das Textmaterial, mit dem
wir uns hier in den nächsten zwei Tagen und hoffentlich auch in
den nächsten Jahren beschäftigen werden, in Kunstwissenschaft,
Bildwissenschaft und Kritik immer noch als exotisch gehandelt
wird. Künstlertexte scheinen sich am Rande zu bewegen, nicht
Fisch, nicht Fleisch zu sein. Sie scheinen dem berühmten Diktum
» Handle Künstler, rede nicht! « zu widersprechen und ein Sagen
zu evozieren, das manchmal kaum die sichtbaren Kunstwerke
selbst betrifft oder gar im Widerspruch zu ihnen steht und einer
angeblichen Wissenschaftlichkeit, einem Eigendiskurs der Kunstwissenschaft nicht genügt.
Warum aber wollen Künstler überhaupt schreiben und sprechen, wenn sie doch das Bild und die damit verbundenen Medien
besitzen, um sich auf vielfältigste Weise auszudrücken und zu
verbreiten ? Besitzt das Bild nicht aus sich heraus seit der Antike
und früher jene magische und kultische Präsenz, die heute in den
Museen und Kirchen überwintert, und jene Imaginationskraft
und Glaubwürdigkeit, deren Stärke in allen Medien trotz vereinzelter Kritik zu fassen ist ? Ist es also wirklich notwendig, dass
wir diese manchmal überheblichen, manchmal vagen, manchmal präzisen, manchmal komischen, manchmal verbitterten oder
manchmal verschleiernden Texte von Künstlern lesen oder sie
gar studieren ?
In einem Punkt herrscht in Beantwortung dieser Fragen
Einigkeit, auch und gerade in den Kunst- und Geisteswissenschaften: Künstlertexte aller Zeiten sind Dokumente im historischen
Prozess, sind Archivmaterialen, um die Zeit und die Position der
Künstler besser durchleuchten zu können und zu verstehen. Sie
sind geradezu unerlässlich, nicht nur um die Stimmung, die Auftragslage, die handwerklichen Fähigkeiten, Datierungen, ikonografischen, lokalen und andere Kontexte näher zu bestimmen. Jeder
neue Fund von der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert wird freudig als Bereicherung begrüßt. Epochendarstellungen wie Künstlermonografien sind quasi angewiesen auf Künstleräußerungen,
wenn sie denn da sind. Spärliche, aber besser noch ausführliche
schriftliche Belege können hier zur Offenbarung werden, Neuentdeckungen können ganze Ansichten und Meinungen grundlegend
verändern. Aus archivarischer, historischer Sicht tragen Künstlertexte als positivistisches Material also durchaus zur Komplettierung wissenschaftlicher Anschauung bei.
Diese Tatsache scheint im Widerspruch zu meiner eingangs
gemachten Feststellung zu stehen, dass Künstlertexte in der
Kunstwissenschaft eher exotisch behandelt werden. Der Widerspruch löst sich aber schnell auf, wenn wir genauer hinschauen. In der historischen und monografischen Forschung werden
Künstlertexte vor allem parapiktural behandelt. Ich leite dieses
Wort ab von einem Begriff, den Gerald Genette für das Buchund Bibliothekswesen entwickelt hat: Paratexte. Gemeint ist
damit jenes Beiwerk zum eigentlichen Buch, also Titel, Widmung,
Impressum etc., das das Buch allerdings erst zum Buch macht.
Parapikturale Phänomene können also in diesem engen Sinn
Bildtitel, Widmungen etc. sein, aber im weiten Sinn eben auch
jene schriftlichen Dokumente, Vorstudien, Künstleräußerungen,
die das jeweilige Bild in ihrem Wesen mitkonstruieren. Sie sind
das begleitende Rauschen, das den Kontext bestimmt, ohne das
eine Interpretation nicht mehr möglich erscheint. Das heißt letztendlich, dass Künstlertexte lediglich dazu dienen, das Bild in
seiner machtvollen Präsenz weiter zu steigern und zu überhöhen. Diese Tendenz ist die herrschende in der Kunst- und Geistesgeschichtsschreibung.
Nur werden wir damit aus heutiger Sicht weder dem Anspruch der Künstler gerecht noch den Künstlertexten selbst,
die dann erst ihre vollwertige Wirkung entfalten, wenn sie
nicht nur parapiktural als Bildbestätigung, sondern eben auch
als eine eigenständige Textform innerhalb der Kunst begriffen
werden. Und darum soll es hier gehen. Die dramatische Zunahme von eigenständigen Künstlertexten, von theoretischen,
poetischen, manifestartigen und selbstreflektiven Künstlertexten
seit der Romantik, die sich im 20. Jahrhundert mit Dadaismus,
Futurismus, Fluxus, Minimalismus oder Konzeptkunst bis zur
Schärfung eines eigenen Genres entwickelt hat, zeigt in der Praxis, dass der Künstler eben nicht nur als Bildproduzent begriffen
werden kann, ja, dass es im extremen Fall der Konzeptkunst nicht
projekte 00 theory 0 72 – 73
mehr auf die Sichtbarkeit des Bildes selbst ankommt, sondern
auf den Text, aus dem sich ein Bild entwickeln mag. Die Fülle
der Künstlerpublikationen gerade seit den 1960er Jahren, die
hier im Forschungszentrum versammelt ist, legt beredt Zeugnis
ab von einer eher buchorientierten künstlerischen Produktion,
in der dann Künstlertexte ihre bedeutende Rolle spielen. Wenn
sie aber kaum und lediglich nur bildbezogen Beachtung finden,
dann, weil das Museum als Übervater der Bilder sie aussperrt
und weil ein » pictural turn « sowie eine entgrenzende Bildwissenschaft ihren Schwerpunkt eben vor allem auf die Sichtbarkeit
visueller Medien legen und weniger auf die Denkbarkeit. Zum
Verständnis nicht nur der zeitgenössischen Kunst würde es aber
wesentlich beitragen, die verschiedenen Rollen der Künstlerinnen und Künstler zu akzeptieren und damit den herausragenden
experimentellen und forschenden Charakter von Kunst. Es geht
also um die Position der denkenden und reflektierenden Künstlerinnen und Künstler, eine Tätigkeit, die sich eben nicht nur und
nicht immer im Bild niederschlagen muss, sondern für die der
Es erfordert also einen
gewissen Mut, sich von den
Bildern weg hin zu
den Texten zu bewegen.
Text ein weiteres oder anderes Medium des Sagens ist. Das betrifft natürlich nicht alle Künstlerinnen und Künstler — und sollte
auch nicht gefordert werden —, aber doch einige, die dieses Genre
wählen, um noch mehr zu sagen, um etwas anderes zu sagen,
um nebenher oder eigentlich zu sprechen und um unermüdlich
medienübergreifend zu produzieren. Und was dabei herauskommt, ist meines Erachtens mehr als parapikturales Beiwerk. Es
muss als eine weitere Produktion von Kunst jenseits des Formats
Bild begriffen werden. Es erfordert also einen gewissen Mut, sich
von den Bildern weg hin zu den Texten zu bewegen und diese
wesentlich als eigenes Medium innerhalb einer Entgrenzung der
Kunst zu begreifen. Das heißt aber wiederum auch, die Kunst und
die Künstlerinnen und Künstler wieder ernst und die Werke wichtig zu nehmen, sie an erste Stelle vor den kunstwissenschaftlichen, gesellschaftskritischen Diskurs zu setzen und ihre anarchistische Würde zu reflektieren. Denn das dem » Denkraum «
der Kunst eigene Potenzial vermag es, allzu kompatible Begriffe
und Diskursträchtigkeiten zu durchkreuzen und zu durchlöchern.
Wenn es die Documenta 12 geschafft hat, die Werke in doppelter
Weise zugunsten eines nebulösen Nichts aufzulösen, indem sie
diese einerseits in einer Über- und manchmal auch Unterinszenierung gleichsam verschwinden und andererseits diese im begleitenden Katalog durch eine diskursträchtige Schreibweise in
einer Über- und manchmal auch Unterinterpretation verdampfen
lässt, wenn zudem die Kunstwissenschaft Bildwissenschaft werden will und das technische Bild oder die botanische Illustration
im Augenblick vor den Werken der Kunst diskutiert, dann denke
ich wird es Zeit, sich einfach mal wieder mit dem auseinanderzusetzen, was Künstlerinnen und Künstler so machen. Und dazu
gehört, dass sie forschend nicht nur malen, zeichnen, bildhauern,
designen, fotografieren, filmen, kochen oder Musik machen, sondern auch, dass sie schreiben, vielfältig schreiben.
Wenn wir also die Kunst wieder ins Zentrum der Bildforschung rücken, dann auch, weil wir von ihr lernen, inspiriert
werden und unsere eigenen Forschungsansätze erweitern und
korrigieren wollen. Denn Künstlerinnen und Künstler sind Spezialisten für Wahrnehmungen aller Art. Sie haben seit der Renaissance ein besonderes Sensorium für die Natur, die Physik sowie
zeitliche und visuelle Prozesse entwickelt, die sie in praktischen
und künstlerischen Experimenten forschend beobachten oder in
Gang setzen. Martin Kemp schreibt zusammenfassend: » Viele
Künstler fragen so beharrlich nach dem Warum wie ein Wissenschaftler. Auch bei ihnen ist jeder Akt des Sehens ein potenzieller Akt der Analyse. [ … ] Betrachten wir statt der Endprodukte
die Verfahren, so zeigt sich, dass Wissenschaft und Kunst viele
Vorgehensweisen gemeinsam haben: Beobachtung, strukturierte
Spekulation, Visualisierung, Nutzung von Analogie und Metapher, experimentelle Überprüfung und die Präsentation rekonstruierter oder simulierter Erfahrung unter Verwendung spezieller
Stilmittel. « Um genau diese Analogie soll es heute gehen. Allerdings entfernen wir uns mit den Werken der hier exemplarisch
vorgestellten Künstler teilweise auch von der Naturwissenschaft
und lernen wahrnehmungsstrategische, paranormale oder recht
spekulative Experimente der Künstler schätzen, die unsere Erkenntnisweisen stimulieren werden.
Neben dem schon zitierten Martin Kemp sind es vor allem
Eugene S. Ferguson, Barbara Maria Stafford und besonders früh
und eindringlich Paul Feyerabend, die den Zusammenhang zwischen naturwissenschaftlichem oder technischem Sehen und
Kunst hergestellt und präzisiert haben. Eigenartigerweise hält die
Überraschung, die diese Schriften bereithalten, für die Natur- und
Ingenieurswissenschaften einerseits und für die Kunstwissenschaft andererseits immer noch an. Von einer gegenseitigen Anerkennung ist man noch weit entfernt, obwohl gerade die Ergebnisse der Gehirnforschung, was die Wahrnehmung betrifft, durchaus
als vermittelnde Instanz ins Spiel gebracht werden könnten.
Begriffe von einer » Kunst als Wissenschaft « oder » Wissenschaft
als Kunst « schweben allerdings leichter in den Räumen der
Kunsthochschulen als in denen der Technischen Universitäten.
Künstlerinnen und Künstler
sind Spezialisten für
Wahrnehmungen aller Art.
In einem seiner beiseitegesprochenen zahlreichen Sätze in Klammern seines schon wieder vergessenen Buchs Wissenschaft als
Kunst merkt Paul Feyerabend 1984 an: » ( Würden wir in einer Zeit
leben, in der man naiv an die heilende Macht und die › Objektivität ‹ der Künste glaubt, Kunst und Staat nicht trennt, die Künste
aus Steuermitteln reich beschenkt, in den Schulen als Pflichtfächer lehrt, während man die Wissenschaften für Sammlungen
von Spielereien hält, aus denen sich die Spielenden bald das eine,
bald das andere Spiel auswählen, dann wäre es natürlich ebenso
angebracht, darauf zu verweisen, daß die Künste Wissenschaften
sind. In einer solchen Zeit leben wir aber leider nicht. ) «
Der Künstler, der noch bis ins späte Barock als Mathematiker, Alchimist und Chemiker, als Physiker, Erfinder, Ingenieur und
Architekt tätig war, der als Teil des Hofes auch Musik schrieb und
Gedichte verfasste, mit Philosophen diskutierte und allgemein
der gebildeten Schicht angehörte, diese historische Künstlerpersönlichkeit bleibt allerdings in den Museen ebenso unsichtbar
wie der moderne und zeitgenössische Künstler im Umkreis von
Dada, Fluxus, Konzept- oder Kontextkunst mit vergleichbaren,
aber gesellschaftlich orientierten Aktivitäten. Erst langsam dämmert es den Kuratoren, dass es durchaus sinnvoll sein kann ( nicht
immer ), zu den Collagen von Kurt Schwitters auch seine Bücher,
zu den Fotogrammen von László Moholy-Nagy auch die theoretischen Schriften, zu den Werken von Dieter Roth auch seine
schriftstellerischen Quantitäten und zu den Objekten und Filmen
von Rodney Graham seine präzisen Werkanalysen zu präsentieren. Das schmälert den Eigenwert der Bilder nicht — im Gegenteil:
Das Textmaterial erweitert und differenziert ihren Denkraum.
Jene beschriebene Vielseitigkeit der Künstler von Renaissance
und Barock präfiguriert geradezu einen Teil der modernen Künstlerpersönlichkeit, die sich eben nicht nur mit der Produktion von
Bildwerken in Medien aller Art auszudrücken gewillt ist.
2. Künstler als Kunsthistoriker
Historisch gesehen findet der Künstler als forschender Wissenschaftler seine Leitfiguren in Leonardo da Vinci und Albrecht
Dürer. In welchem Maße der Künstler nicht erst seit der Moderne,
sondern seit der Antike und nicht erst im Bild selbst, sondern
in zahlreichen Schriften, Traktaten, Notaten sein Medium immer
wieder zum Gegenstand des Denkens macht und hier teilweise
gewisse Programmatiken der Konzeptkunst vorwegnimmt, wird
aus heutiger Sicht immer gern übersehen. Allein in der Renaissance lassen sich mit den Künstlertexten zur Problematik des
Disegno, der Mimesis, der Perspektive ganze Bände füllen. Interessant ist dabei zudem, dass die Künstler mit diesen Traktaten
sich zu behaupten lernten und sich über ihre bis dato zugebilligte
Rolle des Handwerkers erheben konnten. Sie waren jetzt eben
auch Intellektuelle.
Doch geht es damals wie heute weniger um ein inneres
Kreisen um hausgemachte Probleme oder um eine prinzipielle
Überhöhung der eigenen künstlerische Person, die natürlich immer mitschwingt, sondern um neue Möglichkeiten und Strategien
der Kunst in der jeweiligen Zeitgenossenschaft. Es geht darum,
den Denkraum zu erweitern, zu erneuern und mit Ideen zu bereichern. Diese Texte wollen die Stagnation aufbrechen und richten
sich wie die Bilder auf ein Gegenüber, das aus anderen Künstlern,
Es geht darum, den Denkraum
zu erweitern, zu erneuern und mit
Ideen zu bereichern.
möglichen Betrachtern und der Gesellschaft besteht. Daher wäre
es bedauerlich, sie lediglich als parapiktural zu rezipieren, da sie
quasi einen eigenen, subversiven Diskurs ausbilden, der die Ideen
schneller und auch überörtlicher übermitteln kann, als es die
etwas schwerfälligen Bilder vermögen. Das ist der kommunikative
Aspekt von Künstlertexten, der bei der Betrachtung auch eine
projekte 00 theory 0 74 – 75
nicht zu unterschätzende Rolle spielt und etwa für das Barock,
aber auch für Fluxus maßgeblich wurde. So schrieb der barocke
Jesuit und Maler Andrea Pozzo seinen Traktat zur Technik der
anamorphotischen Deckenmalerei als programmatische Schrift
der visuellen Gegenreformation für die jesuitischen Klöster in ganz
Europa und den Kolonien. Und so gründeten George Maciunas,
Dick Higgins, Ian Hamilton Finlay oder William Copley seit den
Es wäre also an der Zeit,
wieder darauf hinzuweisen, dass
es die Künstler waren, die Kunstgeschichte und Kunstwissenschaft
überhaupt initiierten.
1960er Jahren eigene Verlage und Vertriebssysteme für sich und
ihre Freunde, um u. a. Europa mit Amerika zu verbinden und
das unspektakulär Neue trotzdem zu verbreiten. Natürlich sind
alle diese Künstlertexte, welche die Kunst allgemein, die eigene
oder die zeitgenössische zum Thema haben, explizit oder implizit
immer auch Ausdruck einer Positionierung, Modifizierung oder
Ablehnung von Kunstgeschichte. Doch werden sie in diesem
Sinn nicht oder kaum von der bestallten Kunstgeschichtsschreibung rezipiert. Als parapikturale Texte können sie zwar in die
Meinungsbildung einfließen, aber als eigenständige kunsthistorische Überlegungen werden sie äußerst selten wahrgenommen.
Es könnte sich nämlich herausstellen, dass beispielsweise mit der
Klarheit, in der László Moholy-Nagy in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts sein Verhältnis zum Barock auf den
Punkt bringt, oder mit der Eindeutigkeit, in der Robert Smithson
auf den historischen Manierismus zurückgreift, unsere Ansichten
von Stilgeschichte und ihren Abfolgen anders und neu bewertet
werden müssten. Und während sich die Kunstwissenschaft mit
den Beschäftigungen um den Minimalismus und die Medien- und
Bildfragen auf ihrem zeitgenössischen Gipfel begreift, könnte
das Studium beispielsweise der bildnerischen, schriftlichen und
musikalischen Werke Rodney Grahams dazu führen, diese Problematiken als recht überflüssig bzw. unproblematisch dastehen,
dafür aber hier eine gewisse Heiterkeit eintreten zu lassen.
Es wäre also an der Zeit, wieder darauf hinzuweisen,
dass es die Künstler waren, die Kunstgeschichte und Kunstwissenschaft überhaupt initiierten. Noch bevor Winckelmann im
18. Jahrhundert seiner Griechenland- und Antikenbegeisterung
auch theoretisch Ausdruck verlieh, waren es Renaissancekünstler wie Leon Battista Alberti, Jacopo de’ Barbari, Vincenzo Danti,
Filarete, Lorenzo Ghiberti, Leonardo und andere, die schon genuin Kunstgeschichte betrieben, bevor Giorgio Vasari ( 1511—1574 ) mit
seinen mehrbändigen Viten, die zudem auch die Kunsttheorien
seiner Zeit behandelten, den Grundstein legte zu dem, was wir
als das Fach Kunstgeschichte bzw. Kunstwissenschaft bezeichnen.
Dieses prominente Beispiel aus alten Tagen könnten wir
zum Anlass nehmen, unsere Beziehung zu Künstlern als Kunsthistoriker neu zu überdenken und damit natürlich auch das
Verhältnis von akademischer und künstlerischer Auffassung von
Kunst. Welche Gründe könnte es also dafür geben, dass — abgesehen von den Minimalisten und den heute auf diesem Symposium verhandelten Positionen — genuin kunsthistorische Textwerke wie die von Moholy-Nagy, El Lissitzky, Francis Picabia, Salvador
Dalí, Barnett Newman, Ad Reinhardt, Jasper Johns, Dick Higgins,
Emmett Williams, Robert Smithson, Daniel Buren, Asger Jorn,
Dan Graham, Art & Language, Franz Mon oder Alexander Roob
nicht in den Kanon der Kunstgeschichtsschreibung und Kunstwissenschaft aufgenommen oder gar diskutiert werden? Unser Thema ist also kein beiläufiges, sondern beschreibt ein dichtes kunsthistorisches Forschungsfeld, das geschichtlich und zeitgenössisch
gefasst und zusammengeführt werden kann. Eine Aufgabe für die
Zukunft, mit der wir heute exemplarisch beginnen. r
Vorträge am 18. Oktober 2007 zum Thema Künstler als Wissenschaftler: Dieter Daniels ( Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig; Ludwig Boltzmann Institut Medien. Kunst.
Forschung., Linz ) : Marcel Duchamp / Gordon Pask. Elke Bippus ( Hochschule für Gestaltung und Kunst, Zürich ): Panamarenko. Annette Tietenberg ( Hochschule für Bildende Künste,
Braunschweig): Bernhard Blume. Annelie Lütgens (Kunstmuseum Wolfsburg ): Francis Alÿs. Thomas Kapielski ( Schriftsteller, Künstler, Musiker, Berlin ): Tomas Schmit.
Vorträge am 19. Oktober 2007 zum Thema Künstler als Kunsthistoriker: Sabine Kampmann ( Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig ): Ad Reinhardt. Thomas Wagner,
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt am Main ): Richard Hamilton. Gabriele Mackert ( Gesellschaft für aktuelle Kunst, Bremen ): Marcel Broodthaers. Maike Aden ( Kunstwissenschaftlerin, Bremen ): Jonathan Monk. Thomas Köhler ( Kunstmuseum Wolfsburg ): Jeff Wall.
BUXTEHUDE
JENSEITS DER
ORGEL
Wissenschaftliches Symposium an der HfK Bremen
Text 0 Michael Zywietz
Skepsis gegenüber allen Veranstaltungen, die nur dem Diktat des
Kalenders gehorchen, ist sicher in Maßen geboten. So bleibt die
Frage, welche dauerhafte Wirkung das viel gefeierte Mozart-Jahr
2006 für das Verständnis Mozarts — und damit sind nicht die Verkaufszahlen der Medienindustrie gemeint — erbrachte. Gerade bei
den weniger im Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit gegenwärtigen Komponisten, und zu diesen muss Dieterich Buxtehude,
dessen 300. Todestag 2007 gedacht wurde, gerechnet werden,
erweist sich jedoch, dass Jubiläen durchaus eine segensreiche
Wirkung zu entfalten imstande sind. Eine nach dem Kalender
forcierte Wissenschaft, zur erneuten Auseinandersetzung mit Person und Werk des zu Ehrenden veranlasst, sieht sich mit dem
faszinierenden Œuvre eines der bedeutendsten Komponisten des
17. Jahrhunderts konfrontiert. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Greta Haenen und Michael Zywietz versammelten sich
international renommierte Wissenschaftler am 8. und 9. Oktober
2007 in den Räumen der HfK Bremen, um Fragen zu diskutieren, die in der bisherigen Forschung eher am Rande gestanden
haben und neue Erkenntnisse zutage brachten. Bewusst hatten
die Veranstalter das Werk für Tasteninstrumente ausgeklammert,
da dieses seit Jahrzehnten Gegenstand intensiver Diskussionen
gewesen ist, wogegen die Vokal- und Kammermusik eher ein
Schattendasein führt.
Wilhelm Schmidt-Biggemann, Lehrstuhlinhaber für Geschichte der Philosophie an der Freien Universität Berlin und
einer der besten Kenner der Geistesgeschichte des 16. und 17. Jahrhunderts, eröffnete die Tagung mit einem fulminanten Einblick
in die Ideenwelt der zeitgenössischen Wissenschaftstheorie, ohne
die der intellektuelle Kontext der Musik undeutlich bleiben muss.
Aspekte der Rezeption des Werkes Buxtehudes, zu der auch
die Idee des Nordischen zählt, standen im Mittelpunkt der Vorträge von Jürgen Heidrich ( Universität Münster ) und Wolfgang
Sandberger ( Musikhochschule Lübeck ). Wissenschaftler der HfK
widmeten sich Fragen der Tradition der hanseatischen Violinschule und der zugehörigen Aufführungspraxis ( Greta Haenen ),
Strategien der Isolierung von Leiblichkeit seit der Renaissance im
Hinblick auf Buxtehudes Membra Jesu nostri ( Michael Glasmeier )
und grundlegenden Aspekten der Sprachvertonung im Vokalwerk
Buxtehudes ( Michael Zywietz ). Der wissenschaftliche Nachwuchs präsentierte sich mit zwei erstklassigen Vorträgen ( Rainer
Bayreuther, Universität Göttingen, und Christian Bettels, Universität Münster ) zu konkreten Gestaltungsfragen des Vokalwerks.
Ihre Ergänzung und Konkretion fand die wissenschaftliche Diskussion in einem Konzert in der Martinikirche, für das
Thomas Albert und Harald Vogel die künstlerische Leitung übernommen hatten. Die hochkarätig besetzte Tagung findet 2008 ihre
Fortsetzung mit wissenschaftlichen Konferenzen zu den Oratorien
Georg Friedrich Händels ( 7./8. April 2008 ), zu Funktionalität und
Autonomie in der Kirchenmusik des 20. Jahrhunderts ( 23./24.
Juni 2008 ) und zur Musik in der Hofkultur Kaiser Rudolfs II.
in Prag ( 6./7. Oktober 2008 ). Die Vorträge werden in der Reihe der Schriften der Akademie für Alte Musik Bremen bei der
renommierten Akademischen Druck- und Verlagsanstalt in Graz
( Österreich ) erscheinen. r
INTERDISZIPLINÄR
projekte 00 interdisziplinär 0 78 – 79
The Turn
of the Screw
Nachklang
Friedhof der Kuscheltiere –
Kostüme, Bühnenbild und Accessoires
Text 0 Gabriele Schreckenbach
Text 0 Kai Lehmann
Fotos 0 Eike Harder, Tim Klausing
Ein Nachklang ist in der Regel ein Rückblick auf besondere
und natürlich auch dahinter in seinen neuen Wirkungskreis als
Alles auf dem Landgut Bly scheint harmonisch, geradezu
Ereignisse ! Das diesjährige interdisziplinäre Opernprojekt der
Schauspieler am Theater Lübeck entlassen wurde, sprach für sich.
unschuldig, zuckersüß und reizend – auf den ersten Blick. Das
Fachgruppe Gesang, Brittens The Turn of the Screw, war in
Selbst er, der eigentlich so gar keinen Rummel um seine Person
Bühnenbild wurde in Form eines Bilderbuches umgesetzt, in
jeder Hinsicht » besonders « ! Es war ein Stück, welches in seiner
mag, konnte sich dieser speziellen Atmosphäre nicht entziehen.
dieses fügen sich die Kostüme aus papierähnlichen Textilien
Realisierung außergewöhnliche Anforderungen an alle Beteiligten
Auf die Einlassung, dass er uns ja nun doch ziemlich große
trügerisch ein. Die Kleider mit ihren historischen Bezügen und die
stellte, insbesondere an unsere jungen Sängerinnen und Sänger;
Schuhe hinterließe, bemerkte er in der ihm eigenen direkten
perfekte Maske verraten nichts von den Seelenqualen der Kinder.
das neue Dimensionen in der Zusammenarbeit mit den
und schnörkellosen Art, dass er doch gar nicht so große Füße
Nur das Spielzeug erinnert an den Friedhof der Kuscheltiere. Wie
Studierenden der Orchesterinstrumente und der Darstellenden
in einem Psychokrimi steigt die Spannung des Stückes und der
Kunst eröffnete; das wie die Drehung einer Schraube auf eine sehr
hätte ! Wir, die wir bleiben, sind nun dabei, nach einem neuen
Paar » großer Schuhe « Ausschau zu halten, um besonders den
viel weiter gehende Vertiefung und Zielgebung unserer elementaren
Sängern im zentralen Bereich der Opernausbildung weiter gerecht
klingt an. Am Ende steht der Tod des Jungen. Offen bleibt, ob die
Arbeit verweist; das in der Summe Höhepunkt und gleichzeitig
werden zu können. Die Zusammenarbeit mit dem Theater am
Geschichte in der Realität oder in der Fantasie der Gouvernante
auch Schlusspunkt einer sechsjährigen außergewöhnlichen
Zusammenarbeit mit » unserem « Regisseur Renato Grünig
Goetheplatz ist ein erster Schritt. Die Drehung der Schraube setzt
stattfindet. Wie in einen Kokon spinnt sich diese mehr und mehr
sich fort in der Verantwortung für unsere Studierenden, für Musik,
in die Flügelärmel ihres Teepuppenkleides ein, während der
war ! Die Art und Weise, in der Renato Grünig auf der Bühne
für Kunst und für die Hochschule.
r
Musik von Benjamin Britten. Die Thematik Kindesmissbrauch
Zuschauer mit einem Frösteln das Stück verlässt.
r
Ein Festival
aller Künste
Die Phantasie an die Macht
Text 0 Nico Schalz
Foto 0 Jens Lehmkühler
Zwei Jahre lang, vom Wintersemester 2005/06 an, hatte sich
Schrift aus großen Steinbuchstaben mit dem Albert-Einstein-Text
die HfK in Seminaren, Vorträgen und künstlerischen Arbeiten
mit dem Slogan der 68er-Studentenbewegung » Die Phantasie
an die Macht « auseinandergesetzt. In der letzten Juniwoche
» Imagination is more important than knowledge «, gewisser-
2007 mündete und kulminierte das interdisziplinäre Projekt
ging man an den Treppenhauswänden mit der faszinierenden
dann in einem Festival der Phantasie, das von einer Matinee
( Sonntag, 24. Juni ) bis zum Höhepunkt, der Nacht der Phanta-
Porzellaninstallation von Mei-Shiu Winde-Liu vorbei; der Titel
sie ( Freitag, 29. Juni ), reichte. Im Mittelpunkt stand ein Sym-
von sieben Wochen vom Tod zur Wiedergeburt, einen Übergang
posium zum Thema, flankiert von Ausstellungen, Konzerten,
also, der gerade in einem Treppenhaus seine ganze Zeichenhaftig-
Lesungen, Inszenierungen und Performances. Nur ein paar Splitter
keit zum Ausdruck brachte.
zum Ganzen seien hier eingefangen.
Humorvoller Conférencier dieses Anfangsteils, vor allem
auch des » Pilgerzugs « in die Galerie und des in der Galerie
sich abspielenden Cage’schen » Events «, war der Schauspieler
Die finale Festwoche erinnerte stark an das Cage-Fest
2002. Damals gelang es der Hochschule im Zusammenspiel
maßen das steingewordene Motto und Zentrum des ganzen
Festivals. Auf dem Weg vom ersten Stock zum Erdgeschoss
49 Tage symbolisiert nach buddhistischer Lehre den Zeitraum
der meisten Disziplinen in einem seltenen Glücksfall, intern
Peter Lüchinger. Mit » Event « ist die synchrone Darbietung von
eine solidarische künstlerische Praxis und eine herausragende
mehreren künstlerischen Performances gemeint: vier insze-
theoretische Auseinandersetzung miteinander zu kombinieren
nierte musikalische Aktionen sowie eine Textrezitation, alle auf
und gleichzeitig von außen eine große Öffentlichkeit in die Veran-
dem bildnerischen Hintergrund von Teilen der Ausstellung 1001
staltungen einzubinden; gerade die abschließende Cage-Nacht im
Nacht — Wege ins Paradies, Visionen eines geglückten Ineinanders
Hochschulgebäude Dechanatstraße wurde für die Teilnehmer zu
der Künste. Von hier aus konnte man mit Angela Ljiljanic zum
einem einmaligen Erlebnis.
» Nachtflug « des Parcours durch das ganze Gebäude ansetzen.
Das wiederholte sich gewissermaßen in der das diesmalige
Aus dem Ablauf der Festwoche seien nur noch die beein-
Festival abschließenden Nacht der Phantasie vom 29. Juni 2007,
druckenden Abendveranstaltungen herausgegriffen: das Konzert
die insgesamt dem Publikum einen überwältigenden Streifzug
des Hochschulorchesters unter der Leitung von Stefan Geiger
durch alle möglichen künstlerischen Aktivitäten bot — mit einem
mit Orchesterphantasien von Schumann und Rimskij-Korsakow,
» Parcours « durch alle Flure und Treppenhäuser hindurch sowie
der » Hölderlin-Abend «, Reflex der Romantikbeschäftigung der
in die einzelnen Räume hinein.
68er-Bewegung ( Rezitation von Gedichten Hölderlins auf einem
Nur ein paar Worte zur Eröffnung der » Nacht «: Begonnen
Montage-Netzwerk aus Quartettmusik von Beethoven und
hatte sie mit der Interpretation dreier Fanfaren, komponiert von
Schubert, Rolf Riehm und Helmut Lachenmann ) mit Rainer Iwersen
Kompositionsstudenten, die von studentischen Musikern lautstark
und dem Nomos-Quartett Hannover sowie die Inszenierung von
vom Foyer des ersten Stockes aus in das westliche Treppenhaus
Liedern des Sängers Rio Reiser, Erinnerung an die künstle-
hineingeblasen wurden. Hinter den Musikern entfaltete sich auf
rischen Träume der Nach-68er-Generation mit den Interpreten
einer recht langen Schleife von diesem Foyer aus bis in den rechts
Sebastian Mirow und Jens Hasselmann.
davon abgehenden Flur hinein die von Tobias Freude entworfene
r
projekte 00 interdisziplinär 0 82 – 83
Was macht ein
Fisch in der Fabrik ?
Bionics in Progress
Text 0 Alex Schaefer
Gruppe 1 − » Gaskocher-Kraftwerk «
Fotos 0 Projektgruppe
Dass die Struktur von Fischhaut als Vorbild zur strömungsgünstigen
Fertigung eines Prototyps. In der Realisierungsphase konnten weitere
http://bionic.hfk-bremen.de/bionicweb/
Beschichtung von Oberflächen genutzt wird, ist ebenso bekannt
Sponsoren gefunden werden, die Know-how und Bauteile zur
dokumentation_gruppe1.pdf
wie der sogenannte » Lotus-Effekt « zur Herstellung von selbst-
http://bionic.hfk-bremen.de/bionicweb/
reinigenden Oberflächen. Doch was haben ein Termitenbau, die
Fertigung kostenlos beisteuerten.
Bei der gesamten Entwicklung waren die Studenten für den
Entfaltungstechnik von Blättern oder die Flossenstruktur von
Fortschritt verantwortlich, sie mussten sich lediglich regelmäßig
http://bionic.hfk-bremen.de/bionicweb/
Fischen miteinander zu tun ?
einer kritischen Gruppe bestehend aus den Professoren und den
dokumentation_gruppe3.pdf
All diese bionischen Vorbilder standen am Anfang der
Überlegungen in dem interdisziplinären Lehrprojekt » Bionics
in Progress «. Die Protagonisten dieses Lehrprojekts sind drei
Partnern des Lehrprojektes stellen, um wie in einer realistischen
Studentengruppen der Bremer Hochschulen mit jeweils sieben
Bereiche bei Bedarf jederzeit mit ihrer Erfahrung zur Verfügung.
Teilnehmern aus den Fachbereichen Bionik der Hochschule
Die Vernetzung aller Beteiligten zu einem breit angelegten
Bremen, Integriertes Design der Hochschule für Künste sowie
Wissenscluster ergab somit für die Studenten ein optimales
Produktionstechnik und Wirtschaftsingenieurwesen der Uni-
Lernumfeld. Es wurden wertvolle Erfahrungen gesammelt in
versität. Ziel war es, ein Produkt bis zur Marktreife zu entwickeln.
der Kommunikation und im Verhalten auf professioneller Ebene
Die Bionik diente dabei als Inspirationsquelle.
sowie bei der Realisierung eines Produktes von der Idee bis hin
So entwickelte eine Gruppe einen mobilen Gaskocher,
zur Produktreife. Der Austausch zwischen den sonst entfernt von-
mit dem sich die Abwärme zur Gewinnung von Energie mittels
einander agierenden Fachbereichen barg zwar Reibungspunkte,
sogenannter Peltierelemente nutzen lässt. Dadurch können kleine
brachte aber umso mehr eine Sensibilisierung für das Arbeitsfeld
elektronische Geräte wie Mobiltelefone oder Navigationsgeräte
anderer Teilnehmer und einen Einblick in das enorme Potenzial
angeschlossen und mit Strom versorgt werden. Inspiration dabei
interdisziplinärer Teams. Denn nicht zuletzt stellen solche Teams
boten die Bauten von Kompasstermiten, in denen wie bei einem
bestehend aus Fachleuten mit unterschiedlichem Spezialwissen
aufgewärmten Kamin warme Luft nach oben aufsteigt und kühle
eine große Chance zukünftiger Produktentwicklungen dar. Die
Luft von unten angesaugt wird und somit eine ausreichende
Entscheidungen erfahren auch eine größere Akzeptanz und die
Frischluftzufuhr gewährleistet. Auf der Basis von Trapezen und
beteiligten Personen arbeiten motivierter an der Umsetzung
Auftragnehmersituation den Projektverlauf zu präsentieren
und zu hinterfragen. In Fachfragen standen die Experten aller
oben
0
Gruppe 2 − Beschattungssystem auf der Basis von natürlichen Faltprinzipien
Rauten entwickelte die Gruppe LMNT ein Faltsystem, dass als
gemeinsam beschlossener Lösungen. So resümierte Prof. Kramer,
links
0
Gruppe 3 − Flexibles Hebewerkzeug für Gabelstapler
flexibles Beschattungssystem Einsatz finden soll. Nach der
der vonseiten der HfK für das Vorhaben verantwortlich war:
Auswertung von Erkenntnissen in der Falttechnik von Pflanzen
» Dieses Projekt zeigt, dass interdisziplinäres Design sich
wurden Faltprinzipien erarbeitet und zunächst mit Papier simuliert.
nicht auf die an der HfK Bremen zu findenden Lehrgebiete
Dann wurde aus segmentierten Bauteilen aus Polystyrol ein
und Schwerpunkte beschränkt, sondern darüber hinaus die
Funktionsmodell hergestellt. Man findet diese Faltmechanismen
Zusammenarbeit und den Transfer mit anderen Disziplinen
bei Insektenflügeln und sich entfaltenden Blättern. Das CLASPTeam ( CLASP, englisch für greifen, umklammern, fassen ) hat
sucht. Die Studierenden unseres Studiengangs wurden als
ein flexibles Hebewerkzeug für Gabelstapler entwickelt. Dieses
auf neue Aufgabenstellungen einzulassen, und deshalb zu neuen
Greifsystem ist in der Lage, Lasten von unterschiedlicher Größe,
Lösungen kommen. Dass Designer darüber hinaus auch über ein
Gewicht, Beschaffenheit und Form zu bewegen, indem es das
technologisches Basiswissen verfügen und in der Lage sind, ihre
zu hebende Objekt mechanisch umschließt. Die Lasten werden
Konzepte und Entwürfe computergestützt und fertigungstechnisch
dabei von mehreren Greifarmen erfasst, die sich flexibel der Geo-
fundiert zu untermauern, war für einige Studierenden aus
metrie des Gegenstandes anpassen. Auch zerbrechliche Objekte
den anderen Studiengängen überraschend. Ich glaube, die
können bewegt werden, weil der Anpressdruck gleichmäßig
Ergebnisse dieses Projektes bestätigen die Notwendigkeit zu
über die gesamte Fläche verteilt wird. Bei dieser Idee dienen
solchen interdisziplinären Lehrprojekten über die Grenzen von
die Flossenstrahlen von Fischen als biologische Vorbilder für
Hochschulen, Instituten und Unternehmen hinaus, und ich würde
selbstanpassende Strukturen. Durch seitlichen Druck gegen einen
mich freuen, dies wiederholen zu dürfen. «
der Stränge, wölbt sich die Flosse diesem Druck entgegen.
Unterstützt wurde das Projekt von dem Münchner Medienproduzenten Thomas Brodbeck und von Dr. Sascha Peters vom
Design-Zentrum Bremen. Dr. Frank Boinski und Christian Heßling
von der DaimlerChrysler AG, Werk Bremen, ermöglichten die
Impulsgeber wahrgenommen, die es verstehen, sich individuell
r
dokumentation_gruppe2.pdf
CAMPUS
Expand
Your World
»bremen war ein albtraum.
es muss die kälteste stadt
auf dieser erde sein. ich habe
immer gefroren, ich habe
niemanden verstanden, und
mir ging es schlecht.«
[4]
[1]
( Junior Baiano )
[2]
[6]
[3]
Einsendungen der Plakataktion aus VIER 04
aus Kairo: Nesma Reda Mahmoud, Manar Gamal Mohamed [ 1 ]; Maha Said
[5]
Mohamed Ali [ 2 ]; Mona Osama Mohamed [ 3 ]; aus Gießen: Olga Esau [ 4 ];
aus Münster: Jokob Schneider [ 5 ]; aus Sydney: Luisa Maschke [ 6 ]
Nachhaltiger Erfolg
Die Podiumsreihe der HfK im Haus im Park
Text 0 Andreas Lieberg
Foto 0 Frank Pusch
Seit dem Frühjahr 1998 gibt es die Konzertreihe der
auszeichnet. 2001 kamen das Podium Gitarre der
Neben den Konzerten sind im Haus im Park auch
Hochschule für Künste im Haus im Park auf dem
Klasse Andreas Lieberg und 2004 das Podium Alte
drei CDs mit Klavierwerken von Johannes Brahms,
Gelände des Krankenhauses Bremen-Ost. Ins Leben
Musik der Klasse Prof. Hille Perl hinzu. Es gibt also
Max Reger und W. A. Mozart entstanden, bei denen
gerufen wurde sie von Prof. Kurt Seibert und dem
im Jahr mehr als 30 Konzerte von HfK-Studierenden
HfK-Studierende der Klasse Seibert mitgewirkt
Leiter des Hauses, Stephan Uhlig. Während der Vor-
im Haus im Park. Während die Reihen Klavier und
lesungszeit einmal im Monat spielten seitdem
Studierende der Klasse Seibert, zunächst im
wunderschönen, aber klanglich problematischen
Alte Musik von der künstlerischen Kompetenz der
KA-Studierenden leben, wird das Podium Gitarre
vor allem von Lehramtsstudierenden gestaltet. Es
haben. Außerdem eine Doppel-CD mit Liedern und
Klavierstücken von Hanns Eisler.
Trotz der großen Anzahl von Konzerten ist der
alten Gesellschaftshaus. Im Jahre 2000 brannte das
hat sich gezeigt, dass eine — allerdings aufwendige —
besser geworden. Im Schnitt kamen 2006/07 über
Gebäude ab. Das Podium Klavier musste für vier
Programmgestaltung mit einer Mischung von
50 Besucher. Die meisten davon aus dem Stadtteil
Jahre zunächst in das Gemeindehaus der Melanch-
Ensemble-, Solostücken und Liedern erfolgreich sein
Osterholz, aber auch Patienten des Krankenhauses
thongemeinde, dann in die Aula der Gesamtschule
kann, wenn die individuellen künstlerischen Mög-
Bremen-Ost. Die Menschen in Osterholz schätzen
Ost ausweichen. Die Standhaftigkeit, in dieser
schwierigen Situation durchzuhalten, ist auch
ein Grund für den nachhaltigen Erfolg der Reihe.
2004 wurde das neue Haus im Park eröffnet, das
lichkeiten der Studierenden sinnvoll eingebracht
werden. Die Studierenden sammeln Erfahrungen
das dauerhafte und qualitativ gute Konzertangebot
im Kammermusikbereich, und vor allem lernen sie,
hier etwas an die Gesellschaft zurück, und das in
wie man — sinnvoll die Bedingungen einbeziehend —
einem Stadtteil, in dem die Einsicht, dass Kunst und
unter Einbeziehung eines Akustikers entstanden ist
Konzerte veranstalten kann. Eine wichtige Voraus-
Kultur von Steuergeldern finanziert werden müssen,
und sich durch eine hervorragende Klangqualität
setzung für die spätere Berufspraxis als Musiklehrer.
nicht sehr verbreitet sein dürfte.
Besuch stabil gut, im neuen Haus ist er sogar noch
durch die HfK und zeigen sich dankbar. Die HfK gibt
r
kunstrasen 08
die 18. deutsche fußballweltmeisterschaft der
kunst- und designhochschulen
bremen, 6.– 8. juni 2008
www.kunstrasen08.de
campus 00 lehre 0 90 – 91
Allrounder
mit unterschiedlichen
Schwerpunkten
Klassisches Schlagwerk an der HfK
Text 0 Mischa Wahed
Fotos 0 VIER
das Schlagzeug seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum eigenständigen Soloinstrument und
tischen Anwendung. Als Schlagzeugstudent wird man
von rechts. Wieder Ruhe. Dann ein immer lauter
werdender Beckenwirbel von links, wieder gefolgt
Kammermusikpartner entwickelt hat. Dies resultiert
schaft machen, dessen Kompositionen aus der Schlag-
von einem Trommelwirbel. Abermals hört man
keinen Laut. Plötzlich wird die Stille gebrochen:
Jemand lacht. Konzentriert stehen die vier
Studenten hinter ihren Schlaginstrumenten. Sie
zeugliteratur nicht wegzudenken sind, sowie auch
blicken abwechselnd auf die Notenblätter vor sich
aus einer Entwicklung, bei der das Schlagzeug
im Orchester nach und nach durch immer neue
Instrumente und die verschiedensten Arten von
Klangerzeugern erweitert wurde. Im Gegensatz zu
damaligen Zeiten müssen Schlagzeuger heute im
und auf die Anweisung ihres Professors, der vor
Orchester und Ensemble eine Vielzahl von Aufgaben
ihnen sitzt. Olaf Tzschoppe sieht müde aus. Vor ein
auf einmal meistern. Ein klassischer Schlagzeuger
sollte generell all das spielen können, was
geschlagen wird, und dabei keine Angst vor dem
Lautes Trommeln. Stille. Plötzlich hört man Schellen
paar Tagen ist er in der slowakischen Hauptstadt
Bratislava gewesen und hat ein Konzert gegeben.
in diesem Zusammenhang mit John Cage Bekannt-
mit Edgar Varèse, der mit der Ionisation für 41
Schlaginstrumente und zwei Sirenen 1931 ein Schlüsselwerk der Schlagzeugliteratur komponierte.
Die Abschlüsse Bachelor und Master of Arts
des Studiengangs werden ab Wintersemester
2008/09 an der HfK eingeführt. Auch die Inhalte
gehen mit der Zeit. So werden ab diesem Zeitpunkt
auch vermehrt Fächer aus dem Bereich der
Professionalisierung eine Rolle spielen.
und probt mit den Studierenden ein Stück namens
Ungewöhnlichen haben. So gehören das gelegentliche Streichen von Schlaginstrumenten oder das
» Baskisches Mobile «. Tzschoppe blickt von seinem
Spiel der Lotusflöte durchaus dazu.
Grundwissen sowie die erlernte Selbsteinschätzung
Notenblatt auf und richtet das Wort an einen der
Studenten: » Pack mal das Paiste Full Crash in die
Die Ausbildung an der HfK zielt darauf ab,
Allrounder hervorzubringen, die sich diesen An-
Mitte und die Achtzehner nach außen. « Das dauert
ein bisschen. Es wird kurz Pause gemacht.
forderungen gewachsen zeigen, wobei sich bei
helfen dem Studenten, seine eigenen instrumentalen Vorlieben herauszufinden und zu vertiefen.
Ausgeprägte Teamfähigkeit ist ebenso erforderlich. Die Instrumente werden miteinander geteilt
und ein jeder ist darauf angewiesen, sich auch
in angespannten Situationen mit dem Gegenüber
Jetzt sitzt er hier im Keller der Hochschule für Künste
Die Vorbereitungen für das 34. elektronische
Konzert im Rahmen des Ateliers Neue Musik
der HfK laufen auf Hochtouren. Was hier bei der
Probe noch etwas leer klingen mag, wird bei der
jedem Einzelnen unterschiedliche Schwerpunkte
herausbilden können. Unterstützt und ermöglicht
wird dies auch durch eine ausgeprägte Orchestertradition an der HfK und zahlreiche Auftrittsmöglichkeiten im Bereich der Kammermusik ( speziell
Das fundierte theoretische und praktische
arrangieren zu können.
Durch das Studium werden die Studenten
in Schlagzeug und Pauke ausgebildet, jedoch
vermittelt es auch die Fähigkeit, später selbst
einmal unterrichten zu können. Derzeit gibt es
in der Bundesrepublik in etwa 120 professionelle
Aufführung durch Elektronik ergänzt. Der Leiter des
der zeitgenössischen ), aber auch in der alten Musik,
Ateliers, Kilian Schwoon, wird beim Antrittskonzert
Komposition porträtiert. Eines seiner Stücke wird
vom Schlagzeugensemble der HfK vorgetragen.
die den Praxisbezug der Ausbildung hervorheben.
Das Mitwirken im Schlagzeugensemble der HfK
und im Ensemble des Ateliers Neue Musik ist dabei sozusagen ein Muss. Das Standardrepertoire
Olaf Tzschoppe obliegt die Leitung des Ensembles.
der Ausbildung besteht unter anderem aus kleiner
sowie diverse Ensembles für neue und alte Musik.
Seit 2005 ist er Professor für die künstlerische Aus-
und großer Trommel, Pauke, Becken und Xylofon.
Hinzu kommen chinesische Trommeln, Bongos,
Congas, thailändische und koreanische Gongs,
Tamtams, Schellen und Woodblocks oder auch
Leider gibt es wenige feste Stellen in diesem Bereich.
mit einem Vortrag für die Professur für Elektronische
bildung des klassischen Schlagzeugs. Tzschoppe
absolvierte sein Studium an den Musikhochschulen
in Freiburg und Michigan ( USA ). Seit 1992 ist er
Mitglied bei Les Percussions de Strasbourg, dem
ältesten professionellen Schlagzeugensemble
der Welt für neue Musik. Ebenso spielt er beim
Freiburger Instrumentalensemble Surplus. Beide
Gruppen geben regelmäßig weltweit Konzerte.
Der Professor für Schlagzeug arbeitet an der HfK
mit Carsten Steinbach zusammen. Jener ist Pauker
im Gürzenich-Orchester in Köln und unterrichtet
Pauken und Orchesterstudien. Grundlage der
Lehre bildet die klassische Musik, in welcher sich
Bremstrommeln und Donnerblech. Diese Liste ließe
sich noch beliebig weiter fortführen.
Der Instrumentalunterricht bildet den Hauptteil der künstlerischen Ausbildung. Integrale Bestandteile des Studiums sind neben dem Schlagzeug das Klavier als zweites Instrument sowie die
Vermittlung fundierter musiktheoretischer und
praktisch musikalischer Grundkenntnisse. Schlagzeugensemble, Orchester sowie Kammermusik
und Solorepertoire bieten die Möglichkeit der prak-
Orchester mit jeweils einem bis fünf Schlagzeugern
Von daher ist die Alternative, als Musiklehrer tätig
sein zu können, wichtig.
» Und jetzt noch ein letztes Mal «, sagt Olaf
Tzschoppe leicht erschöpft. Die Luft im Keller der
HfK wird langsam ein wenig stickig. Der Student hat
inzwischen seine Becken umgestellt. Die Probe neigt
sich dem Ende zu. Nach wenigen Minuten kommen
alle zum Schluss. Der Professor fährt fort: » Okay,
hören wir auf für heute. « Die Studenten gehen eine
rauchen. Herr Tzschoppe nicht. Er kann sich jetzt
erholen. Die nächsten Konzerte stehen schließlich
schon vor der Tür.
r
Als Musiker ist
man Einzelkämpfer
Was macht eigentlich Andrey Lysenko ?
Text 0 Mischa Wahed
Fotos 0 VIER
Gelassen lehnt er sich in seinen Sessel zurück.
Mit leichtem russischen Akzent bestellt er einen
Hauptfach Pauken und Schlagzeug zu absolvieren.
Kürze naht ein Auftritt seiner Kombo Await, deren
Andrey fährt fort: » Es wird immer darauf geach-
Milchkaffee. Ein Blick nach draußen. Es ist Winter.
tet, wo und bei wem man studiert hat und ob man
Andrey Lysenko sitzt jedoch in einem warmen
Bremer Café nahe der Innenstadt und redet über
die Hürden, die ein Berufsschlagzeuger heute zu
Praktika und Aushilfen im professionellen Orchester Die Konkurrenz schläft nicht, und die Orchesterjobs sind inzwischen oft befristet. Vor
Sound entfernt an die amerikanische Punkband
Misfits erinnert. Andrey schmunzelt. Er betont:
» Es ist keine komplizierte Musik, aber sie klingt
auch nicht primitiv «. Seine zweite Band Lyvai hat
sich der Popmusik gewidmet. Weiblicher Gesang
mit deutschen Texten trifft hier auf ruhigere mu-
» Das Leben nach dem Studium ist speziell
für Musiker nicht einfach «, sagt der ausgebildete
Orchestermusiker in einem ruhigen, jedoch be-
Kurzem war Andrey Schlagzeugpraktikant im Or-
sikalische Untermalung.
chester des Stadttheaters Bremerhaven. Inzwischen ist er Aushilfe bei der klassischen Phil-
Über seine Zukunftswünsche äußert er sich
stimmten Ton. Recht hat er, denn die Orchesterstellen
harmonie Nordwest in Syke. Oft finden Aufführungen an Wochenenden statt. » Es ist nie so, wie
was ihm Spaß bereitet und ihn glücklich macht.
ein eigenes Schlagzeugensemble gründen, mit dem
Akademie. 2001 kam er durch die Empfehlung von
wenn man im Büro sitzt. Dann, wenn andere
Feierabend machen, arbeitet man selbst «, erzählt
der Berufsschlagzeuger. Wer eine Familie gründen
will, sollte sich zusätzlich anderweitig finanziell
absichern, meint der 26-Jährige. Das Sicherste
sei der Musikunterricht. Im Moment unterrichtet
Andrey in der Casa della Musica in Bremen und
in der Yamaha Musikschule in Bremerhaven. Im
Andrey Lysenko steht auf und zieht seine
dicke Daunenjacke an. Er bedankt sich höflich
für das Gespräch und geht hinaus in die Kälte.
Ein kalter Winter schlägt dem Schlagzeuger nicht
auf die Laune. Er hat schon ganz andere Hürden
Freunden nach Deutschland, um an der HfK Bremen
Ausgleich zur Arbeit spielt er Drums in zwei Bands.
gemeistert.
eine fünfjährige künstlerische Ausbildung mit dem
Hier geht es ihm um den Spaß an der Sache. In
überwinden hat.
werden mehr und mehr gekürzt. An die beliebten
Jobs zu gelangen, ist nicht so einfach wie früher.
Der 26-Jährige erzählt weiter: » Als Musiker ist
man immer Einzelkämpfer. Man sollte hartnäckig
bleiben und wissen, was man will. « Das, was er
will, wusste er schon früh: Schlagzeug spielen.
In Moskau besuchte der gebürtige Russe erst die
Musikschule, dann ein Musik-College und eine
bereich gemacht hat. «
bescheiden. Er will einfach weiterhin das machen,
Eventuell möchte er mit einem Freund eines Tages
sie eigene Stücke spielen. Aber das steht noch in
den Sternen.
r
campus 00 lehre 0 94 – 95
constructed mind
in starcatcher time
Fotos 0 Tobias Gratz
Mode 0 Isa Griese
Models 0 Saskia Rüsenberg, Elena Clausen
Ihr kurzer Animationsfilm 123456, entstanden in einem Kurs von Johannes Assig und Daniel
Bastian, inspirierte Isa Griese zu der Entwicklung einer Kollektion, betreut durch Ursula
Zillig. Dinge fliegen, Farben verschieben sich, ein Text ergibt sich. Die Kleidung entstand
durch intuitives Umgehen mit Farben und geometrischen Formen, zusammengesetzt in
komplexen Schnitten. Stoffmaterialien wurden bestickt, gestrickt, bedruckt, gefärbt und zu
einer sensitiven Wahrnehmungen für eine Jetztzeit-Welt gemacht.
r
campus 00 lehre 0 98 – 99
... und in Zukunft
Gedanken zum Studienfeld Modedesign an der HfK Bremen
Text 0 Dorothea Mink
technisch Machbare sein, Auswahlkriterium kann
nur das an den Wünschen und Bedürfnissen der
Menschen Orientierte sein. Das interdisziplinär
Bekleidung ist neben Essen und Trinken, dem Woh-
die Auseinandersetzung mit der eigenen Körper-
nen und Kommunizieren eines unserer elementaren
wahrnehmung. In zeichnerischen Bewegungs- und
Bedürfnisse. Kleidung ist unsere zweite Haut. Eine
die Hochschulausbildung in der Mode bedeutet dies
Raumstudien ebenso wie beim Akt der Anprobe:
Das eigene Ich sprudelt als Quell der Inspiration
und versucht eine körperliche Aneignung von
Vorstellung, Material und Wirkung. Der Körper
eine intensive Beschäftigung mit dem menschlichen
hinterlässt Spuren im Material, der Stoff prägt sich
hybrid, universal, in alle Richtungen offen. Designer
Ausdruck und der Körperwahrnehmung. Stehen
bei Bekleidung die Funktion und der Nutzen im
in die Haut ein. Körper und Material bilden sich
gegenseitig als konkaver oder konvexer Abdruck
einer Skulptur ab. Sampling wird Methode: Stil-
wie Hussein Chalayan, der als » der « intellektuelle
kreuzungen und Stilmix konstruieren und dekon-
jenseits des Mainstreams taugen: » … die Mode wie
struieren immer neue Bekleidungsformen. Die ent-
eine Art portable Architektur behandeln — im von
scheidende Frage ist wohl, welchen Blick werfen
wir als Designer auf den menschlichen Körper.
Ob elektronische Aufrüstung oder modische Hybride aus der vertrauten Tier- und Pflanzenwelt,
Kleidung jeglicher Art ist in konstitutiver Weise
bei der Selbstbestimmung des Menschen am
Werk. Zwingend notwendig für die gesamte
Weiterentwicklung des Designbereichs Mode
erscheint die vertiefende Kommunikation mit
anderen Design-Disziplinen und ihrem jeweiligen
soziokulturellen Kontext. Nur in gemeinsamer
Mobilität geprägten modernen Leben etablieren sich
Kernfrage in der Lehre ist, wie aus Bekleidung Mode
wird, mit der sich ein Mensch identifizieren kann. Für
Vordergrund, so haben die Zeichen der Mode immer
eine tiefer gehend menschliche Bedeutung. Mode
steht für zwischenmenschliche Kommunikation,
Mode steht für den Ausdruck eigener Identität.
Für die Studierenden bedeutet dies: Es gilt, die
Grundbegriffe menschlicher Kommunikation zu
durchschauen und diese Erkenntnisse in eigene
Entwurfsthemen zu transferieren. Eine weitere
wichtige Fragestellung beschäftigt sich mit der
menschlichen Gestalt selbst und der Sehnsucht des
Menschen nach Perfektion. Das Experiment mit
Körperformen und die Entwicklung von immer
neuen Möglichkeiten helfen, bekannte Muster zu
überwinden, inspirieren zu einer modischen
Architektur, die sogar neue Funktionen entdeckt. Die Studierenden experimentierten mit
Grenzwerten zwischen wirklichen und imaginären
Selbstbildern. Erst im Gestaltungsprozess wird
die Idee eines Stiltyps zu Fleisch und Blut. Zur
weiteren Verfeinerung der inneren Bilder dienen
die dreidimensionale Erfahrung am Körper und
kultureller Verantwortung lässt sich eine fundierte
Basis für zukunftweisende Gestaltungskompetenz
bilden. Wie sehr sich die Berufe des Modedesigns
auch in den rasanten gesellschaftlichen Wandel
eingliedern werden, das technologisch Gewollte
orientierte Modedesign mit seinem impulsgebenden
Charakter bildet an der Schnittstelle zwischen
Mensch und Technologie eine zukunftsfähige Brücke:
Modeschöpfer unserer Tage gilt, haben gezeigt, dass
unsere Kleider auch als Projektionsfläche für Themen
neue Formen des urbanen Nomadentums, indem
Kleidung zur flexiblen Membran wird, die auf
ihre Umwelt reagiert. Die Unterschiede zwischen
Kleidung und Architektur verlieren an Bedeutung
… « In entsprechender Komplexität und Tiefe muss
die Modedesign-Ausbildung Grenzgebiete zwischen
den traditionellen Begriffen von Kleidung, Kunst,
Architektur und Philosophie ausloten. Die Mode
befindet sich in einem pluralistischen Raum
zwischen Märkten, Medien und Diskursen. Die
experimentelle Gestaltung in der Mode entspricht
einem Trendlabor, einer interaktiven Plattform
zwischen den Designdisziplinen. Der Einsatz von
innovativen, ungebräuchlichen Materialien ebenso
wie der Gebrauch unorthodoxer Techniken in Ver-
ist nur einer der möglichen Schritte in die Zukunft.
bindung mit konzeptueller Kompetenz könnte hier
Zielorientierung darf nicht allein das unreflektiert
richtungweisend sein.
r
Foto 0 Esther Haase
Mode 0 Sibilla Pavenstedt
campus 00 lehre 0 102 – 103
wie man mit mode
karriere macht
vom tutu
zum objektiv
Was macht eigentlich Sibilla Pavenstedt ?
Was macht eigentlich Esther Haase ?
Text 0 Jan Erik Förster
Text 0 Karolina Widera
Sibilla Pavenstedt ist ein international bekannter
Name in der Modewelt — ihre Karriere begann die
Designerin an der Hochschule für Künste in Bremen.
Mitten im Hamburger Stadtteil St. Georg hat
die 42 Jahre alte Modedesignerin Sibilla Pavenstedt
ihr neues Atelier bezogen. In ihrem Büro liegen
ein paar Unterlagen auf dem Fußboden, fein sortiert, aber noch nicht in Schubladen verstaut. Nach
Umzug sieht es in dem puristisch eingerichteten
Wohnatelier nicht mehr aus. Im Gegenteil: Die
Künstlerin feilt bereits an neuen Kleidern und Entwürfen. In der Ecke steht ein rotes Sofa, von wo
aus man auf einen Flachbildschirm schauen kann.
Es spielt sich immer wieder die gleiche Szene ab:
Mehrere elegant gekleidete Damen betreten eine
Theaterkulisse, die eine alte Schlachterei darstellen
soll. Unvermittelt lassen die Schönheiten ihre Hüllen fallen und verlassen die Bühne. Nicht den leicht
bekleideten Frauen, sondern den Kleidern, die auf
dem Bühnenparkett liegen, gehört die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers am Bildschirm. Dieses
Schauspiel inszenierte Sibilla Pavenstedt zusammen
mit Katja Haß, Bühnenbildnerin am Thalia-Theater,
für die Verleihung des Karl-Schneider-Preises in den
Deichtorhallen in Hamburg. Doch nicht das Bühnenschauspiel oder die Kulisse, sondern den Kleidern
auf dem Bühnenparkett gehört die volle Aufmerksamkeit: Hier bekam die gebürtige Bremerin den
mit 7500 Euro dotierten Karl-Schneider-Preis für
das Jahr 2005 verliehen. Alle zwei Jahre vergibt die
Hansestadt Hamburg jene Trophäe an Künstler aus
den Bereichen angewandte Kunst und Design. Die
Preisträgerin nutzte die Gelegenheit, um ihre neue
Kollektion vorzustellen. Der Karl-Schneider-Preis
ist nicht die erste Auszeichnung, die Pavenstedt
bisher gewonnen hat: Bereits 1993 erhielt sie den
» Philip-Morris-Förderpreis « für Mode, was ihr seinerzeit die erstmalige Teilnahme an verschiedenen
Modemessen möglich machte. Trotz der vielen erfolgreichen Jahre möchte sich die Modemacherin
auf keinen Lorbeeren ausruhen: » Der Preis ist eine
Art Zwischenzeugnis. « Der Name Pavenstedt steht
für sich. Genauso wie ihr Kundenstamm: Franka
Potente, Veronica Ferres, Sibel Kekilli sind nur ein
paar Wenige, die sich mit Pavenstedt’schen Stoffen
schmücken lassen. » Die Leute kommen persönlich
zu mir «, freut sich die vitale Frau über den engen
Kontakt zu ihrer Kundschaft.
Bis die erfolgreiche Gestalterin den Stil fand,
der so viele Prominente und Modeliebhaber anspricht, hat sie hart gearbeitet und stets ihre eigenen Wege gesucht. Ihre Karriere begann einst in der
Hansestadt Bremen. Hier studierte die Ausnahmekünstlerin drei Jahre lang Modedesign und machte
ihr Vordiplom an der Hochschule für Künste. Ihr
Studium beendete sie in Paris am Studio » Bercot «.
» Ich habe der HfK sehr viel zu verdanken «, resümiert sie heute. Vor allem die Beziehungen zu Studenten anderer Kunstrichtungen seien sehr wertvoll und bereichernd gewesen. Ein ganz besonderes
Verhältnis pflegt sie noch heute zu der Fotografin
Esther Haase. » Wir haben uns die ganzen Jahre nie
aus den Augen verloren, obwohl wir immer wieder an anderen Orten arbeiteten «, sagt sie. Beide
Frauen besuchten die gleiche Schule. An der HfK
kreuzten sich ihre Wege erneut. Esther Haase studierte Fotografie. Sibilla Pavenstedt entschied sich
für Mode. Unzählige Projekte führten die Künstlerinnen und Freundinnen immer wieder zusammen.
So half die Designerin der Fotografin zum Beispiel
bei ihrer Diplomarbeit und entwarf Kleider für die
» exzentrischsten Frauen Bremens «. So das Thema
der Arbeit. Viele Beispiele für die Kooperation der
ehemaligen Bremer Studentinnen finden sich im
Buch Wandrahm.
Neben der Eingangstür tummeln sich schicke Schilder, die auf verschiedene Anwaltsbüros hinweisen.
Kamera stand: Während des Studiums führte sie
unter anderem Hüte der Modedesignerin Sibilla
Doch das Namensschild » Haase « ist so klein und
unauffällig, dass niemand vermuten würde, hier
Pavenstedt vor. Die beiden verbindet seit Kinder-
das Hamburger Atelier der vielfach ausgezeichneten
ersten Bikini gehäkelt «, erzählt Esther Haase über
Mode-, Werbe- und Starfotografin Esther Haase ( 41 )
zu finden.
» Bis dahin konnte ich mir gar nicht vorstellen,
dass die Fotografie so ein wichtiger Teil in meinem
ihre Freundin und lacht laut. Immer wieder arbeiten
Leben sein könnte. « Esther Haase erzählt von der
Der Einfluss der Eltern ist unverkennbar. Fritz
Zeit, bevor sie an der Hochschule für Künste Bremen
und Sibylle Haase führen ein Grafik-Atelier im
studiert hat, als ihr Leben überwiegend von Eis-,
Rollkunstlauf und Ballettstunden ausgefüllt war.
Mit 15 Jahren ging sie nach Köln und machte eine
Bremer Schnoor. Außerdem war Esthers Vater auch
klassische Tanzausbildung an der staatlichen Aka-
war in der Hochschule immer sehr distanziert und
demie. » Es war nicht immer leicht, aber lehrreich. «
unpersönlich. Hat mir auch mal aus Versehen die
geist zu finden «, erklärt sie. Besonderes Merkmal
seien die überraschenden Farbeffekte in ihren Kreationen. Für die Qualitätsansprüche der Designerin
arbeiten unterdessen mehrere Mitarbeiter. Eine da-
Inzwischen ist Esther Haase seit 14 Jahren als
Hand geschüttelt. « Die Zeit während ihres Studiums
selbstständige Fotografin tätig. Ihren Erfolg können
unzählige Auszeichnungen bezeugen vom » Art
hat sie geliebt: » Das war die tollste Zeit, ein richtiges Zuhause. « Vielleicht ist das auch mit ein
Directors Club «-Preis bis zum » red dot: best of the
Grund, warum sie gerne noch Film studieren würde.
von ist die 29-jährige Jenny Christoph. Im letzten
Jahr beendete auch sie ihr Modestudium an der
HfK und bekam die Anstellung in dem Hamburger
Atelier. » Ich mache hier genau das, was ich im Stu-
best « für höchste Designqualität. Ihre Fotos wirken
sehr dynamisch. Häufig lichtet Esther Haase ihre
Modelle in Bewegung ab und bewegt sich auch
Doch der Beruf und ihre zwei Kinder nehmen sie
ganz ein. Ein Hobby braucht Esther Haase nicht.
Ihre beiden Kinder Marlene und Johnny sind
Obwohl derzeit keine weiteren Projekte geplant sind und Esther Haase nach Berlin gezogen
ist, verbindet die beiden weiterhin ein unsichtbares
Band. Denn zufälligerweise ist die neue Wohnung
von Sibilla Pavenstedt das alte Domizil der Fotografin Haase. Nicht mehr Fotos, sondern Kleider und
Entwürfe füllen die Räumlichkeiten heute. Ein paar
Modestücke hängen im Ausstellungsraum links neben dem Eingang und vermitteln einen Eindruck
von der künstlerischen Finesse Pavenstedts. Als Inspirationsquelle diene der Künstlerin die weibliche
Psyche. » Ich versuche, eine Mischung zwischen
meinem Eindruck von einer Person und dem Zeit-
tagen eine enge Freundschaft. » Sie hat mir meinen
die beiden Frauen an gemeinsamen Projekten.
Zuletzt hat Esther Haase Dana Schweiger in Kleidern
von Sibilla Pavenstedt fotografiert.
Professor an der Hochschule für Künste Bremen.
Vorteile hatte Esther Haase deswegen keine. » Er
selbst dabei. Vom Fotografieren sagt sie, es sei » wie
Abwechslung genug. » Wenn ich nach Hause komme
dium gelernt habe «, freut sich Christoph. Vor allem
den Freiraum wisse die Nachwuchsdesignerin sehr
zu schätzen. » Ich kann hier wirklich kreativ sein. «
Eine Tatsache, die in der heutigen Modewelt nicht
unbedingt selbstverständlich ist. Sibilla Pavenstedt
weitertanzen, nur auf der anderen Seite «.
und für eine Bio-Arbeit lernen muss oder der Sohn
Seit 12 Jahren arbeitet die Modefotografin mit
so wie gestern 40,2 Grad Fieber hat, lenkt das genug
dem ambulanten Pflegedienst Jahnke zusammen.
Ihre Modelle sind alte Menschen. Aus den ent-
ab. « Esther Haase schaut mit aufgerissenen Augen
standenen Fotos werden Kalender gemacht. Da sie
meine Tochter noch zur Tanzstunde fahren! «, und
hat für diesen künstlerischen Freiraum hart ge-
dieses Projekt seit Beginn ihrer Karriere macht,
ist schon wieder im Aufbruch.
kämpft. » Wir entwickeln uns ständig weiter. Doch
das braucht Zeit, die ich mir nehme. Das macht den
Unterschied zwischen meiner Arbeit und der groß-
spiegeln die Fotos ihre Entwicklung wider. Nicht nur
er Labels «, sagt sie.
r
ihre Laien-Modelle sind von der Zusammenarbeit
begeistert: 2006 fand eine Ausstellung im WillyBrandt-Haus statt mit einem Querschnitt durch
die Kalender der vergangenen Jahre. Es gab aber
auch Zeiten, in denen Esther Haase selbst vor der
zur Uhr: » Ist es etwa schon 20 nach fünf? Ich muss
r
Mode und Körper in
der Fotografie
Praxisworkshop mit Daniel Meyer
Text 0 Dorothea Mink
Collage 0 VIER
Im Sommersemester 2007 fand zum ersten Mal ein interdisziplinäres Projekt statt, bei
dem Mode in der Fotografie in den Blick genommen werden konnte. Die Kooperation
mit dem kunstwissenschaftlichen Seminar bei Michael Glasmeier ermöglichte eine theoretische Annäherung an das Themenfeld. Die gemeinsame Veranstaltung diskutierte
ausgehend von den Filmen Ernst Lubitschs und den Werken wichtiger Pioniere der
Modefotografie im 20. Jahrhundert Fragen der Ästhetisierung von Körpern, Haltungen
und Physiognomien.
Der Praxisworkshop mit dem international arbeitenden Modefotografen Daniel
Mayer stellte das Experiment zwischen Mode und ihrer Darstellung in der Fotografie
in den Mittelpunkt. Für die Entwicklung eigener Bildideen wurden Studierendenteams
aus den Schwerpunkten Mode und Fotografie gebildet. Einige Beispiele sind auf den
nächsten Seiten zu sehen. Die abgebildeten Modelle stammen aus unterschiedlichen
Jana Nowack, Hayat Derfoufi, Kerstin Hülsmeier, Pia Pollmans, Jennifer
Modedesignseminaren der HfK Bremen oder stellen » gefundene « Kleidungsthemen in
Thiel, Charlotte Schmid, Manuela Gangl, Alper Cavus, Arivnaa Svrenjav,
den Mittelpunkt der Betrachtung.
r
Christoph Jetsch, Hannes Hanisch, Floriana Gavriel
MeiréundMeiré
Geschätzte Anzahl der Linkshänder in Deutschland:
20 bis 30 Millionen
Ungefähre Anzahl der Geschäfte und Versandhändler für Linkshänder
in Deutschland: 30
Weitaus mehr als nur Zahlen.
Das Wirtschaftsmagazin brand eins.
Jetzt abonnieren: www.brandeins.de
campus 00 worlwide 0 108 – 109
Connected with
Cairo
Beyond Identity Project Part 1
Text 0 Andrea Rauschenbusch
Fotos 0 Projektgruppe
Welcome to Egypt. Samstag früh um 5.00 Uhr
erreichen wir das Windsor-Hotel, Downtown,
Kairo. Es wird unsere Basisstation für die nächsten drei Wochen aktiver Dialogarbeit sein. Wir
Ideen wurden bereits vor Reiseantritt entwickelt
und im gemeinsamen Blog diskutiert und werden
nun vor Ort im Dialog überprüft, verworfen oder
müssen sie ihre Gastgeberrolle, ihre Gruppe, die
eigene Positionsbestimmung und die kollektiven
gezielt verfolgt. Regelmäßig gibt es » Round Tables «
Gesprächsrunden strukturell und inhaltlich zunächst
— 13 Studierende der Studiengänge FK und ID, zwei
Künstlerinnen, zwei Professoren und eine Dozentin
für alle. Zusätzlich findet die designtheoretische
— suchen nun vor Ort nach künstlerischen und
kreativen Strategien und Verständigungsmöglichkeiten im deutsch-arabischen Austausch. Der
Weg ist unser Ziel. Die erste deutsch-arabische
Begegnung bedeutet für alle, Neues zu versuchen.
die durch eine Kurzzeitdozentur vom DAAD gefördert wird. Wer, wann, was, wie, warum? Alle?
Wo? Manchmal scheint es unmöglich, den starren
annehmen und verantwortungsbewusst handeln
lernen. Und auch die deutschen Partner brauchen
Zeit, um Wahrnehmungsprozesse produktiv zu
gestalten. Dabei bleibt unser Tempo rasant. Das
Unterwegssein zwischen den Orten im Strom unzähliger Vorhaben, Menschen, Autos, Handlungen
Anforderungen zweier Fakultäten an verschiedenen
fordern extrem und werden doch alltäglich — ob im
Orten neben allen unbestimmten und individuellen
Taxi, mit der Metro oder auf dem Markt gleich hinter
Dabei kann aus jedem einzelnen Erfahrungsmoment
Faktoren und Persönlichkeiten gerecht zu werden.
dem Hotel. Es gibt eine unbändige Neugier darauf,
ein Strom werden, dessen Fließen sich über unsere
gemeinsam gestalteten Sequenzen charakterisiert.
Aber jeder Einzelne und jedes Team beweist
Stärke. Arbeits- und Herangehensweisen an inhaltliche Fragestellungen werden individuell moduliert. Dabei sind Interaktion und Partizipation
der Teilnehmer wesentlich für die Analyse und
wechselseitige Experimente. Für die Mehrzahl der
ägyptischen Studierenden ist das selbstbestimmte
Arbeiten, der konzeptionelle und kreative Prozess
neu. Eine einfache Frage bringt es auf den Punkt:
What are you interested in and why? Behutsam
wird ein neues Bewusstsein angenommen und
es entsteht Mut, das eigene Profil zu schärfen.
Maybe to take more risks is to find another way
wie Dinge hier funktionieren. Ich bin begeistert von
Gleich die erste Begegnung am Samstagnachmittag beeindruckt mich. Plötzlich sind wir
40 Leute, die im Garten des Syndicate of Egyptian
Artists auf dem Opera-Gelände sitzen. In diesem
Moment übertrage ich den Gruß » Sabâh al nûr «
— das heißt » erleuchteter Morgen « — gerne auf
unsere gesamte Arbeitsreise. Ab Sonntag wird es
offiziell. Die Dekanate der Fakultäten heißen uns
willkommen, die Dekanin der Faculty of Art Education hat traditionelle Köstlichkeiten gebacken!
Dem Genuss folgt Arbeit, aber nach vier Stunden
Gespräch ( in Englisch, Deutsch, Arabisch ) und
Reflexion über Nacht stehen ein Zeitplan und
Entscheidungen fest. Wir bilden drei übergreifende
Gruppen mit den Schwerpunkten » people «,
» movement « und » places «. Die konzeptionellen
Auseinandersetzung über kulturelle Identität statt,
of working? In welcher Weise werden die Studierenden als angehende Kunst- und Kulturvermittler
sich und ihre lokalen Traditionen und Alltagswirklichkeiten so wertschätzen, dass sie diese in
künstlerische Strategien umsetzen können? Jetzt
der Individualität mancher Lösungen im scheinbar
unkontrollierbaren Massenstrudel. Dabei gehören
zur Bewegung in Kairo Störungen unbedingt dazu
— als Rast oder Übergang? In Kairo lernt man, den
Moment wahrzunehmen, flexibel und gleichzeitig
zu entscheiden. Ich lerne das Spiel und es gefällt
mir — besonders, wenn ich ein Gegenüber habe.
Und so fließen wir mit von Downtown bis Helwan,
über Bulaq, Zamalek, El Dokki, Nasr City, Mo’atam
und Al Azahr, Gizah oder Dashur und viele mehr.
Die Verbindung von Nützlichem und Angenehmem hat System. In kleinen Gruppen finden
Einladungen statt, öffnen sich uns in ägyptischer
individueller Begleitung ägyptische Viertel,
traditionelle Produktionsstätten, Häuser und
Räume. So erleben wir auf sehr persönliche Art
und Weise Museen, das islamische Kairo, und
campus 00 worlwide 0 110 – 111
selbst offizielle ( und strategisch notwendige ) Besuche beim Präsidenten der Helwan University
bleiben unvergesslich humorvoll. Auch die Fakul-
im Augenblick glücklich zu sein. Der Suezkanal
wird Zeuge gegenseitiger Verständigung und der
werkstatt umfunktionieren. Die Bar jedoch ist und
Sand Träger visueller Experimente. Die Expedition
bleibt Wohn- und Arbeitszimmer auch für Gruppen-
täten Fine Arts und Music Education bieten Einblicke. Ebenso finden Lectures unsererseits statt.
Gezielt, zufällig nebenbei oder im » Dazwischen «
passiert für alle Projektteilnehmer Wesentliches:
Gemeinsame Nenner finden sich und einzigartige
ans Meer nach Alexandria lässt uns staunen und
neben der Bibliothek wunderbaren Fisch mit den
bereichert zurück.
und Einzelgespräche. Hier sind Intuition, Vertrauen und Geduld ständig gefragt. Jede kollektive
Entscheidung ist ein Kompromiss. Wie gehe ich
mit Krisen um? Hier im Prozess sind alle Fragen
Können wir den Tag verlängern? Automatisch
intensiv und nah an einem selbst. Meine intensivste
Auseinandersetzung findet statt. Die Vielschichtigkeit
nehmen wir die geräumige Bar » unseres « Windsor-
der Ereignisse und Arbeitsprozesse im Detail ist
kaum zu beschreiben. Übrigens besuchen die
ägyptischen Familien aus Großkairo mit Vorliebe
am Samstag ihre Pyramiden zum Picknick. Dank
echter Freundschaften kommt jeder an seinen Ort
mit grandiosen Aussichten zu allen Seiten, um
Hotels jede Nacht in Beschlag. Hier entsteht täglich
Erfahrung: Wir fördern im Ausland sicher mehr,
indem wir unser Augenmerk auf das Annehmen
zusätzlich die Echtzeitdokumentation. Überhaupt
richten und gut zuhören.
wird das Windsor unser Freund und Partner — wir
Plötzlich bricht die letzte Woche an. Das GoetheInstitut Kairo folgt meinem Wunsch nach öffentlicher
Präsenz und wir dürfen die Galerie komplett nutzen.
Fingern genießen. Einmal mehr kehren wir nachts
dürfen den Farbdrucker entführen ( HP 930 ),
das Dach für Fotoshootings benutzen, weibliche
Gruppenmitglieder zum Beten in unsere Zimmer
bitten und Zimmer Nr. 32 zur privaten Keramik-
Die Ausstellung der Arbeitsergebnisse eröffnet uns
einen weiteren wesentlichen Erfahrungsraum. Und
nung in die Galerie. Der öffentliche Rahmen, die gro-
Informationen und Beobachtungen auf, achte auf
trotz aller Müdigkeit, Zerreißproben und täglich
ße Anerkennung und Anteilnahme tun allen gut.
eine stabile Basis und hoffe, dass das, was einmal
gleicher Aprikosenmarmelade zum Frühstück: Die
Die Ägypterinnen sehen heute besonders schön aus.
richtig steht, nicht so leicht wieder wegweht.
Ausstellung gelingt. Wir präsentieren mehr als
Ansätze und Perspektiven sehr professionell und
Es war ein fruchtbarer Start in Kairo. Wir
übertreffen alle — auch unsere — Erwartungen. Das
das Gelingen möchte ich ganz besonders Dr. Shawky
Kairo fordert die HfK und Bremen für den
Gegenbesuch im Juli 2008 heraus. Das langfristig
angelegte interkulturelle Entwicklungsprojekt
Gefühl des gemeinsamen Schaffens ist dabei ebenso
Hafez und Dr. Amany Fawzy danken, ohne deren
persönlichen Einsatz das Projekt so nicht möglich
gewesen wäre. Ich bin glücklich und sehr stolz
auf jeden einzelnen ägyptischen und deutschen
Teilnehmer, auch darauf, Teil dieses Prozesses zu
sein. Ich versuche, meine Gedanken festzuhalten.
Aber immer wenn ich glaube, jetzt habe ich sie
alle, taucht in der nächsten Sekunde ein neuer
wesentlicher Moment auf. Ich türme den Berg an
essenziell wie das Definieren der eigenen Grenze
und einer künstlerischen Position. Meine ersten
Regentropfen in Kairo nehme ich entsprechend
gerührt wahr. Denn in diesem Moment eröffnen
Dr. Friedrich Dahlhaus, Leiter der Kulturprogramme,
und seine Assistentin Ghada El-Sherbini unsere
Ausstellung. Es ist der 21. November, 17.30 Uhr. Immer
mehr Menschen kommen und schauen voller Span-
waren im Schlaraffenland der Gastfreundschaft. Für
» Beyond Identity — A Design and Art Centre Cairo «
braucht und sucht die Interaktion und Partizipation,
ein Publikum, Freunde, Förderer und Partner. Besonders aus Politik und Kultur. Welcome to Bremen,
Juli 2008.
r
Design — ein Privileg
der entwickelten Welt
Praktikum bei Orange Juice Design, Durban, Südafrika
Text 0 Mirjam Platz
Foto 0 Mirjam Platz
Warum musste es unbedingt Durban sein? Ist doch
auf der anderen Seite der Weltkugel alles sehr
fremd und ungewohnt: die Luft, die Geräusche,
die Farben. In den ersten Stunden allein in einem
undurchschaubaren Chaos, zwischen Straßenver-
finden sich immer Mitfahrer, die einem Fremden
in der ungewohnten Lage helfen. Trotz dieser sehr
unkomfortablen Art der Fortbewegung, bin ich
viel per Minibustaxi unterwegs gewesen. Es ist
nicht nur die schnellste und günstigste Fortbewe-
käufern und Menschenmassen, dem Trubel auf den
Straßen, in der unglaublichen Hitze habe ich mich
gefragt, wie ich da je zurechtkommen kann.
Schon die Fortbewegung durch die Stadt mit
öffentlichen Transportmitteln war ein Abenteuer.
Nichts ist ausgeschildert oder beschriftet, gekenn-
gung, sondern auch die interessanteste, weil man
mit vielen unterschiedlichen Leuten ins Gespräch
kommt — auf längeren Strecken bleibt Zeit für Ge-
zeichnete Haltestellen sind selten. Ansonsten muss
man schauen, wo viele Leute wartend stehen und
sich dazustellen. Auch Fahrpläne oder Routen sind
nirgends zu finden. Neben den sporadisch fahrenden öffentlichen Bussen, quetschen sich Mengen
privater Minibusse durch die Straßen. Der Fahrer
und der Kassierer kennzeichnen während der Fahrt
ihre Routen mit bestimmten Handbewegungen aus
dem geöffneten Fenster. Unglaublich, wie viele
Menschen man in einen Kleinbus pressen kann.
Die Musik im Auto ist so laut, dass einem völlig
unklar ist, wie man sich verständlich machen soll,
wenn man aussteigen möchte. Es bleibt einem
nichts, als tief durchzuatmen und die Ruhe zu bewahren — eine echte Herausforderung. Doch dann
schichten. So haben sich meine Befürchtungen
schnell gelegt. Viele nette Menschen haben mir geholfen. Nach wenigen Tagen habe ich ein Zimmer
gefunden, meinen Arbeitsplatz bei Orange Juice
Design bezogen und konnte mit dem ersten Projekt
starten. Garth Walker und seine Mitarbeiter haben
mich freundlich aufgenommen und unkompliziert
in den Agenturalltag integriert. Ich konnte an den
aktuellen Projekten mitarbeiten, an den fast täglich
stattfindenden Meetings teilnehmen und bekam so
Einblick in alle aktuellen Vorhaben. Für den Spaß
dabei sorgte Garth mit seiner humorvollen und ruppigen Art, die Projekte, die Kunden und unsere Arbeiten zu kommentieren. Bei Orange Juice wird viel
gelacht. Weil Garth Walker sich in seiner gestalterischen Arbeit auf seine südafrikanischen Wurzeln
bezieht, waren meine » europäische « Gestaltung
und der Unterschied immer wieder Thema in den
Besprechungen. Das Arbeiten in der Praxis und den
Agenturalltag kennenzulernen, war eine sehr gute
und wichtige Ergänzung zum Studienalltag.
Nach wie vor hat Südafrika viele Lasten aus
Zeiten der Apartheid zu bewältigen. Auffällig sind
die widersprüchlichen Welten, die scharfen Kontraste, die Südafrika prägen. Mein Aufenthalt konfrontierte mich mit diesen Kontrasten: die lebendige Design- und Kunstszene in der Stadt — dann
die Begegnung mit den Armuts- und Lebenswelten,
in denen Design keine Rolle spielt. Zu erleben, dass
dort, wo Mangel herrscht, Design nicht wichtig ist.
Diese Erfahrung macht bewusst, dass Design ein
Privileg der » entwickelten « Welt ist.
Geprägt haben meinen Aufenthalt die vielen
intensiven Situationen des menschlichen Miteinan-
live your own style
ders im Alltag, die Freundlichkeit und der Respekt
der Menschen in Südafrika mir gegenüber. So viele
Begegnungen, Ereignisse und Alltagssituationen,
die ich kaum in meinem europäischen Kontext beschreiben kann. Ich bin glücklich über diese vielen
Erfahrungen in einer Kultur und in Lebenswelten,
die sich grundsätzlich von meinen unterscheiden.
Sie waren und sind für mich sehr inspirierend, als
Mensch und Gestalterin — deswegen musste es unbedingt Südafrika sein.
r
Gleittüren / Raumteiler / Schranksysteme
m a d e i n g e r m a n y / w w w. r a u m p l u s . d e
B R E M E N _ B R I S B A N E _ K A P S TA D T_ K U W A I T _ L O N D O N _ M O S K AU_ PA R I S _ P E K I N G _ R O M _ VA NCOU VE R _ ZÜ R I C H _ U N D WE I T E R E _
campus 00 worlwide 0 116 – 117
Berge nach
Norwegen tragen
Über die Unmöglichkeit, eine Postkarte zu bereisen
Text 0 Marina Steinacker, Susanne Katharina Willand
Fotos 0 Marina Steinacker, Susanne Katharina Willand
Wie fing alles an? Im Frühjahr 2007 arbeiteten wir
sächlich für vier Wochen nach Norwegen. Ziel un-
was aber nicht heißt, dass es keine Ergebnisse gibt.
an dem Film » Ansichten «: eine im digitalen Raum
Oder: Der Weg ist das Ziel. Unser Weg führte uns zu
animierte Kamera überfliegt auf Postkarten abge-
serer Reise war es, die genauen Standpunkte der
Postkartenfotografen zu finden und die damaligen
bildete Gebirgslandschaften. Nach einer Weile mi-
und heutigen Ansichten zu vergleichen. Unsere Rei-
zu fremden Gärten und Menschen und auch in un-
schen sich zwischen diese Berge immer mehr wei-
seroute stand durch die » Stationen « — unsere Post-
erwartete Schwierigkeiten. Doch wir wollten noch
ße Gipfel. Statt der Bildseiten sind nun die weißen
karten — fest. All diese Orte haben wir tatsächlich in
weiter gehen. Ansichtskarten sind nicht einfach Fo-
Rückseiten der Postkarten zu sehen. Die Fahrt endet
mehr oder weniger veränderter Form gefunden. Das
tografien; auf ihnen wird Landschaft immer mehr
in einer Landschaft aus Papier. Für unseren Film
hatten wir überwiegend norwegische Postkarten-
Gefühl, dort zu sein, war jedoch irgendwie anders
oder weniger gelungen als » Idyll «, als » unberührtes
als erwartet. Anstelle einer beinahe » mystischen «
Paradies « inszeniert. Gerade das am natürlichsten
motive aus den 1960ern und 1970ern verwendet, die
Erfahrung, schien es uns schlicht ziemlich normal
wir auf dem Bremer Flohmarkt erstanden hatten.
dort zu sein. Die Natur war natürlich großartig. Aber
Wirkende ist künstlich. Hinter den Kulissen sind
Natur und Kultur keineswegs Gegensätze. Und so
Sie beeindruckten uns im Laufe der vielen Stunden,
die Tatsache, sich mit einem Male in und nicht vor
die wir vor dem Computer verbrachten, mehr und
dem Motiv zu befinden, änderte das Verhältnis zum
inszenierten auch wir. Hier allerdings mit dem Ziel,
eben diese Künstlichkeit in den Vordergrund zu rü-
mehr. Am Anfang war das Wort, heißt es, und so
kam es, dass wir eines Abends darüber sprachen,
wie es wäre, diese » digitale « Reise in » analoger «
Form zu unternehmen, um die ( für uns ) beinahe
unwirklich schönen Ansichten » in natura « zu se-
Ort grundlegend. ( » Wir träumen von Reisen durch
cken und auf vergnügliche Weise zu ironisieren. Die
das Weltall. Ist denn das Weltall nicht in uns? « NoMöglichkeit ist, abhängig von vielfältigen Faktoren
zu dieser Thematik entstandenen Arbeiten zeigen
wir in unserer Ausstellung » pimp the mountains «
ab dem 23. Februar 2008 in der Galerie der HfK,
und nicht zuletzt vom Standpunkt des Betrachters.
Dechanatstraße 13–15.
hen. Im August reisten wir dank des gewonnenen
Sprich: Es ist unmöglich, zu einem Bild zu reisen.
Es trotzdem zu versuchen, führt zum Scheitern,
Reisestipendiums der H. A. Bockmeyer-Stiftung tat-
valis ) Uns wurde klar, dass jede Ansicht immer nur
atemberaubenden Szenerien, versteckten Winkeln,
r
campus 00 worlwide 0 118 – 119
meldungen
Nordische Konzertreise
Calcutta — Fotoausstellung der Hochschule für Künste im Willy-Brandt-Haus Berlin
[3]
Studierende des Fachbereichs Musik nahmen an Konzertreisen des Ensembles Weser-Renaissance ( Leitung Manfred Cordes ) nach Stockholm und Helsinki teil. Beim
21 Fotografiestudentinnen und -studenten der Hochschule für Künste Bremen haben die großartige bedrohte Pracht eines vergänglichen Architekturerbes aus
Stockholm Early Music Festival ( Juni 2007 ) und der Vantaan Barokki musizierten Claire Bracher, Marthe Perl und Katharina Schlegel ( Viola da Gamba ), ferner die
dem 19. Jahrhundert in der indischen Stadt Kalkutta fotografisch festgehalten. Der Zeitschrift Geo waren die beeindruckenden fotografischen Ergebnisse in ihrer
Absolventinnen Päivi Järviö ( Sopran ), Irina Kisselova ( Violine ) Juliane Laake ( Viola da Gamba ) und Margit Schultheiß ( Harfe ). Das Ensemble trat in prominentem
Septemberausgabe bereits eine 32-seitige Reportage wert. Nun sind die großformatigen Bilder im Willy-Brandt-Haus in Berlin zu sehen. Unter der Leitung von
Rahmen mit 15 Musikerinnen auf, auf dem Programm stand Das Jüngste Gericht von Dieterich Buxtehude.
Prof. Peter Bialobrzeski haben die Studierenden mit Großformat-Kameras und einer speziellen Weitwinkel-Mittelformat-Kamera entlang einer der ältesten Straßen
Kalkuttas, der Chitpur Road, fotografiert. Die Chitpur Road ist acht Kilometer lang und gesäumt von unzähligen wunderschönen alten Häusern, die während der
Text 0 Manfred Cordes
Kolonialzeit von Engländern entworfen und von bengalischen Handwerkern gebaut wurden. Diese Häuser verfallen heute rapide, und es ist nicht abzusehen,
dass jemand Geld aufbringen wird, um sie zu retten. Die fotografische Reise der HfK-Studenten ist insofern auch ein Beitrag, diese bedrohte Schönheit fest- und
als Auftrag wachzuhalten. Den Studierenden ging es aber auch um die Menschen, die dort leben. Ihre Bilder zeigen wunderbare Menschen in einer
Kunst des Forschens
faszinierenden Stadt.
Text 0 Klaus Schloesser
Welche Kriterien müssen entwickelt werden, um die Relevanz künstlerischer Forschungen einschätzen zu können? Welche Methoden sind der Kunst eigen,
deren Produktionsweise im Denken ihrer Tradition auch auf Zufall, Unvorhersehbares und die Produktivität von Nicht-Wissen und Un-Sinn setzt? Und welche
Transformationen sind aufseiten der Wissenschaft nötig, um nicht über das Wissen der Kunst zu sprechen, sondern in einen Dialog mit diesem zu treten? Das
Forschungsprojekt » Kunst des Forschens « wurde von Prof. Dr. Elke Bippus an der HfK Bremen, zusammen mit Prof. Katharina Hinsberg und dem Künstler Frank
Hesse, etabliert. Mit der Berufung von Elke Bippus an die Zürcher Hochschule der Künste wurde das Projekt dort fortgesetzt. Vom 6. bis 8. Dezember 2007 fand
Urban Nature
die Abschlusstagung in Zürich statt, zu der Experten aus Kunst und Wissenschaft, Theorie und Praxis eingeladen waren, um über Wissensgenerierung im Feld der
Zur Zeit hält sich Prof. Peter Bialobrzeski in Südostasien auf und arbeitet am Fotoprojekt » Urban Nature «. Am Beispiel von Jakarta, Hanoi, Kuala Lumpur, Singapur,
Künste zu diskutieren. » Kunst des Forschens « wird von der Projekt- und Publikationsreihe dazwischen begleitet. In diesem Kontext arbeitete die Arbeitsgruppe
Bangkok und Manila werden die Schnittstellen des städtischen Grüns mit der Infrastruktur moderner asiatischer Megastädte beleuchtet. In der nächsten VIER
» Strichweise Verzeichnen « der HfK Bremen mit Prof. Katharina Hinsberg im November 2007 an der ZHdK an dem Projekt » Untersuchung eines Protokolls — Protokoll
werden wir erste Ergebnisse dieses spannenden Vorhabens zeigen können.
einer Untersuchung «. Weitere Informationen unter http://kunstdesforschens.zhdk.ch.
Text 0 Ralf Schneider
Text 0 Katharina Hinsberg
Correspondence — Ein Kunstprojekt im Dreieck
Cambridge, Massachusetts — Lahore, Pakistan — Bremen, Deutschland
Das Atelier Neue Musik ist Teil des » Netzwerks Neue Musik «
[1]
Das Atelier Neue Musik im Fachbereich Musik der HfK hat es geschafft: Nach einer bundesweiten Ausschreibung der Kulturstiftung des Bundes ( www.
netzwerkneuemusik.de ) gehört es im Rahmen von » klangpol «, einem Verbund von Institutionen und Initiativen aus dem Raum Oldenburg/Bremen, zu den
Miteinander kommunizieren in der Sprache der Kunst: Das heißt, 13 Arbeiten von Studierenden der jeweiligen Hochschule mit den entsprechenden kulturellen und
Projekten, die in den Jahren 2008–2011 gefördert werden. Unter fast 100 Anträgen wurden in einem zweistufigen Verfahren 15 ausgewählt, darunter » klangpol «,
gesellschaftlichen Hintergründen werden per Postsendung ( Paket ) an eine der Partnerfakultäten verschickt und von den Studierenden dort als autonomes Werk,
also ohne weiteren Kontakt, behandelt und mit einem Werk beantwortet. Die Arbeit und ihre » Antwort « werden weiter verschickt an die dritten Teilnehmer, die
das federführend vom Oh-Ton-Ensemble Oldenburg geleitet wird und bei dem die HfK in Bremen der Hauptpartner ist. So können innerhalb dieses Netzwerks in
den nächsten vier Jahren einige Projekte realisiert werden, die der Neuen Musik als einem Schwerpunkt unserer Hochschule bundesweit Beachtung zukommen
jetzt in den Dialog eintreten. Die Versendung der Arbeiten erfolgt jedes Mal gleichzeitig von allen drei Standorten aus. Fragen nach künstlerischer Sprache und
lassen.
Text 0 Joachim Heintz
der Sprache der Kunst, nach Kommunikation zwischen Einzelnen und zwischen Kulturen, nach zeitlichen und örtlichen Dimensionen und ihren Verschiebungen,
Fragen der aktuellen Politik im Zusammenhang mit Kunst sind Schwerpunkte der Auseinandersetzung. Das Verschicken der Arbeiten zwingt, sich in kurzen
Zeiträumen und begrenzten Dimensionen zu artikulieren. Die Notwendigkeit, das Verpackungsformat einzuhalten, fordert, sich der Wahl der Mittel bewusst zu
sein. Vorstellung, Ausführung und Präsentation einer Arbeit müssen abgeschlossen sein und in einem Schuhkarton oder DIN-A4-Umschlag Platz finden. Im Frühjahr
2008 werden die Werke und ihre » Antwort-Werke « an den drei Orten ausgestellt.
Text 0 Danuta Kurz
Look at Beethoven
[2]
[2]
[3]
Nordmedia-Empfang auf der Berlinale — spät nachts der Durchbruch: erste positive Gespräche über die Förderung eines Bachelor-Studenten-Filmprojektes mit
den Entscheidungsträgern der Nordmedia. Noch später dann im Gespräch mit der Bremer Galeristin und Medienexpertin Katrin Rabus entsteht die Idee eines
Seminars zu Beethoven. Das Thema stößt auf große Resonanz, und so gehen bald 18 Studenten aus zehn Ländern daran, den großen deutschen Meister neu oder
wiederzuentdecken. Ziel ist je ein Kurzfilm als Gruppen- oder Einzelarbeit. Höhepunkte der Veranstaltung sind die inspirierenden Besuche in der Galerie Rabus
sowie ein unvergesslicher Nachmittag in einem Übungsraum in der Dechanatstraße mit dem Bremer Komponisten Michael Reyher. Sich selbst am Klavier begleitend
bringt er uns seine Interpretation der Musik Beethovens und deren Gewicht eindringlichst zu Gehör und eröffnet den meisten Filmern einen völlig neuen Zugang
zu den Werken des Klassikers. Am Ende werden zehn Kurzfilme produziert und beim Beethoven-Festival eingereicht. Der Regisseur Enrique Sanches Lanch bei
der Auftaktveranstaltung: » Ich bin beeindruckt von der Qualität und der Vielseitigkeit der Filme der Bremer Studenten. «
» So, what was that in him that we could tell about in an engaging way today? Historical biographies, however interesting, were out of the question. These
were done — and these were many. There was something quite challenging in it and, at first, we were a bit intimidated by it, to be honest. But later on, we got
really engaged into brainstorming process. It was really interesting to see how incredibly different our approaches turned out to be. None repeated each other.
The ideas and styles ranged from tragedy to comedy, from animation to black and white Chaplin style. At the end each film was a heavy mix of personality of
creators and Beethoven, or what each of us imagined him to be. « Aneta Takhamysheva.
Text 0 Joachim Hofmann
[1]
[3]
campus 00 freunde 0 120 – 121
Den Mythos des
Design-Stars demaskieren
Gäste an der HfK
» link « ist eine studentische Initiative an der HfK Bremen
Vortragsreihe über Markenkreation und Markenmanagement
Text 0 Klaus Schloesser
Text 0 link Foto 0 VIER
Fotos 0 VIER
um den Kontakt — das beinhaltet in diesem Fall:
Hotel organisieren, zum Bahnhof fahren, um Petr
ergänzendes Angebot zur bestehenden Lehre.
» Durch die möglichst verschiedenen Vorträge er-
Kommunikationsprofi und HfK-Honorarprofessor Jürgen Kindervater. » Die Marke ist heute ein zentraler Erfolgsfaktor für Unternehmen und wird für eine
alten Fenster des studentisch geführten Café Lu im
vierten Stock des alten Speichergebäudes im Bremer
abzuholen, ihm bis zum Vortrag Gesellschaft leisten.
hoffen wir uns, einen kritischen Diskurs anzusto-
jetzt von den Grundlagen der Markenkreation bis zum nachhaltigen Management von Marken. Mit Jürgen Kindervater, früher langjähriger Kommunikationschef
Überseehafen. Die Espressomaschine zischt, leise
ßen, innerhalb dessen sich Studenten einen eigen-
der Deutschen Telekom und Honorarprofessor der HfK, sowie seinen Partnern Heiko Dertinger und Andreas Heim bei der Münchener Markenagentur Brandoffice
Musik spielt im Hintergrund. An einem der kleinen
Carlo und Hannes sind für die Videoaufzeichnung
verantwortlich, die von jedem Vortrag gemacht
gaben dabei profilierte und bundesweit anerkannte Referenten in drei öffentlichen Vorträgen an der HfK Einblick in die Strategien eines erfolgreichen
Holztische hat sich eine energische Diskussion
wird, um sie später auf der link-Website als Podcast
ergeben. Um ihn herum sitzen vier Studenten und
zum Download anzubieten. Johannes, Anna und
Vivien bereiten den Raum vor und gestalten die
en Standpunkt erarbeiten können. « Carlo klingt
überzeugt bei diesen Worten. » Durch die Organisation, die im Grunde sehr viel Zeit in Anspruch
nimmt — Raum finden, Redner kontaktieren, Ter-
Ankündigungen. Keine leichte Aufgabe, in der von
mine abstimmen, Themen planen, Ankündigungen
Postern und Flyern übersättigten HfK noch aufzufal-
entwerfen —, lernen wir jedoch am meisten. Gerade
len. Deswegen lassen sich die sechs auch immer wieder
die Besprechungen im Team, die Abstimmung — wer
kleine Gruppe, die es sich zum Ziel gesetzt hat, » den
spannende Lösungen zur Ankündigung ihrer Vor-
macht was — sind wichtige, unersetzbare Erfah-
Mythos des Design-Stars zu demaskieren «. Die
kleine Gruppe um Alexander Böll wirkt souverän.
Gerade werden die möglichen Gäste für 2008
diskutiert. Petr van Blokland, der an der KABK in
Den Haag unterrichtet und unter anderem durch
träge einfallen — und meistens klappt das auch. link
rungen. Damit immer alle auf dem gleichen Stand
scheint ein gut funktionierendes Team zu sein, ob-
sind, treffen wir uns regelmäßig einmal pro Woche.
wohl sich die Zusammensetzung jährlich ändert
Es ist 11 Uhr morgens. Die Sonne scheint durch die
zwei Studentinnen aus dem Studiengang Integriertes Design. Es fallen Begriffe wie » Haltung «,
» Nachhaltigkeit « und » kritischer Diskurs «. Es ist
die studentische Arbeitsgemeinschaft » link «, eine
seine Schrift » Proforma « bekannt sein dürfte, sowie
Frank Blokland, Gründer der Dutch Type Library
und ebenfalls Professor an der KABK, sind für
das Frühjahr 2008 eingeplant. Ali, wie Alexander
gerne genannt wird, kümmert sich dieses Mal
— bis auf Ali, der die AG vor drei Jahren mit Rasmus
Giesel gründete und seitdem mit Herzblut dabei
ist. Warum aber opfern sechs Studenten ihre Zeit
und Nerven, um neben dem Studium Vorträge
und Workshops zu organisieren? Aus Idealismus?
Eigennutz? Nächstenliebe? » The greater good «?
Aus all diesen Gründen! link versteht sich als
erfolgreiche Unternehmensführung immer wichtiger. « Eine hochkarätige Vortragsreihe an der Hochschule für Künste Bremen behandelte das Thema » Marke «
Markenmanagements.
r
Jürgen Kindervater
Spezialist Markenimplementierung
Andreas Heim
Spezialist Markenstrategie
Heiko Dertinger
Spezialist Markenkreation
Früher langjähriger Kommunikationsdirektor der
Deutschen Telekom und Aufsichtsratsvorsitzender
Früher internationaler Brand Manager bei adidas;
Geschäftsführer Kreation bei Brandoffice Marken-
danach bei Interbrand München zunächst für BMW,
beratung, München. Zuvor bei Interbrand München
dann hauptsächlich für das Loewe-Mandat ver-
für die Betreuung des BMW-Group-Mandats mit den
antwortlich. » Grundlagen Markenmanagement: Fall-
Marken BMW, MINI verantwortlich. » Bilder machen
Außerhalb dieser Treffen kommunizieren wir
hauptsächlich über eine Online-Plattform, auf der
der De Te Medien. Danach als freier Markenberater u. a. zuständig für Loewe, REHAU, Tessloff,
DasTelefonbuch. » Grundlagen Markenmanagement: Fallstudie Loewe « In diesem Vortrag ging
studie BMW « Der Vortrag beschrieb die wichtigsten
Marken — Grundlagen Markenkreation « Der Vortrag
behandelte die Bedeutung von Leitbildern für
dann alle Einträge auch archiviert werden. « Der
es um die wichtigsten Erfolgsfaktoren des Marken-
Erfolgsfaktoren des Markenmanagements am Beispiel BMW. Der Marke gelang in den vergangenen
Aufwand scheint sich zu lohnen, denn unter den
managements am Beispiel Loewe. Das Unternehmen
und realen Erlebniswelten; die Konsequenzen für
bisherigen link-Gästen finden sich unter anderem
Namen wie: Aram Bartholl, Ruedi Baur, Peter Bialo-
befand sich im Jahr 2004 in einer schwierigen
Unternehmenssituation. Innerhalb von nur drei
30 Jahren ein beispielhafter Aufstieg zur führenden
Premium Automobilmarke. r
brzeski, Filip Blažek, Renate Gruber, Klaus Hesse,
Jahren gelang der Marke ein vielfach ausgezeichnetes
Eike König, Mike Meiré und Nick Nostitz.
r
Auf link.hfk-bremen.de finden sich Informationen über aktuelle
Vorträge, der entsprechende RSS-Feed kann dort ebenfalls abonniert
werden. Außerdem gibt es einen Videopodcast, der Vorträge und
Workshops von link dokumentiert. Einige Vorträge der vergangenen
zwei Semester können bereits angesehen werden.
link ist in diesem Semester: Alexander Böll, Johannes Ellmer, Carlo
Grabowski, Hannes Hanisch, Anna Maria Müller und Vivien Anders.
Comeback.
r
Marken; das Verhältnis zwischen abstrakten Werten
das Verständnis von Kreativität bei der Gestaltung
von Marken.
r
campus 00 freunde 0 122 – 123
personalia
Hochschulleitung und Verwaltung
Prof. Andrea Rauschenbusch
( CI/CD, Kommunikationsgestaltung )
Prof. Peter von Maydell
( Interface-Design )
wurde auf Vorschlag des Rektors vom Akademischen
wurde zum neuen Dekan im Fachbereich Kunst und
Senat zur neuen Konrektorin der Hochschule für
Künste Bremen gewählt. Andrea Rauschenbusch
hatte von 1995 bis 2001 einen Lehrauftrag an
der FH Hannover, FB Design und Medien. Von
2000 bis 2005 folgte eine Professur für Visuelle
Design der HfK gewählt. Peter von Maydell ist seit
Kommunikation an der FH Münster, FB Design. Im
Oktober 2005 wurde sie als Professorin für Kommunikationsgestaltung, CI/CD, an die Hochschule
für Künste Bremen berufen.
2004 an der HfK Bremen.
Dörthe Warneke
( Wissenschaftliche Mitarbeiterin )
Oratorium in Berlin « ). Ab 1995 wissenschaftlicher
Assistent am Musikwissenschaftlichen Seminar der
Universität Münster; 1998 beurlaubt für ein
Habilitationsstipendium des DAAD, Forschungsaufenthalt in Spanien. 1999 Habilitation in Münster
( » Musik am Hofe Karls V. « ) und ab 2000 Hochschuldozent am Musikwissenschaftlichen Institut
der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Dort Mitglied des Graduiertenkollegs » Ars und scientia
im Mittelalter und der Frühen Neuzeit «. Von 2005
übernahm das Amt der Studiendekanin. Bis dahin
bis 2007 Vertretung des Lehrstuhls für Musikwissen-
war sie Referentin für Hochschulentwicklungspla-
schaft an der Hochschule für Künste Bremen. 2006
nung an der HfK Bremen.
Preisträger im Bundeswettbewerb » Geist begeistert «
zum Jahr der Geisteswissenschaften.
Prof. Andreas Gürsching
( Musiktheorie )
Roland Kerstein
(Wissensch. Mitarbeiter AV-Medien/Mediengestaltung)
wurde im Fachbereich Musik der HfK in seinem Amt
wurde neuer stellvertretender Dekan. Viele Jahre
Gastprofessor an der HfK, seit 2007 hauptamtlich
wurde für einen Lehrauftrag im Bereich Kommu-
als Dekan bestätigt. Er ist seit 2005 Dekan im FB
Musik und seit 1998 an der Hochschule für Künste.
beschäftigt.
Rauschenbusch betreut er u. a. das studentische
Gestalterteam für die aktuelle Ausgabe der VIER.
Prof. Dr. Barbara Stiller
( Elementare Musikpädagogik EMP )
wurde ebenfalls als Studiendekanin wiedergewählt.
nikationsdesign gewonnen. In Vertretung für Andrea
Mario Lombardo arbeitet seit 2000 als Art Director
Klaus Schloesser
Schleswig-Holstein-Musik-Festivals. 2000 übernahm
wurde neuer Leiter des Referats Marketing und
Öffentlichkeitsarbeit an der HfK. Bisher fungierte
er als Sprecher des Senats der Freien Hansestadt
sie die Projektleitung für die » Initiative Konzerte für
Bremen.
Sie ist Gründerin der Kindermusikwerkstatt des
Mario Lombardo
Kinder « der Jeunesses Musicales Deutschland. Seit
und hat seit 2002 verschiedene Lehraufträge an
Designhochschulen und -instituten übernommen.
Insgesamt hat er bisher über 50 nationale und
internationale Design-Awards gewonnen, darunter
den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland,
den Red Dot Award, den Young Guns Award,
Australia, und den Creative Club Austria.
2002 ist sie Professorin an der HfK Bremen.
Detlef Bratschke
Korrepetition, Klavierbegleitung, Partiturspiel
Andrea Albrecht
Prof. Dr. Hans Davidsson
trat neu in die Fachbereichsverwaltung des Fach-
ist seit Oktober 2007 Professor im Fach Orgel an
der HfK. Hans Davidsson, Jahrgang 1958, war
eine der treibenden Kräfte bei der Gründung des
Orgel-Forschungszentrums GOArt in Göteborg,
Schweden. Er lebt in Rochester, NY, wo er Orgel
an der Eastman School of Music lehrt und als
Project Director der Eastman-Rochester-OrgelInitiative tätig ist. Davidsson studierte Orgel an
der Universität Göteborg bei Hans Fagius und
Rune Wåhlberg. Später verbrachte er drei Jahre
am Sweelinck-Konservatorium Amsterdam und
studierte bei Jacques Van Oortmerssen. Er begann
1986, an der Göteborg University Orgel zu lehren,
und wurde 1988 Professor. Von 1995 bis 2000 war
bereichs Kunst und Design ein.
wurde neuer stellvertretenden Dekan. Einen Schwerpunkt seiner vielfältigen künstlerischen Tätigkeit
bildet die Leitung des Orlando di Lasso Ensembles,
welches mit den Schallplattenpreisen Echo Klassik,
Neu in der Lehre
Diapason d‘Or de l‘Année sowie den Cannes Classi-
Prof. Dr. Michael Zywietz
cal Award 2000 ausgezeichnet wurde.
wurde zum » Professor an einer Kunsthochschule «
für das Fach » Musikwissenschaft « berufen. Bisher
Prof. Peter W. Schaefer
( Freie Kunst )
Der bisherige Dekan des Fachbereichs Kunst und
Design schied altersbedingt aus dem Amt. Peter
Schaefer wurde 1974 an die damalige Hochschule
für Gestaltende Kunst und Musik für die Fächer
Malerei, Zeichnung und Druckgrafik berufen und
war von 2003 bis 2007 Dekan.
war er Vertretungsprofessor an der Hochschule
für Künste. Michael Zywietz, Jahrgang 1964, studierte
das künstlerische Hauptfach Orgel an der RobertSchumann-Hochschule Düsseldorf ( Abschluss
mit dem Diplom ) und Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie an den Universitäten in
Bochum und Münster. 1995 Promotion bei Klaus
Hortschansky an der Westfälischen Wilhelms-
der führenden Forschungsstätte für Orgelbau und
Aufführungspraxis. 2001 wurde er zum Professor
Universität Münster ( » Adolf Bernhard Marx und das
Im Januar 2004 erhielt er die King’s-Medaille für
er Direktor des Göteborg Organ Art Center, GOArt,
für Orgel an der Eastman School of Music ernannt.
campus 00 ruhm & ehre 0 124 – 125
» significant accomplishments in musicology and
als Korrepetitorin an verschiedenen Konservatorien
Praxis « im Schwerpunkt Design. 1971 bis 1975, in
music, primarily in the fields of organ research and
in der Schweiz. Von 2003 bis 2005 war sie am
der Zeit am Ende der Studentenbewegung, leitete er
organ education « 2001 wurde er zum Professor für
musikwissenschaftlichen Institut in Basel tätig, seit
die damalige Hochschule für Gestaltung als Rektor
Orgel an der Eastman School of Music ernannt.
2002 ist sie wissenschaftliche Assistentin an der
und von 1991 bis 1999 war er Konrektor der HfK für
internationale Angelegenheiten.
Schola Cantorum, wo sie auch Paläografie und ( als
Assistenz ) Musikgeschichte unterrichtet. Im Moment
Angelika Moths
begann ihre Unterrichtstätigkeit als Vertretungsprofessorin für das Fach » Theorie der Alten Musik «.
plant sie ihre Dissertation bei David Fallows. Als
Musikerin ist sie mit verschiedenen Ensembles im
In- und Ausland tätig.
Angelika Moths ( Cembalo, Orgel, Qânun ) studierte
Cembalo am Koninklijk Conservatorium in Den
Haag, wo sie bei Tini Mathot und Ton Koopman
diplomierte, Generalbass bei Jesper Christensen
und » Theorie der Alten Musik « an der Schola
Cantorum in Basel sowie Musik-, Kunst- und
Islamwissenschaft an der dortigen Universität,
wobei ihre Schwerpunkte im Bereich der Musik
des Mittelalters, der französischen Chanson des
15. Jahrhunderts, der Seconda Pratica und der
arabischen Musiktheorie lagen. Sie arbeitete
als Lehrbeauftragte für Paläografie an der FelixMendelssohn-Bartholdy-Hochschule in Leipzig und
Prof. Hans-Dieter Laub 4.5.1936 — 20.11.2007
Als Professor für Umweltanalyse und Wirtschaftsökonomie, speziell Stadtgeografie und Politologie,
lehrte er vom 1.7.1970 bis 31.7.2001 an der Hochschule
In memoriam
für Künste Bremen.
Prof. Dieter Peppel 28.2.1937 — 21.9.2006
Prof. Hermann Ludwig Degkwitz 29.8.1921 – 8.12.2007
Er war ein streitbarer Geist von analytischer
An der damaligen Hochschule für Gestaltende Kunst
Schärfe, ein mitreißender Redner und eine beliebte
und Musik war er Professor im Bereich Grafikdesign für
das Aufgabengebiet Entwurf ( Layout ) und Zeichnen.
Lehrerpersönlichkeit. Dieter Peppel studierte
Romanistik, Kunstgeschichte und Philosophie, er
lehrte seit 1966 zunächst als Dozent, von 1979 bis
2002 als Professor an der Hochschule für Künste
Bremen » Theorie und Geschichte ästhetischer
Seine Lehrtätigkeit währte vom 1.9.1974 bis zum
31.8.1986.
auszeichnungen
[1]
Art
Music
Design
DAAD-Preise
Kunstpreis des Freundeskreises der Hochschule für
Künste Bremen
Kulturförderpreis in der Sparte Musik der Kultur-
[ 3 ] » 29. Internationaler Kunstpreis der Stadt Hollfeld «
vereinigung ARTS Traunstein e. V.
Hauptpreisträger, Hollfeld/Bayreuth
Auszeichnung als » Ort im Land der Ideen « 2008
DAAD-Preis
DAAD - Stipendium als Studienabschlussbeihilfe
dilettantin produktionsbüro Anneli Käsmayr, Jenny Kropp
Anna Jandt, Claudio Heidorn, Alberta Niemann
Projekt Hotel
Barbara Heindlmeier, Blockflöte ( Betreuung: Prof. Han Tol )
Johann Büsen Das :i/i/d Institut für Integriertes Design an der
Camille Savage-Kroll, Musikerziehung, Zusatzstu-
Jae-Lim Yi, Integriertes Design www.johannbuesen.de
( Betreuung: Prof. Andrea Rauschenbusch )
Hochschule für Künste
dium Elementare Musikpädagogik
Ehrenmitglied im Bund Deutscher Designer BDD
DAAD-Stipendium mit Betreuungsleistung
der HfK + DAAD
Prof. Fritz Haase Ineta Karova, Musikerziehung, Gesang Ayumi Yoshikawa, Integriertes Design Matching Funds-Stipendium des Freundeskreises
1. Preis im Lions-Musikwettbewerb 2007 im Distrikt
Auszeichnung im BraunPreis für junge Produkt-
Imke-Folkerts-Preis 2007
Niedersachsen-Bremen
Designer
Daniel Behrendt ( Betreuung: Prof. Karin Kneffel )
Joo Yeon Park, Klavier ( Betreuung: Christiane Petersen )
Joung Myung Lee Idee und Gestaltung seines Laptops » X-Wing «
Red Dot Award 2007, Deutscher Preis 3D, Nomi-
( Betreuung: Prof. Andreas Kramer, Prof. Peter von
Award, Chicago für die Badserie » akua «
DAAD - Studienabschlussbeihilfe
Prof. Detlef Rahe rahe+rahe design Bremen/Göteborg
Hana Ryndová, Gitarre Maydell )
[ 1 ] Kunstförderpreis der Loge zum Silbernen
Schlüssel
» silber award « beim output-wettbewerb
Felix Rehfeld ( Betreuung: Prof. Karin Kneffel )
recorder prfl ntrmd 906 team Mainteam: Alexander Böll, Johannes Ellmer, Carlo
Grabowski, Dirk Ostkamp, Christian Heinz
[ 2 ] Bremer Videokunst-Förderpreis
Support Text und Bild: Ingo Schmid, Charlotte
Schmid, Anna Schilling, Pia Niewöhner, Susi
Stephane Leonard Konzept zur Arbeit New York Street Ensemble
(Arbeitstitel)
( Betreuung: Prof. Paco Knöller )
nierung zur » Die goldene Flamme 07 «, Good Design
Petzold
[2]
www.realtimerecorder.com
Matching Funds-Stipendium des Freundeskreises
Hochschulinterner Plakatwettbewerb zur Literarischen Woche 2008 der Rudolf-Alexander-SchröderStiftung
Saana Väisänen ( 1. Preis ) Klaas Seekamp ( 2. Preis )
Kerstin Hülsmeyer ( 3. Preis )
( Betreuung: Prof. Eckhard Jung )
der HfK + DAAD
Johanna Vargas-Iregui, Gesang DAAD-Stipendium mit Betreuungsleistung
Joung Myung Lee, Integriertes Design [3]
MEDIENKOMPETENZ KILLERSPIELE KONVERGENZ SUCHTVERHALTEN FREIZEITBESCHÄFTIGUNG DIGITALE WIRKLICHKEIT AVATARISIERUNG SPIELWEISEN FORSCHUNGSERGEBNISSE EMOTIONEN VIRTUELLE REALITÄT SERIOUS GAMES SIMULATIONEN SPIELKULTUR WIRTSCHAFTSFAKTOR INNOVATIONSMOTOR MARKTSTRATEGIEN
ZEITGEIST GLAUBWÜRDIGKEIT ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN STORYLINE LERNSPIELE
UNCANNY VALLEY BRANCHENTRENDS PSYCHOLOGIE KREATIVWIRTSCHAFT JUGENDSCHUTZ KÜNSTLICHE INTELLIGENZ IMMERSION MEDIENWIRKUNGSFORSCHUNG ZIELGRUPPEN MEDIENKOMPETENZ KILLERSPIELE KONVERGENZ SUCHTVERHALTEN FREIZEITBESCHÄFTIGUNG DIGITALE WIRKLICHKEIT AVATARISIERUNG SPIELWEISEN FORSCHUNGSERGEBNISSE BRANCHENTRENDS VIRTUELLE REALITÄT SERIOUS GAMES
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Hille Perl / Lee Santana, SonyBMG Eine Sammlung brillanter Charakterstücke des
großen Gambenvirtuosen Marin Marais. Im
Mittelpunkt stehen Werke mit programmatischen
und persönlichen Bezügen wie » Tombeau pour Monsieur de Lully « oder » Le Tourbillon «
Bremer Barock Consort, Manfred Cordes cpo 777 327-2
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Einwurf 05 » Apokalypse. Visionen von Untergang und Erlösung «, Manfred Cordes, Peter Rautmann, ISBN 978-3-89757-368-0; Einwurf 06 » Geometrie, Kunst und
Wissenschaft «, Oliver Niewiadomski, ISBN 978-3-89757-366-6; » Machines as Agency. Artistic Perspectives «, Christoph Lischka, Andrea Sick, ISBN 3-89942-646-0;
Künstler in der Lehre, Elke Bippus, Michael Glasmeier, ISBN 978-3-86572-411-3; Fashion Body Cult, Elke Bippus, Dorothea Mink, ISBN 978-3-89790-264-0
[email protected]
Vielen Dank für die aktuelle Ausgabe der » Vier «. Ein sehr schönes Magazin. Es ist schön zu sehen, wie sich das Magazin entwickelt. Hiermit also unsere
Hochachtung vor dem Design und ein großes Kompliment an Dich und das Team.
Thees 0 Zitromat Berlin
Komme gerade aus dem Urlaub den ersten Tag ins Atelier zurück und finde diese formidable Ausgabe in der Post und beginne zu blättern … unterbreche kurz den
Plan, anstehende Projekte zu sichten und zu organisieren. … tolle Arbeit! Ich freue mich, dass an meiner ehemaligen Studienstätte so viel Liebe und gestalterisches
Engagement existiert und alle Bereiche mit dem Leben und Alltag verbunden werden.
Hans Joachim Kubowitz 0 luxsiebenzwo, Werkstatt für Kommunikation und Gestaltung Köln
Ganz herzlichen Dank für die Zusendung der Bremer Hochschulmagazine VIER. Ihr Magazin ist absolut faszinierend, phantastisch und ganz am Puls der Zeit.
Kollegiale und durchaus bewundernde Grüße aus Stuttgart.
Jörg Schmidt 0 Künstlerisches Betriebsbüro, Pressestelle Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
E-MAIL AN:
[email protected]
BETREFF: »ABO«
WWW.MAGAZIN.ELECTRONIC-ARTS.DE
www.muehlhausmoers.de
4 AUSGABEN FÜR 15 EURO
INKLUSIVE VERSAND.
Hallo VIER, da ich euer Magazin besonders gern in der Badewanne lese, habe ich mich sehr geärgert, dass der Artikel zu den Hochschultagen mal wieder gestürzt
gedruckt war, so ist das Magazin leider zur Hälfte versunken.
Wilfried Ackermann 0 Chief of Permanent Outgoing Incoming, Bureau Carden, Sydney
Ich mache gerade ein Layout-Praktikum in Leipzig und die Grafikerin drückte mir euer Magazin in die Hand. Es ist sehr kreativ gemacht! Gestalterisch wie auch
die schön zu lesenden Texte. Macht auf jeden Fall Geschmack auf mehr!
Luise Albrecht 0 Magdeburg
campus 00 index 0 128 – 129
index
Autoren- und Projektinformationen
Schlömer, Sandra Karsch, Sebastian Hünnefeld 0 Bionik/HS Bremen: Ivo Neumann, Nils Owsianowski 0 Integriertes Design/HfK Bremen: Joung Myung Lee, Steffen Gramsch 0 Gruppe
LMNT: Wirtschaftsingenieurwesen, Universität Bremen: Lina Chan, Ulf Hamster, Christian von Roden 0 Bionik, Hochschule Bremen: Phillip Glockner, Stefan Reußenzehn 0 Integriertes Design, Hochschule für Künste Bremen: Wolfram Behrend 0 Gruppe CLASP: Wirtschaftingenieurwesen/Universität Bremen: Tammo Berner/Cenk Hamatoglu, Teoman Kaya/Rafael
Nachwuchs
Lipinski 0 Bionik/Hochschule Bremen: Tobias Funke/Simon Ruediger 0 Integriertes Design/Hochschule für Künste Bremen: Alex Schaefer
Seite 06 0 Kreativität und Gehirn 0 Autor: Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth, Universität Bremen, Institut für Gehirnforschung 0 Kontakt: [email protected] 0 Foto: Shushi Li, Eike Harder
Seite 16 0 Musik kann viel mehr 0 Autoren: Dag Neven Befeld, Student Fachjournalismus HS Bremen; Angela Neumann, Studentin Fachjournalismus HS Bremen 0 Kontakt: [email protected];
[email protected]
Seite 18 0 Der junge Mann und das Saxophon 0 Autorin: Angela Neumann, Studentin Fachjournalismus HS Bremen 0 Kontakt: [email protected]
Seite 20 0 Ganz normale Hochbegabte 0 Autor: Dag Neven Befeld, Student Fachjournalismus HS Bremen 0 Kontakt: [email protected]
Campus
Seite 86 0 Expand Your World 0 Foto: Nesma Reda Mahmoud, Manar Gamal Mohamed, Maha Said Mohamed Ali, Mona Osama Mohamed, Olga Esau, Jokob Schneider,
Seite 21 0 Musik gegen Sprachlosigkeit 0
Luisa Maschke 0 Projekt: VIER, das Magazin der HfK 0 Kontakt: [email protected] 0 Betreuung: Prof. Andrea Rauschenbusch, CI/CD, Kommunikationsgestaltung
Autor: Prof. Thomas Krämer, Musiktheorie, ehem. Rektor der Musikhochschule des Saarlandes 0 Kontakt: [email protected] 0 Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von
Seite 88 0 Nachhaltiger Erfolg 0 Autor: Andreas Lieberg, Gitarre, HfK Bremen 0 Kontakt: [email protected] 0 Projekt: Podiumsreihe im Haus im Park 0 Foto: Frank
» Forschung und Lehre «
Seite 22 0 Process — Please 0 Autor: VIER 0 Collage: VIER 0 Material: Jeferson Andrade, Eva Baramsky, Harm Coordes, Irina Gilgen, Irene Joa, Annika Nagel, Julia
Preckel, Catharina Prinke, Marieke-Sophie Schmidt, Johanna Werner, Gerrit Wolters
Design, HfK Bremen 0 Kontakt: [email protected]
[email protected]
Seite 30 0 Zu wenig Nachwuchs, mehr Wettbewerb 0 Autorin: Christina Loock, Studentin Integriertes
Seite 32 0 Lust am Forschen 0 Autorin: Bianka Hofmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Uni Bremen 0 Kontakt:
Seite 33 0 Kunst gehört zu meinem Leben 0 Autor: Klaus Schloesser, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit HfK Bremen 0 Kontakt: [email protected]
Seite 34 0 Eine Prise Gestaltung in der Bildungssuppe 0 Autor: Michael Neser, Pressesprecher Fuenfwerken 0 Kontakt: [email protected]
Pusch
Seite 90 0 Allrounder mit unterschiedlichem Schwerpunkt 0 Autor: Mischa Wahed, Student Fachjournalismus HS Bremen 0 Kontakt: [email protected] 0
Foto: VIER
VIER
Seite 92 0 Als Musiker ist man immer Einzelkämpfer 0 Autor: Mischa Wahed, Student Fachjournalismus HS Bremen 0 Kontakt: [email protected] 0 Foto:
Seite 94 0 Constructed Mind in Starcatcher Time 0 Autorin: Isa Griese 0 Kontakt: [email protected] 0 Betreuung: Prof. Ursula Zillig 0 Foto: Tobias Gratz 0
Kontakt: [email protected]
Seite 99 0 ... und in Zukunft 0 Autorin: Prof. Dorothea Mink, Modedesign, Experimenteller Entwurf, HfK Bremen 0 Kontakt: [email protected]
Seite 102 0 Vom Tutu zum Objektiv 0 Autorin: Karolina Widera, Studentin Fachjournalismus HS Bremen 0 Kontakt: [email protected] 0 Foto: Esther Haase 0 Kontakt:
[email protected]
Art
Seite 103 0 Wie man mit Mode Karriere macht 0 Autor: Jan Erik Förster, Student Fachjournalismus HS Bremen 0 Kontakt: [email protected]
Seite 104 0 Mode und Körper in der Fotografie 0 Autorin: Prof. Dorothea Mink, Modedesign, Experimenteller Entwurf, HfK Bremen 0 Kontakt: [email protected] 0 Dank an Wolfgang
Seite 38 0 Hotel im Ufo 0 Autor: Klaus Schloesser, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit HfK Bremen 0 Kontakt: [email protected] 0 Projekt: Hotel 0 Teilnehmer:
dilettantin produktionsbüro: Anneli Käsmayr, Jenny Kropp, Anna Jandt, Claudio Heidorn, Alberta Niemann
Seite 41 0 Über Umwege ans Ziel 0 Julian Thiel, Erik Rossel, Studenten
Fachjournalismus HS Bremen 0 Kontakt: [email protected], [email protected]
Zurborn, Dozent für Fotografie, Matthias Hempe und Matthias Schneege, Werkstattleiter Fotografie für die Unterstützung bei der Realisierung. 0 Collage: VIER
Seite 108 0 Connected
with Cairo 0 Autorin: Prof. Andrea Rauschenbusch, CI/CD, Kommunikationsgestaltung 0 Kontakt: [email protected]; www.beyond-identity.com 0 Projekt : Connected with
Cairo — Beyond Identity Project Part 1 0 Foto: Vivien Anders, Christian Heinz, Sam-Chill Park, Prof. Andrea Rauschenbusch, Sandy Volz 0 Betreuung: Prof. Andrea Rauschenbusch,
Prof. Fritz Vehring, Sarah Hillebrecht, Ute A. Fischer, Prof. Dr. Shawky Hafez, Dr. Amany Fawzy 0 Teilnehmer: ( Ägyptische und deutsche ) Esraa Adel, Hoda Ahmed, Marwa Ali, Islam
Music
Aly, Heba El Aziz, Ahmed Basioni, Jasmeen Fawzy, Mohamed Yehiah Abd El Kader, Ayah Mohamed-Hany, Haitham Mohamed, Shady El Noshocaty, Yasmin Rashid, Mohammed
Seite 46 0 Kapitäne und Kantoren 0 Autor: Prof. Dr. Manfred Cordes, Theorie Alte Musik, HfK Bremen 0 Kontakt: [email protected] 0 Projekt: Kapitäne und Kantoren,
Saad Showman, Salma al Sisy, Abd Allah Sabry, Nessreen Youssef, Maged Zaki; Vivien Anders, Hayat Derfoufi, Ute A. Fischer, Judith Gärtner, Christian Heinz, Lisa Kreutzer, Nina
Barockmusik aus Hamburg 0 Collage: VIER 0 Betreuung: Prof. Dr. Manfred Cordes 0 Teilnehmer: Solisten: Dorothee Mields, Sopran; Ulrike Hofbauer, Sopran; Monika Mauch, Sopran;
Kruse, Lu Thi Hong Nguyen, Sam-Chill Park, Gregor Schreiter, Philipp Schwarzer, Marie-Luise Schweitzer, Sandy Volz, Doris Weinberger, Mei-Shiu Winde-Lu
Hans Jörg Mammel, Tenor; Dominik Wörner, Bass; Capella: Julie Comparini, Alt; Mirko Ludwig, Tenor; Carsten Crüger, Bass; Orchester: Irmgard Schaller, Violine; Anna Melkonyan;
Privilg der entwickelten Welt 0 Autorin: Mirjam Platz 0 Kontakt: [email protected] 0 Foto: Mirjam Platz
Seite 114 0 Design — Ein
Seite 116 0 Berge nach Norwegen tragen 0 Autorinnen: Marina Steinacker,
Angelika Bellin; Katharina Krüger-Magiera; Ursula Ros; Irina Kisselova; Ingrid Richter; Esther van Stralen, Viola; Christine Moran; Inka Döring, Violoncello; Frauke Hess, Violone; Xenia
Susanne Katharina Willand, Studentinnen Freie Kunst, HfK Bremen 0 Kontakt: [email protected] 0 Projekt: H. A. Bockmeyer-Reisestipendium/Norwegen 0 Foto: Marina
Löffler, Oboe; Marie-Therese Becker, Oboe; Christian Beuse, Fagott; Ab Koster, Horn; Laila Dommel; Sarah Möller, Querpfeife; Stefan Gawlick, Pauke/Trommel; Silke Schulze, Quartflöte;
Steinacker, Susanne Katharina Willand
Thomas Ihlenfeldt, Chitarrone; Jörg Jacobi, Cembalo/Orgel
[email protected]
Seite 48 0 Telemann in Hamburg 0 Autor: Veronika Greuel, Wissenschaftliche Mitarbeiterin HfK Bremen 0 Kontakt:
Seite 50 0 Rotes Licht, Stille 0 Autorin: Luise Manske, Studentin, Künstlerische Ausbildung, Alte Musik 0 Kontakt: [email protected] 0 Projekt:
CD-Produktion 0 Collage: VIER 0 Betreuung: Prof. Dr. Manfred Cordes 0 Teilnehmer: Margaret Hunter, Manja Stephan, Marja Weyrauch, Elisabet Muro, Moritz von Cube, Mirko
Seite 120 0 Den Mythos des Design-Stars demaskieren 0 Autor: link 0 Kontakt: [email protected] 0 Projekt: link 0 Foto: VIER 0 Betreuung:
Prof. Andrea Rauschenbusch, CI/CD, Kommunikationsgestaltung 0 Teilnehmer: Alexander Böll, Johannes Ellmer, Carlo Grabowski, Hannes Hanisch, Anna Maria Müller, Vivien Anders
Seite 121 0 Gäste an der HfK 0 Autor: Klaus Schloesser, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit HfK Bremen 0 Kontakt: [email protected] 0 Collage: VIER
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10.12.2007
14:13 Uhr
Seite 1
Ludwig, Carsten Krüger, Boglárka Baykov, Luise Manske, Hanna Paier, Silke Schulze, Claire Bracher, Christian Heim, Frauke Hess, Marthe Perl, Margit Schultheiß, Rhonda Edgington
Seite 52 0 Kulturelle Bildung von Anfang an 0 Autorin: Prof. Dr. Barbara Stiller, Elementare Musik Pädagogik, HfK Bremen 0 Kontakt: [email protected]
Seite 54 0 Abenteuer
Musik 0 Autor: Prof. Erwin Koch-Raphael, Musiktheorie, Komposition, HfK Bremen 0 Kontakt: [email protected] 0 Projekt: Schulprojekt » ambi « in Bremerhaven 0 Foto: Erwin
Koch-Raphael 0 Ein Fest für Blockflöten 0 Autorin: Dörthe Nienstedt, Dozentin Musikerziehung, HfK Bremen 0 Kontakt: [email protected]
Seite 55 0 The Joy of Toy 0 Autor: Klaus
Schloesser, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit HfK Bremen 0 Kontakt: [email protected] Musik
Design
Seite 58 0 Willkommen im Leben 0 Autor: Thorsten Konrad 0 Kontakt: [email protected]
für Bühnenbildner, Dirigenten,
Dramaturgen, Komponisten,
Kulturmanager, Regisseure
Stipendium 2008 – 2010
Seite 60 0 Mo Stadt 0 Autor: Feipeng Jiang, Student Integriertes Design,
HfK Bremen 0 Kontakt: [email protected] 0 Projekt: Diplomarbeit 0 Foto: Feipeng Jiang 0 Betreuung: Prof. Bernd Bexte, Kommunikationsdesign, Illustration, HfK Bremen
Seite 62 0 Richard Wagner und die Raketenabwehr 0 Autor: Prof. Roland Lambrette, Temporäre Architektur, HfK Bremen 0 Kontakt: [email protected]
Akademie Musikt heater
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Seite 63 0 Räume
verbinden 0 Autor: Marius Bell 0 Kontakt: www.marius-bell.com 0 Projekt: Diplomarbeit 0 Foto: Marius Bell 0 Betreuung: Prof. Roland Lambrette, Temporäre Architektur, HfK
Bremen
Seite 64 0 Die Geschichte der Szenografie 0 Autor: Dirk Ostkamp, Student Integriertes Design, HfK Bremen 0 Kontakt: www.dirkostkamp.de 0 Projekt: Diplomarbeit 0 Foto:
Dörte Haupt 0 Betreuung: Prof. Roland Lambrette, Temporäre Architektur, HfK Bremen
Seite 66 0 Die Freiheit der anderen 0 Autorin: Bianca Holtschke, Studentin Integriertes
Design 0 Kontakt: [email protected] 0 Foto: Bianca Holtschke 0 Betreuung: Prof. Eckhard Jung, Typografie, HfK Bremen
Theory
Seite 70 0 Künstler als Wissenschaftler und Kunsthistoriker 0 Autor: Prof. Dr. Michael Glasmeier, Theorie und Geschichte ästhetischer Praxis, Kunstwissenschaft, HfK Bremen 0
Kontakt: [email protected] 0 Projekt: Symposium
Seite 75 0 Buxtehude jenseits der Orgel 0 Autor: Prof. Dr. Michael Zywietz, Musikwissenschaft, HfK Bremen 0 Kontakt:
[email protected] 0 Projekt: Symposium
Interdisziplinär
G
UN
B
R
E
BEW BIS
08
I 20
A
M
31.
Seite 78 0 The Turn of the Screw 0 Autoren: Prof. Gabriele Schreckenbach, Gesang, HfK Bremen, Prof. Kai Lehmann, Schnittkonstruktion und Gestaltung, HfK Bremen 0 Kontakt:
[email protected], [email protected] 0 Projekt: Sommeroper der HfK 0 Foto: Eike Harder, Tim Klausing 0 Teilnehmer: Renato Grünig ( Regie ), Ulrich Sprenger
( Musikalische Leitung ), Prof. Esther van Stralen, Prof.Thomas Klug, Prof. Alexander Baillie, Katja Jürgens, Heike Neugebauer, Prof. Kai Lehmann, Studierende des FB Musik ( Kammerorchester,
Opernklasse ), Studierenden des Fachbereichs Kunst und Design ( Bühne, Kostüme )
Seite 80 0 Ein Festival aller Künste 0 Autor: Prof. Dr. Nicolas Schalz, Musikwissenschaft, HfK Bremen
Kontakt: [email protected] 0 Projekt: Festival der Hochschule für Künste 0 Foto: Jens Lehmkühler 0 Teilnehmer: Elisabeth Champollion, Ute Fischer, Anselm B. Hötte, Karolin
Jäger, Prof. Eckhard Jung, Prof. Roland Lambrette, Amir Omerovic, Nuri Ovüc, Prof. Dr. Peter Rautmann, Prof. Alexander Sahoo, Prof. Peter Schäfer, Prof. Dr. Nico Schalz, Vivian Schlömer,
Eyke Schröder, Prof. Fritz Vehring, Lena Winkel
Seite 82 0 Was macht ein Fisch in der Fabrik? 0 Autor: Alex Schaefer, Student Integriertes Design, Mensch und Produkt 0 Kontakt:
[email protected] 0 Projekt: Interdisziplinäres Lehrprojekt » Bionics in progress « 0 Foto: Alex Schaefer, Steffen Gramsch, Wolfram Berend 0 Teilnehmer: 0 Betreuende
Professoren: Prof. Dr. Antonia Kesel, HS Bremen, Prof. Andreas Kramer, HfK, Prof. Dr. Dieter H. Müller, Dipl.-Ing. Thorsten Tietjen, Universität Bremen 0 Partner: Dr. Frank Boinski, Christian
Heßling/DaimlerChrysler AG , Thomas Brodbeck/Medienproduzent, Dr. Sascha Peters/Bremer Design GmbH 0 Entwicklungsgruppe 7: Wirtschaftingenieurwesen/Universität Bremen: Inga
Wir bieten
interdisziplinären Austausch, Inszenierungsbesuche,
Festivalbesuche, ein breites Netzwerk Musiktheaterbegeisterter, Unterstützung
bei praktischen Projekten
Wir suchen
musiktheaterbegeisterte, aufgeschlossene Persönlichkeiten,
die an Teamarbeit interessiert sind, in der Oper Verantwortung übernehmen
und Erfahrungen teilen möchten
Information und Bewerbung unter: www.musiktheater-heute.org
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JA 7 6
kalEndEr
21. Februar 2008
11. April 2008
24. April 2008
»Bürger-Captains-Music«
Telemanns musikalisches Schaffermahl
Konzertzyklus Kapitäne und Kantoren
Ausstellung
Bertrand Gadenne (zusammen mit dem Institut
Podium für Junge Talente
Konzert der Jungstudierenden der HfK
Hochschule für Künste, Dechanatstraße
(Ensemble Weser-Renaissance)
Kirche Unser Lieben Frauen
23. Februar 2008
»Pimp the mountains«
Ausstellung Marina Steinacker/Katharina Willand
Ergebnisse des Heinz Arnold BockmeyerReisestipendiums/Norwegen
Galerie der HfK, Dechanatstraße
3. April 2008
»Da der Sabbat vergangen war«
Österliche Festmusik von Thomas Selle
Konzertzyklus Kapitäne und Kantoren
(Ensemble Weser-Renaissance), Kirche St. Ansgari
7. April 2008
Vortrag Prof. Dr. Michael Zywietz
Français)
Galerie der HfK, Dechanatstraße
18. April 2008
Podium für Junge Talente
Konzert der Jungstudierenden der HfK
Musikschule Rotenburg/Wümme
8. Mai 2008
Öffentliches Ateliergespräch mit
Prof. Gabriele Schreckenbach, Gesang
(zusammen mit dem Freundeskreis der HfK)
Hochschule für Künste, Dechanatstraße
19. April 2008
Mai 2008
Symposion »Kunst und Hochschule«
Blockflötentag 2008
Hochschule für Künste, Dechanatstraße
(Zusammen mit der Gesellschaft für Aktuelle Kunst)
GAK, Teerhof
21.–27. April 2008
Correspondence
Internationales Kunstprojekt Cambridge,
Massachusetts—Lahore, Pakistan—Bremen,
Deutschland
Galerie der HfK, Dechanatstraße
»Die Oratorien Georg Friedrich Händels«
Haus der Wissenschaft
13.–15. Juni 2008
23. Forum Typografie
»Typografie zwischen Ulm und Amsterdam«
Hochschule für Künste, Speicher XI
23. Juni 2008
Vortrag Prof. Dr. Michael Zywietz
»Kirchenmusik und Nationalsozialismus«
Haus der Wissenschaft
imprEssum
herausgeBer
V.i.s.D.P.
Druck
Prof. Dr. Manfred Cordes [ Rektor HfK Bremen ]
Ralf Schneider, [email protected]
Stürken Druck GmbH & Co. KG,
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Saskia Burghardt, [email protected]
HfK Bremen, Referat für Marketing und Öffentlichkeits-
Eike Harder, [email protected]
arbeit, [email protected]
Stefan Kaetz, [email protected]
Matthias Keller, [email protected]
Steffen Vogt, [email protected]
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Dag Neven Befeld, Marius Bell, Prof. Dr. Manfred Cordes, Jiang
Arctic Paper, www.arcticpaper.com
Feipeng, Jan H. Förster, Prof. Dr. Michael Glasmeier, Veronika
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VORSCHAU VIER 06 Die nächste Ausgabe erscheint zum Ende des Sommersemesters Anfang Juli 2008. Unter anderem mit einer Dokumentation des
Symposiums zur »Freien Kunst« in der GAK Bremen im April 2008. Redaktionsschluss ist der 30. April 2008, Anzeigenschluss ist der 14. Mai 2008.
ILLUSTRATION Holger Fischer [ Cartoongruppe zum Thema »Nachwuchs« ]
BETREUUNG Prof. Bernd Bexte
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